Veranstaltungsprogramm Schlesienreisen - Haus Schlesien
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BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – DEZEMBER 2007 Museum<br />
mit der Produktion solcher Bögen befasste,<br />
die 1848 als Steindruckerei von<br />
Hugo Hübner gegründete Bildfabrik<br />
in Neurode.<br />
Diese neu in die Sammlung aufgenommenen<br />
Krippen werden neben<br />
zahlreichen anderen Krippen aus<br />
Holz, Keramik, Porzellan und anderen<br />
Materialien in der Sonderausstellung<br />
über weihnachtliches Brauchtum<br />
in <strong>Schlesien</strong> vom 1. Dezember 2007<br />
bis 27. Januar 2008 im HAUS SCHLE-<br />
SIEN gezeigt.<br />
Schlesische Kirchen –<br />
Ruf zum Glauben und<br />
zur Versöhnung<br />
Silke Findeisen<br />
Die Anfänge des Christentums in<br />
<strong>Schlesien</strong> gehen auf das 10. Jahrhundert<br />
zurück. Urkundlich belegt ist die<br />
Gründung des Erzbistums Gnesen im<br />
Jahr 1000. Diesem anlässlich einer<br />
Wallfahrt zum Grab des Hl. Adalbert<br />
durch Kaiser Otto III. gestifteten Erzbistum<br />
wurde das neu gegründete<br />
Bistum Breslau unterstellt. In den<br />
darauf folgenden Jahrhunderten trugen<br />
vor allem die im Zuge der Ostkolonisation<br />
einwandernden deutschen<br />
Bauern und Bürger wesentlich zur<br />
Verbreitung des Christentums in<br />
<strong>Schlesien</strong> bei.<br />
Die Reformation, deren Zentrum in der<br />
Hauptstadt Breslau lag, verlief in<br />
<strong>Schlesien</strong> aufgrund der Vielzahl von<br />
Fürstentümern nicht einheitlich. Die<br />
Verbreitung der Lehre Luthers vollzog<br />
sich jedoch nicht als von außen gesteuertes,<br />
revolutionäres Geschehen, viel -<br />
mehr war man bemüht, radikale Um-<br />
Fenster der Liebfrauenkirche in Liegnitz<br />
Liebevoll erstellte Papierkrippe aus Mähren, in der aktuellen Krippenausstellung zu sehen<br />
brüche zu vermeiden. Von den religiösen<br />
Auseinandersetzungen des 16.<br />
Jahrhunderts blieb <strong>Schlesien</strong> lange verschont,<br />
doch verschärften sich die konfessionellen<br />
Gegensätze zu Beginn des<br />
17. Jahrhunderts zusehends. Im Zuge<br />
der Rekatholisierung durch die Habsburger<br />
verloren die schlesischen Protestanten<br />
ihre Kirchen. Erst der Westfälische<br />
Friede 1648 sicherte ihnen drei<br />
Friedenskirchen zu, die außerhalb der<br />
Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau<br />
erbaut werden durften. Die Altranstädter<br />
Konvention von 1707 sah den Bau<br />
sechs weiterer sogenannter Gnadenkirchen<br />
in Freystadt, Hirschberg, Landeshut,<br />
Militsch, Sagan und Teschen<br />
vor. Erst mit der Eroberung <strong>Schlesien</strong>s<br />
durch Preußen trat wieder Religionsfreiheit<br />
ein. Zahlreiche protestantische<br />
Kirchenbauten wurden in den folgenden<br />
Jahren errichtet. In den letzten<br />
Jahrzehnten ist man bemüht, die in den<br />
Kriegs- und Nachkriegsjahren erlittenen<br />
Schäden zu beheben und den geschichtsträchtigen<br />
schlesischen Kirchen<br />
zu neuem Glanz zu verhelfen.<br />
Von dieser Kirchengeschichte sowie<br />
schlesischen „Kirchengeschichten“<br />
erzählt die von Dr. Paul Gerhard<br />
Eberlein konzipierte und zusammengetragene<br />
Ausstellung, zu der polnische<br />
wie deutsche Fotografen das<br />
Bildmaterial lieferten. Auf 25 großformatigen<br />
Bild- und Texttafeln werden<br />
schlesische Kirchen aus mehr als fünf<br />
Jahrhunderten gezeigt: Zu sehen sind<br />
Stadtkirchen, Dorfkirchen, Bethäuser,<br />
Klosterkirchen sowie die einzigartigen<br />
Friedens- und Gnadenkirchen.<br />
Erzählt wird unter anderem von den<br />
Ursprüngen der Bethauskirchen, bescheidene<br />
Fachwerkbauten, die die<br />
Protestanten nach Wiedererlangung<br />
der Religionsfreiheit bauten, um die<br />
Katholiken nicht zu verprellen. Vertreten<br />
ist ferner die einmalige Kirche<br />
Wang. Diese um 1200 in Norwegen er-<br />
baute Stabholzkirche wurde im 19.<br />
Jahrhundert auseinander genommen,<br />
in Kisten verpackt, ins Riesengebirge<br />
transportiert und dort 1842 wieder<br />
aufgebaut. Heute zählt sie zu den<br />
meist besuchten evangelischen Kirchen<br />
in der Diözese Breslau. Auch die<br />
beiden noch erhaltenen Friedenskir-<br />
Kirche Wang im Riesengebirge<br />
chen in Jauer und Schweidnitz, die<br />
seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
zählen, sind in der Ausstellung zu<br />
sehen, ebenso wie Stadtkirchen u. a.<br />
aus Liegnitz, Breslau oder Görlitz.<br />
Ziel der Ausstellung ist es, den Reichtum<br />
der schlesischen Kirchenlandschaft<br />
aufzuzeigen und die Augen zu<br />
öffnen für die Kultur und Kirchengeschichte<br />
jenseits der Neiße. Die Ausstellungsmacher<br />
verknüpfen damit<br />
die Hoffnung, auch zum besseren<br />
Verstehen des Nachbarn beizutragen.<br />
Vom 9. Dezember 2007 bis zum 3. Februar<br />
2008 zeigt HAUS SCHLESIEN<br />
diese Ausstellung im Eichendorffsaal.<br />
Silke Findeisen<br />
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