Nordlicht_0906.qxp - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
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VON SKEPSIS ZU AKZEPTANZ<br />
Ein Erfahrungsbericht aus <strong>Schleswig</strong>.<br />
DR. HANS-JOACHIM COMMENTZ, PRAKT. ARZT, SCHLESWIG<br />
Am 01. Juli, pünktlich um acht Uhr, wurde unsere neue Notdienstnummer<br />
01805 119292 für ca. 80.000 Menschen in unserem<br />
neuen <strong>Schleswig</strong>er Notdienstbereich geschaltet. Zwei<br />
Jahre Planung und Überzeugungsarbeit lagen hinter mir, jetzt musste<br />
sich unser neues Konzept aus Anlaufpraxis im Martin-Luther-<br />
Krankenhaus und „Fahrendem Dienst“, koordiniert durch die Leitstelle<br />
der Berufsfeuerwehr Flensburg, im Alltag bewähren. Spannend!<br />
Hatte ich zwei Tage vorher doch noch einmal ordentlich Prügel<br />
von den Kollegen des Krankenhauses bezogen, die sich zu spät<br />
und unvollständig informiert fühlten. Eine berechtigte Kritik! Denn<br />
auch auf sie kam eine ungewohnte Situation zu: Urplötzlich sollten<br />
sie nicht nur tagsüber in den gemeinsamen Ambulanzräumen<br />
Tür an Tür mit uns zusammenarbeiten, in der „tiefen Nacht“ sogar<br />
die alleinige Versorgung der Patienten übernehmen. Horrorszenarien<br />
wurden konstruiert, volle Flure nachts um halb eins…..<br />
Ich nehme es vorweg: Alles spielte sich kurzfristig ein. Die Bedenken<br />
der Kollegen des Krankenhauses waren unberechtigt, statt<br />
Mehrbelastung gab es in der Folgezeit für sie eher Entlastung und<br />
jetzt Zufriedenheit.<br />
Aber zurück zum 01. Juli. Die Sprechstunde in der Anlaufpraxis<br />
machte ein erfahrener Kollege aus Kropp, den bekanntermaßen<br />
nichts aus der Bahn wirft. Den Besuchsdienst übernahm mein Kollege<br />
aus der Gemeinschaftspraxis. Ich glaubte mich unabkömmlich<br />
in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr Flensburg bei der Entgegennahme<br />
der Patientenanrufe. Weit gefehlt! Hier saßen Profis, die auf<br />
meine Hilfe nicht angewiesen waren: reibungsloser Ablauf trotz über<br />
60 Anrufen!<br />
Also, schnell zum Auto und zurück nach <strong>Schleswig</strong>, denn in der<br />
Anlaufpraxis brannte bereits vor zehn Uhr der Boden: über 50 Patienten,<br />
neu eingestelltes Personal, die Lesegeräte funktionierten<br />
nicht, zu wenig Sitzgelegenheiten, der Sprechstundenbedarf war<br />
nicht gekommen, es fehlten die Formulare. Chaos pur!<br />
Situation im Besuchsdienst<br />
Der Einzige, der sich an diesem wunderschönen Sommertag einen<br />
geruhsamen Tag machte, war mein Kollege im Besuchsdienst: Sonnen<br />
auf seiner neuen Terrasse war angesagt. Von den ehemals 40<br />
Besuchen waren gerade einmal acht Besuche übrig geblieben. Eine<br />
ANRUFE IN DER „TIEFEN“ NACHT<br />
(50 Anrufe in vier Wochen)<br />
24.7.-30.7.<br />
Tendenz, die sich in den nächsten Wochen bestätigte: Abnahme der<br />
Besuchstätigkeit auf weniger als ⁄ der gewohnten Einsätze!<br />
Die Probleme in der Anlaufpraxis hatte ich mir selber gemacht.<br />
zu sehr das Ganze gesehen, zu wenig im Detail geplant, zu wenig<br />
delegiert, alles selber machen wollen. Die letzten Tagen waren mit<br />
Presseterminen, Versammlung mit den Kollegen, Programmieren<br />
der Navigationsgeräte und Handys wie im Fluge vergangen.<br />
Nun ja, wir kamen über den Tag. Das Personal des Krankenhauses<br />
half, wo es konnte, der Wegfall des Sprechstundenbedarfs war somit<br />
zu verschmerzen. Formulare fanden sich auch, die Administration<br />
fand über die Computer des Martin-Luther-Krankenhauses statt.<br />
Die nächsten Tage und Wochen bestätigten unser neues Notdienstkonzept.<br />
Die Patienten nahmen die Einrichtung der Anlaufpraxis<br />
(160 Patienten pro Woche mit deutlichem Schwerpunkt am Wochenende)<br />
an, die Besuchshäufigkeit blieb niedrig (400 Besuche im<br />
gesamten 3. Quartal, statt früher 1.600 Besuche im gleichen Zeitraum!),<br />
die Leitstelle in Flensburg verrichtete weiter professionelle<br />
Arbeit.<br />
PATIENTENUMFRAGE DER ANLAUFPRAXIS SCHLESWIG (128 Antworten)<br />
...................................................................................................................... Sehr gut / positiv ..........in Ordnung .......... nicht so gut/<br />
......................................................................................................................................................................................................schlecht<br />
Wie beurteilen Sie die neue Regelung, die Sie bittet in die Anlaufpraxis zu kommen? ................ 71........................ 35 .......................... 21<br />
Wie beurteilen Sie das Vorhandensein der Möglichkeit des Krankenhauses im Hintergrund? .. 102........................ 22.............................. 0<br />
Wie beurteilen Sie die Bearbeitungszeit Ihrer gesundheitlichen Probleme?................................ 60 ......................35 .......................... 13<br />
Wie beurteilen Sie die Freundlichkeit unserer Mitarbeiter? ........................................................ 71 ........................11 ............................ 2<br />
Wie beurteilen Sie die Wegleitung zur Anlaufpraxis im MLK? .................................................... 84........................ 33 ............................ 4<br />
Wie sind Sie in die Anlaufpraxis gelangt? ................................ Eigener PKW/gefahren worden 104 ............ zu Fuß 15 ............ Bus / Taxi 3<br />
<strong>Nordlicht</strong> AKTUELL 09 | 2006<br />
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16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
11<br />
9<br />
31.7.-06.08.<br />
18<br />
07.08.-13.08.<br />
12<br />
14.8.-20.08.