Nordlicht_0906.qxp - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
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KOMMENTAR 17<br />
Der dritte Weg -<br />
evolutionäre Revolution<br />
Prof. Dr. Fritz Beske, Kiel<br />
Im Grundsatz gibt es zwei Wege zur Weiterentwicklung eines<br />
Gesundheitssystems, die Evolution und die Revolution. Die Evolution ist eine<br />
schrittweise Weiterentwicklung im System, die Revolution ein Systemwechsel.<br />
Die Entwicklung in unserem Gesundheitswesen ist bis zum GMG evolutionär<br />
verlaufen. Im Vordergrund standen nach der Aufbau-, Konsolidierung- und<br />
Ausbauphase Kostendämpfungsmaßnahmen überwiegend zu Lasten der<br />
Leistungserbringer.<br />
Das GMG brachte dann eine Reihe struktureller Veränderungen, in deren<br />
Mittelpunkt die Schwächung freiberuflicher Tätigkeit und die Stärkung von<br />
institutionellen Einrichtungen des Gesundheitswesens standen wie die ambulante<br />
Behandlung im Krankenhaus und medizinische Versorgungszentren (MVZ). Damit<br />
wurden Einrichtungen gestärkt oder geschaffen, die leichter zu steuern und zu<br />
reglementieren sind als auf Eigenständigkeit ausgerichtete niedergelassene Ärzte.<br />
Außerdem sind Mitarbeiter in Institutionen gewerkschaftsfähiger als Mitarbeiter<br />
niedergelassener Ärzte oder gar niedergelassene Ärzte selbst.<br />
Im ideologisch geprägten Trend liegt die Umsetzung des Eckpunktepapiers.<br />
Entscheidend sind vier Regelungen:<br />
• Der Gesundheitsfonds nivelliert die Krankenkassenstruktur und ebnet den Weg<br />
zur Einheitskasse.<br />
• Die einheitliche Festsetzung des Beitragssatzes aller Krankenkassen durch den<br />
Staat beendet ein Versicherungssystem, in dem die Einnahmen die Ausgaben<br />
decken müssen oder zumindest decken sollten.<br />
• Die Veränderungen in der privaten Krankenversicherung gefährden die Zukunft<br />
dieses eigenständigen Versicherungszweiges.<br />
• Die Entmachtung der Selbstverwaltung z. B. durch zentrale<br />
Krankenkassenverbände unter Staatsaufsicht, die hauptamtliche Besetzung des<br />
Gemeinsamen Bundesausschusses und die Aufgabeneinschränkung der<br />
kassenärztlichen <strong>Vereinigung</strong>en läuten das Ende eines staatsfernen, sich selbst<br />
verwaltenden Gesundheitswesens ein.<br />
Dies ist der Weg in ein anderes System. Es ist eine so kaum wahrgenommene,<br />
aber doch wohl durchdachte und konsequent durchgeführte evolutionäre<br />
Revolution.<br />
5 | 2006 <strong>Nordlicht</strong> AKTUELL