Pleitegeier über Bergisch Gladbach
Pleitegeier über Bergisch Gladbach
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Seit Mitte Januar steht fest: Im Jahr 2010<br />
wird sich die desolate Finanzsituation<br />
der Stadt <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong> voraussichtlich<br />
erneut verschärfen. Mit einem<br />
strukturellen Minus von 33,5 Millionen euro<br />
zuzüglich drei Millionen euro für Steuersenkungen<br />
droht sich das Haushaltsdefizit gegen<strong>über</strong><br />
2009 zu verdreifachen. Bürgermeister<br />
Lutz Urbach spricht von der schwersten<br />
Haushaltskrise der Stadtgeschichte und votiert<br />
für einen rigiden Sparkurs: „wir müssen<br />
uns der bitteren wahrheit stellen und allen<br />
populistischen Forderungen nach Mehrausgaben<br />
ohne Deckungsvorschlag eine Absage<br />
erteilen.“<br />
steuerrückgänge schlagen zu buche<br />
Für die ergebnisverschlechterung von den<br />
zuerst veranschlagten 13,1 auf jetzt 33,5<br />
Millionen euro sind, so Kämmerer Jürgen<br />
Mumdey, im wesentlichen vier Positionen<br />
verantwortlich:<br />
• Der gesunkene Anteil an der einkommenssteuer<br />
belastet den teil-ergebnisplan Steuern/Abgaben<br />
um 7 Millionen euro.<br />
• Schlüsselzuweisungen bei den Steuern und<br />
Abgaben gehen noch einmal um 2,5 Millionen<br />
euro zurück.<br />
• Die Gewerbesteuer ist eingebrochen, so<br />
dass 6,5 Millionen euro fehlen.<br />
• Die Fallzahlen im Bereich „Junge Menschen<br />
und ihre Familien“ sind deutlich angestiegen,<br />
was mit 3,5 Millionen euro Mehraufwand<br />
zu Buche schlägt.<br />
lob für den<br />
rheinisch-bergischen kreis<br />
Auf diese Haushaltsposten habe die Stadt<br />
so gut wie keinen einfluss, insofern sei die<br />
jetzige Krise nicht hausgemacht. „Der Stadt<br />
<strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong> bewegt sich im Landestrend,<br />
das ändert aber natürlich nichts an<br />
den Konsequenzen“, so Mumdey. Ausdrücklich<br />
lobte der Kämmerer den rheinisch-<br />
<strong>Bergisch</strong>en Kreis als Aufsichtsbehörde, der<br />
in diesem Jahr die Kreisumlage nicht einfach<br />
erhöht habe, sondern sich beim Kreishaushalt<br />
dem Konsolidierungskurs angeschlossen<br />
habe.<br />
haushaltsdefizit in bergisch <strong>Gladbach</strong><br />
Harte Zeiten<br />
Millionenloch in der Stadtkasse <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong>s<br />
konsequenzen aus<br />
der haushaltsmisere<br />
was bedeutet nun das erneute Haushaltsdefizit<br />
in zweistelliger Millionenhöhe? Nach<br />
§ 76 der Gemeindeordnung muss eine Stadt<br />
ein Haushaltssicherungskonzept auflegen,<br />
wenn sich die allgemeine rücklage in zwei<br />
aufeinander folgenden Jahren um mehr als<br />
5% verringert. Auf der Grundlage der heute<br />
bekannten Zahlen wird die Ausgleichsrücklage<br />
schon 2010 aufgebraucht sein. In den<br />
Jahren 2011, 2012 und 2013 wird die allgemeine<br />
rücklage weiter um rund 10 % angegriffen,<br />
was einem massiven eigenkapitalverzehr<br />
gleichkommt. Nach diesen vorgaben<br />
ist für den Stadtkämmerer klar: „wir sind in<br />
der Pflicht ein Haushaltssicherungskonzept<br />
aufzustellen.“ Diese verpflichtung gilt auch<br />
für den Fall, dass kein genehmigungsfähiges<br />
Konzept auf den weg gebracht werden<br />
kann, was als wahrscheinlich gilt. Die Folge:<br />
Die Stadt rutscht dauerhaft in den Nothaushalt.<br />
Dem Nothaushalt zufolge darf die Stadt<br />
<strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong> nur noch Zahlungen<br />
leisten, zu denen sie rechtlich verpflichtet<br />
ist oder die zur weiterführung notwendiger<br />
Aufgaben unaufschiebbar sind.<br />
treffpunkt Rathaus<br />
Haushaltsentwurf <strong>Bergisch</strong> <strong>Gladbach</strong> 2010<br />
Eckdaten im Überblick<br />
Strukturelles Haushaltsdefizit 2010* 33,5 mio euro<br />
Summe ordentlicher aufwendungen 208,8 mio euro<br />
Summe ordentlicher erträge 180,3 mio euro<br />
Höhe der gesamtverschuldung** 285 mio euro<br />
Kreditrahmen für investitionen 5,9 mio euro<br />
investitionen 2010*** 17,45 mio euro<br />
* Aus der Differenz zwischen ordentlichen Aufwendungen und erträgen ergibt sich<br />
bereits ein Fehlbetrag von 28,8 Millionen euro aus laufenden verwaltungstätigkeiten.<br />
Hinzu kommen Zinsen und außerordentliche Aufwendungen, so dass sich<br />
letztlich ein strukturelles Defizit von 33,5 Millionen euro ergibt.<br />
** Gesamtverschuldung beinhaltet noch nicht die ergebnisse der Jahresabschlüsse<br />
2008 und 2009, verschiebungen noch möglich.<br />
*** Die Höhe der Investitionssumme ergibt sich aus dem Kreditrahmen plus der<br />
investiven einnahmen.<br />
„Ich kann mir bei der<br />
derzeitigen Einnahmesituation<br />
nicht<br />
vorstellen, wie wir<br />
ein strukturelles Loch<br />
von 33,5 Millionen Euro<br />
stopfen sollen.“<br />
Jürgen Mumdey<br />
stadtkämmerer bergisch <strong>Gladbach</strong><br />
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