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Nordlicht_0906.qxp - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein

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6<br />

TITELTHEMA<br />

Ärztemangel – was tun gegen eine<br />

Unterversorgung im ländlichen Raum?<br />

Wie kann die Attraktivität der Niederlassung<br />

für Ärzte gefördert werden?<br />

Welche Maßnahmen sind bereits<br />

eingeleitet oder umgesetzt worden?<br />

Landräte, Landespolitiker und Ärzte<br />

geben Antworten.<br />

LANDRAT GEORG<br />

GORRISSEN,<br />

KREIS SEGEBERG<br />

„Auf der Grundlage des Versorgungsberichtes<br />

2005 der <strong>Kassenärztliche</strong>n<br />

<strong>Vereinigung</strong> des<br />

Landes <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

müssen wir für den Kreis Segeberg<br />

feststellen, dass die zukünftige<br />

ambulante Versorgung<br />

auch hier gefährdet ist. Bis 2015 ist damit zu rechnen, dass<br />

ohne zusätzliche Anreize für die Niederlassung im ländlichen<br />

Raum die Anzahl der praktischen Ärzte, Allgemeinmediziner<br />

und hausärztlichen Internisten aus Altersgründen um mehr als<br />

die Hälfte zurückgehen wird.<br />

Aus diesem Grunde muss für junge Ärztinnen und Ärzte der<br />

Arztberuf im ambulanten Sektor wieder attraktiver gestaltet<br />

werden. Der Kreis Segeberg unterstützt die Forderung nach<br />

Bürokratieabbau und leistungsgerechter Bezahlung in den<br />

Praxen. Ärztinnen und Ärzte sollten wieder zu 90 Prozent ihrer<br />

ärztlichen Tätigkeit nachgehen und nicht gleichzeitig neben<br />

ihrer kaufmännischen Verantwortung für ihre Praxis in die Bürokratie<br />

eingebunden sein. Hierfür sind management-orientierte<br />

Assistenzkräfte notwendig, die insbesondere in Medizinischen<br />

Versorgungszentren, Praxisgemeinschaften oder auch<br />

in Praxisnetzwerken in den Einsatz gebracht werden können.<br />

Alle Leistungsanbieter im ambulanten Sektor müssen sich<br />

verstärkt mit den teilstationären und stationären Leistungsanbietern<br />

vernetzen. Der im Februar 2006 gegründete Verein Telekommunikation<br />

Segeberger Ärzte (VTSÄ) ist hierfür ein gutes<br />

Beispiel. Die Gesundheitsregion Segeberg unterstützt die<br />

zukunftsgerichtete telemedizinische Vernetzung und bietet<br />

hierfür eine geeignete Plattform an auch mit dem Ziel, Fördermittel<br />

zu akquirieren."<br />

DR. HEINER GARG,<br />

STELLVERTRETENDER<br />

VORSITZENDER DER FDP-<br />

FRAKTION IM SCHLESWIG-<br />

HOLSTEINISCHEN LANDTAG<br />

„Wer dafür sorgt, die Polikliniken<br />

der ehemaligen DDR in<br />

Form von Medizinischen Versorgungszentren<br />

wieder aufleben<br />

zu lassen, darf nicht im<br />

selben Atemzug das fortschreitende Praxissterben auf dem<br />

Land beklagen. Die permanente Aushöhlung der Freiberuflichkeit<br />

des Arztes durch den Gesetzgeber muss gestoppt<br />

werden. Die Freiberuflichkeit muss wieder gestärkt werden.<br />

Diesem Ziel entgegenstehende Regelungen, z. B. im GMG,<br />

müssen zurückgenommen werden.“<br />

DER HAUSARZT –<br />

AUSSTERBENDE<br />

Zur medizinischen Versorgungssituation<br />

der Bevölkerung in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

aus hausärztlicher Sicht.<br />

PROF. DR. MED. JENS-MARTIN TRÄDER, FACHARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN,<br />

LÜBECK; LEHRBEAUFTRAGTER FÜR ALLGEMEINMEDIZIN AN DER<br />

UNIVERSITÄT SCHLESWIG-HOLSTEIN, CAMPUS LÜBECK<br />

Die hausärztliche Versorgung in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ist zurzeit in den kreisfreien<br />

Städten zahlenmäßig gut, in vielen Landkreisen ausreichend und<br />

in gewissen Problemregionen unzureichend. Die Tendenz in den Niederlassungszahlen<br />

und die Altersstruktur der Praxisinhaber geben berechtigten Anlass<br />

zur Sorge.<br />

1. Analyse der momentanen Situation<br />

Zum Ende des Jahres 2005 wurde die hausärztliche Versorgung in <strong>Schleswig</strong>-<br />

<strong>Holstein</strong> von 1.503 Allgemeinärzten und praktischen Ärzten sichergestellt. Wie im<br />

gesamten Bundesgebiet steigt das Durchschnittsalter aller Vertragsärzte auch in<br />

<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> kontinuierlich an. Im Jahr 2005 stand das Durchschnittsalter<br />

der Vertragsärzte auf dem bisherigen Höchststand von 50,5 Jahren. Die Altersstruktur<br />

der Hausärzte in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> liegt höher als im Bundesdurchschnitt.<br />

Mehr als die Hälfte der Hausärzte in <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> (58 Prozent) ist über<br />

50 Jahre alt und wird – wenn man den durchschnittlichen Eintritt in den Ruhestand<br />

optimistischerweise mit 65 Jahren annimmt – in den nächsten zehn Jahren<br />

die Praxis in „jüngere Hände“ abgeben wollen. Man muss daher von einem Ersatzbedarf<br />

von hochgerechnet ca. 900 Allgemeinärzten in den nächsten zehn Jahren<br />

für <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> ausgehen.<br />

<strong>Nordlicht</strong> AKTUELL 09 | 2006

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