Veranstaltungsprogramm Schlesienreisen - Haus Schlesien
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Weiterbildung BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – DEZEMBER 2007<br />
Wir lesen dazu in einem 2005 erschienenen<br />
Band: ‘Der minderjährige<br />
Komponist kam damals mit seinem<br />
Vater und Bruder zu Besuch nach<br />
<strong>Schlesien</strong>. In der Zeit pachteten die<br />
Onkel von Felix, Joseph und Nathan,<br />
von der Stadtgemeinde in Bad Reinerz<br />
ein Gebiet, wo sie eine Eisenhütte<br />
gründeten. Felix Mendelssohn, der<br />
damals 14 Jahre alt war, machte seinen<br />
Aufenthalt in Bad Reinerz mit einem<br />
Wohltätigkeitskonzert unvergeßlich.<br />
Das Konzert wurde in Zusammenhang<br />
mit einer Initiative Johann<br />
Latzls für Kriegsverletzte organisiert...’<br />
(Dem fürs Reinerzer Musikleben<br />
wichtigen Schulleiter hatte<br />
Chopin auch einen Brief Joseph Elsners<br />
überbracht.)<br />
Die Publikation, dem diese und viele<br />
andere interessante Informationen zu<br />
entnehmen sind, ist in polnisch-deutschem<br />
Paralleldruck (mit englischen<br />
Resümees) angelegt und trägt den Titel<br />
‘Es begann in Bad Reinerz... Musikalische<br />
Traditionen von Duszniki<br />
Zdrój’; er begleitete mit Text und Bild<br />
die ‘Jubiläumsausstellung zu den 60.<br />
Internationalen Chopin-Festspielen’<br />
von 2005. Finanziell unterstützt wurden<br />
Ausstellung und Publikation – im<br />
Rahmen des Deutsch-Polnischen Jahres<br />
– von der Stiftung für deutsch-polnische<br />
Zusammenarbeit. Wir zitieren<br />
hier nun weiter daraus:<br />
‘Drei Jahre nach dem Aufenthalt<br />
Mendelssohns im Glatzer Land kam<br />
Fry-deryk Chopin (1810-1849) nach<br />
Bad Reinerz. Ende Juli machte sich<br />
der 16-jährige Komponist mit seiner<br />
Mutter und Schwester Emilie mit einem<br />
Eilpostwagen auf die in der damaligen<br />
Zeit schwere Reise von Warschau<br />
nach <strong>Schlesien</strong>.’ Und weiter erfahren<br />
wir: ‘Die Wahl des Kurortes<br />
Bad Reinerz war mit Sicherheit kein<br />
Zufall (...). Die Reisestrecke führte,<br />
wie wir dem in Reinerz von Chopin an<br />
seinen Freund Wilhelm Kolberg geschriebenen<br />
Brief entnehmen, von<br />
Warschau über Breslau und Glatz<br />
nach Bad Reinerz. (Auf eben dieser<br />
Route sollte übrigens bald auch unser<br />
Sohn noch zu uns stoßen, allerdings<br />
nicht mühsam – wie zu Chopins Zeiten<br />
– ‘mit einem Eilpostwagen’, sondern,<br />
ungleich rascher, per Flugzeug,<br />
Bahn und Bus...!)<br />
Unsere Unterkunft lag nur wenige Minuten<br />
von dem einst ‘Chopin-Schlößchen’<br />
geheißenen Gebäude (jetzt<br />
‘Dworek Chopina’ / Chopin-<strong>Haus</strong> genannt)<br />
entfernt, in dem die Musikdarbietungen<br />
stattfanden. Vor dem<br />
Die einzige erhaltene Fotografie von Frédéric Chopin<br />
Eröffnungskonzert wurde – zum Gedenken<br />
an den Komponisten – feierlich<br />
ein Blumengebinde vor dem Chopin-Denkmal<br />
niedergelegt, zu dem<br />
wir aus der bereits zitierten Dokumentation<br />
erfahren: ‘... am 19. Juni<br />
1897 fand die festliche Enthüllung des<br />
Denkmals statt, das dem Aufenthalt<br />
und den Auftritten von Fryderyk Chopin<br />
im Ort gewidmet wurde. Auf Anregung<br />
und auf Kosten von Wiktor<br />
Magnus, einem leidenschaftlichen<br />
Musikliebhaber, Förster von Beruf,<br />
entstand ein Granitobelisk mit einem<br />
braunen Medaillon, das eine Chopinbüste<br />
darstellte. Er befindet sich in<br />
der nahen Nachbarschaft des Gebäudes,<br />
in dem die Chopinkonzerte stattfanden<br />
(...).<br />
Mit dem Eröffnungskonzert am<br />
Abend des 4. August begann – verteilt<br />
auf zehn Tage – eine Reihe von fast<br />
zwanzig Veranstaltungen mit hervorragend<br />
ausgewiesenen Pianisten aus<br />
den verschiedensten Ländern, wozu<br />
Italien (mit insgesamt vier Interpreten)<br />
ebenso gehörte wie Lettland, Japan,<br />
England, Rußland, Bulgarien,<br />
China, Kanada, Frankreich, USA –<br />
und last, but not least, der polnische<br />
Starpianist Rafał Blechacz: Sieger des<br />
Warschauer Chopin-Wettbewerbs<br />
2005. (...)<br />
Auf dem Programm stand natürlich<br />
vorrangig die Musik Frédéric Chopins.<br />
Daneben hörte man aber auch<br />
die ganze übrige Palette von Klavierkompositionen<br />
– und im Mozart-Jahr<br />
nicht zuletzt immer wieder dessen<br />
Werke. Und ‘man hörte’ darf wörtlich<br />
genommen werden: Da der Konzert-<br />
raum mit den kaum<br />
mehr als 200 Plätzen<br />
längst nicht der Nachfrage<br />
gewachsen ist,<br />
wurden alle Darbietungen<br />
nach draußen<br />
in den Kurpark übertragen,<br />
und dies nicht<br />
bloß akustisch, sondern<br />
auch visuell auf<br />
einen großen Bildschirm<br />
im Musikpavillon<br />
– mit bestuhltem<br />
Festzelt davor zum<br />
Schutz vor Regen (der<br />
auch reichlich fiel)...<br />
Das Festspielprogramm<br />
wurde in einem<br />
etwa 200 Seiten umfassenden<br />
„Katalog“ vorgestellt<br />
(…). Die große<br />
Mehrheit der Besucher<br />
waren offenbar<br />
Polen; unter den ausländischen Gästen<br />
war der Anteil der Deutschen<br />
schwer auszumachen, da die Kommunikation,<br />
soweit nicht polnisch, fast<br />
durchweg auf Englisch erfolgte (…).<br />
Es soll hier nicht unerwähnt bleiben,<br />
daß es durchaus auch zu ‘unvermittelten’,<br />
ganz spontanen Kontakten<br />
kommen konnte – richtiger: zu Kontakten,<br />
die sich nur durch freundliche,<br />
Sympathie füreinander verratende<br />
Blicke eingestellt hatten. So waren es<br />
offenbar vornehmlich ‘die liebliche<br />
Musik – ein freundlicher Anblick’ (wie<br />
es in einem alten Liede heißt), was dazu<br />
führte, daß wir – auf Englisch – mit<br />
zwei Festival-Besucherinnen aus<br />
Warschau ins Gespräch kamen und<br />
zu einem erfreulichen zwischenmenschlichen<br />
Miteinander fanden.<br />
Nur wenige Tage nach unserer Rückkehr<br />
erhielten wir einen langen, anrührenden<br />
Brief von den beiden Warschauerinnen<br />
(unterschiedlichen Alters),<br />
endend mit den (ins Deutsche<br />
übersetzten) Worten: ‘Am 27. August<br />
(Sonntag), um 11 Uhr, werden wir in<br />
unserem Geiste und mit unseren Herzen<br />
bei Ihnen/Euch sein, wenn Ihr<br />
dem Konzert von Junko Shioda<br />
lauscht. – Danke! Danke Euch für alles!’<br />
Über das, was hier am Rhein anstand,<br />
hatten wir die beiden Damen informiert,<br />
so daß sie auch den Namen der<br />
japanischen Pianistin kannten, die<br />
das Konzert im ‘HAUS SCHLESIEN’<br />
spielen sollte. Nicht erzählt hatte ich<br />
ihnen von der Merkwürdigkeit, die<br />
mir bei der Vorbereitung auf unser<br />
Konzert in Königswinter begegnet