Nordlicht_0906.qxp - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
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10 TITELTHEMA<br />
LANDRAT DR. BURGHARD<br />
ROCKE, KREIS STEINBURG<br />
„Das Problem ist der Ärztemangel.<br />
Ich habe mich auch<br />
aus der damaligen Funktion<br />
als Präsident der Deutschen<br />
Krankenhausgesellschaft bei<br />
der Landes- und Bundesregierung<br />
dafür eingesetzt, dass die<br />
Altersbegrenzungen bei Vertragsärzten<br />
fallen. Dieser - nicht nur von mir unternommene<br />
- Vorstoß hat teilweise Erfolg gehabt. Im Übrigen: Es gibt<br />
nicht nur einen Mangel an niedergelassenen Vertragsärzten,<br />
sondern auch an Krankenhausärzten. Stellschraube ist der<br />
numerus clausus an den Universitäten sowie bei den Vertragsärzten<br />
die Gebührenordnungen, bei den Krankenhausärzten<br />
die Tarifverträge und die Gebührenordnung für Wahlleistungen.<br />
Bei den permanenten Überlegungen und Verhandlungen<br />
wünsche ich der KBV eine glückliche Hand. Die<br />
KBV und die KVSH wissen, wer ihre Verhandlungspartner sind<br />
- jedenfalls nicht die Kreise.“<br />
LARS HARMS,<br />
GESUNDHEITSPOLITISCHER<br />
SPRECHER DES SSW<br />
„Um kurzfristig Versorgungsengpässe<br />
zu verhindern und<br />
um die Versorgung im ländlichen<br />
Raum sicherzustellen,<br />
müssen die Möglichkeiten der<br />
<strong>Kassenärztliche</strong>n <strong>Vereinigung</strong><br />
ausgeschöpft werden. Es gibt<br />
in diesem Rahmen schon gute Ansätze. Insbesondere finanzielle<br />
Anreize für die Ansiedlung von Ärzten im ländlichen<br />
Raum oder die Zahlung von Sicherstellungszuschlägen können<br />
dazu beitragen, den negativen Trend aufzufangen.<br />
Ebenso begrüßen wir, dass die <strong>Kassenärztliche</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />
die Struktur der Notdienstregelung ändern will, denn gerade<br />
im ländlichen Raum führt diese zu einer erheblichen Überbelastung<br />
der niedergelassenen Hausärzte. Des Weiteren müssen<br />
die Altersgrenzen für erstmalige Zulassungen oder Beendigung<br />
der vertragsärztlichen Zulassung in Planungsbereichen<br />
gelockert werden, in denen eine Unterversorgung besteht.<br />
Zu den längerfristig haltbaren Lösungen gehören der Ausbau<br />
der integrativen Versorgung und die Schaffung durchlässiger<br />
Strukturen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.“<br />
LANDRAT GERD KRÄMER,<br />
KREIS HERZOGTUM<br />
LAUENBURG<br />
"Der Kreis Herzogtum Lauenburg<br />
verfügt jetzt und in den<br />
nächsten Jahren über eine<br />
gute Versorgung mit niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzten.<br />
Deshalb sind derzeit keine<br />
Maßnahmen notwendig, um<br />
die Attraktivität der Niederlassung<br />
zu fördern. Diese Frage kann sich allerdings in einigen<br />
Jahren stellen, wenn ältere Ärztinnen oder Ärzte ihre Praxis<br />
aufgeben."<br />
ARBEITEN<br />
BIS 68?<br />
Das NORDLICHT hat Ärztinnen und Ärzte<br />
befragt, wie sie sich verhalten würden.<br />
DR. UTA VON HAHN, HAUSÄRZTIN IN WEDEL.<br />
„Arbeiten über das 68. Lebensjahr<br />
hinaus, um den Ärztemagel abzumildern?<br />
Unter den momentanen<br />
und wahrscheinlich kommenden<br />
Rahmenbedingungen werde ich<br />
keine Lust haben, bis ins Grab zu<br />
arbeiten. Falls wir wieder ein freier Berufsstand werden<br />
sollten, werde ich darüber nachdenken.”<br />
DR. DIETER FREESE,<br />
ALLGEMEINARZT IN BAD SEGEBERG<br />
„Ich bin nach wie vor gerne ärztlich<br />
tätig, solange der Patient und seine<br />
Probleme im Mittelpunkt stehen und<br />
mein Handeln nach medizinischen<br />
Erwägungen bestimmt wird.<br />
Zunehmende Bürokratisierung,<br />
Einengung ärztlichen Tuns durch Rationierung und<br />
Reglementierung haben die Freude am Beruf gemindert<br />
und das Arzt-Patienten-Verhältnis zunehmend belastet,<br />
auch meinen moralischen Anspruch an meine Berufsvorstellungen.<br />
Daher kann ich mir nicht vorstellen,<br />
unter den jetzigen Rahmenbedingungen über das<br />
68. Lebensjahr hinaus zu arbeiten.“<br />
<strong>Nordlicht</strong> AKTUELL 09 | 2006