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Nordlicht_0906.qxp - Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein

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EINE<br />

SPEZIES?<br />

Dieses Problem ist allerdings kein spezifisch norddeutsches: Bundesweit gibt<br />

es ähnliche Analysen, wobei die Situation in den neuen Bundesländern noch erheblich<br />

dramatischer ist. Es ist daher bundesweit von einem erheblichen Versorgungsproblem<br />

spätestens ab dem Jahr 2015 auszugehen. Schon in den nächsten<br />

Jahren werden diese Veränderungen regional zu erheblichen Verwerfungen führen,<br />

da das Versorgungsdefizit sich zunächst in ländlichen Kreisen auswirken wird.<br />

Diese Mangelsituation, die teilweise schon heute besteht, wird in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung eher verschleiert, da die ausreichende Versorgung in den<br />

kreisfreien Städten die Sichtweise der Medien und der Bevölkerung majorisiert.<br />

2. Gegenmaßnahmen<br />

2.1 Förderung der Weiterbildung<br />

Als Gegenmaßnahme hat die <strong>Kassenärztliche</strong> <strong>Vereinigung</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong><br />

(KVSH) schon vor Jahren eine Reihe von strukturellen Maßnahmen ergriffen. So fördert<br />

sie – gemeinsam mit den Krankenkassen – pro Jahr 140 Stellen für Ärztinnen<br />

und Ärzte, die sich in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin befinden,<br />

mit monatlich 2.044 Euro pro Weiterbildungsstelle. Zurzeit sind im Jahr<br />

ungefähr 100 dieser Stellen besetzt.<br />

2.2 Notdienst<br />

Die Unterversorgung zeigt sich schon jetzt am ehesten auf dem „flachen Land“,<br />

hier vor allem an der gesamten Westküste (Nordfriesland, Dithmarschen, Steinburg),<br />

im Bereich Angeln sowie im östlichen Herzogtum Lauenburg. Neben der Reduktion<br />

der allgemeinen Lebensqualität durch die Landflucht aus diesen ländlichen<br />

Gebieten liegt es vor allem an der hohen Dienstbelastung der Praxisinhaber, die das<br />

Haupthindernis für eine Neubesetzung der Praxen darstellt. Eine Möglichkeit, gegen<br />

diesen Trend zu arbeiten, besteht in der Entwicklung eines Notdienstsystems,<br />

das die Inhaber der Landarztpraxen von zu häufigen Diensten entlastet und damit<br />

LANDRAT REINHARD SAGER,<br />

KREIS OSTHOLSTEIN<br />

„Für die Region Ostholstein ist<br />

in den letzten Jahren das<br />

Thema Gesundheit zu einem<br />

neuen Schwerpunkt der Wirtschaftsentwicklung<br />

geworden.<br />

Den Gesundheitsstandort Ostholstein<br />

zu stärken und zu profilieren<br />

– das spielt für uns<br />

heute schon eine bedeutende Rolle. Nicht nur, dass der Kreis<br />

Standort von 15 Krankenhäusern und 21 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen<br />

ist, in denen mehrere 1.000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter beschäftigt sind. Ergänzt wird<br />

dieses Angebot auch durch eine überdurchschnittlich hohe<br />

Anzahl von Einrichtungen der Seniorenbetreuung und<br />

–pflege, unter anderem ausgelöst durch die demographische<br />

Entwicklung. Nicht nur, dass die Bevölkerung des Kreises -<br />

wie fast überall in Deutschland - immer älter wird. Ostholstein<br />

ist darüber hinaus seit einigen Jahren verstärkt zum<br />

Ziel von Ruhestandswanderern geworden. Das heißt: Die<br />

wachsende Zahl der über 60-Jährigen wird nach Aussagen<br />

von Fachleuten zu Nachfragesteigerungen in all jenen Wirtschaftsbereichen<br />

führen, die den Bedürfnissen und Interessen<br />

der älteren Generation entsprechen. Dies sind nicht nur<br />

die Bereiche Kultur und Freizeit, sondern auch die Bereiche<br />

Gesundheit und Pflege. Sie gehören zu den Strukturgewinnern<br />

einer älter werdenden Gesellschaft. Die Kreisverwaltung<br />

beschäftigt sich daher schon seit längerer Zeit mit der demografischen<br />

Entwicklung und unterstützt diesen Prozess aktiv,<br />

beispielsweise durch die Analysierung und Auswertung von<br />

zusammengetragenen Zahlen und Fakten und soweit möglich<br />

durch gezielte Projektentwicklung oder -koordinierung.<br />

Alle vorgenannten Aktivitäten und Planungen tragen dazu<br />

bei, dass der Kreis Ostholstein als Standort auch für Fachärzte<br />

attraktiv bleiben oder möglicherweise noch interessanter<br />

werden wird. Auch die durch den Kreis vor drei Jahren<br />

durchgeführte Privatisierung der jetzigen Sana-Kliniken mit<br />

den Standorten Eutin, Oldenburg und Burg auf Fehmarn hat<br />

diesen Prozess unterstützt. Die Errichtung von Ärztehäusern<br />

in Oldenburg i. H. und in Burg auf Fehmarn sind ganz konkrete<br />

Maßnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen<br />

Krankenhäusern einerseits und niedergelassenen Ärzten<br />

andererseits.“<br />

ANGELIKA BIRK (BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN SCHLESWIG-<br />

HOLSTEIN), SOZIAL- UND<br />

GESUNDHEITSPOLITISCHE<br />

SPRECHERIN DER LAND-<br />

TAGS-FRAKTION SOWIE<br />

STELLVERTRETENDE<br />

FRAKTIONSVORSITZENDE<br />

„Teamarbeit statt Einzelkämpfertum,<br />

dies sehe ich als Zukunftsvision,<br />

auch und gerade für die Versorgung im ländlichen<br />

Bereich. Das heißt Integrierte Versorgung, Polikliniken,<br />

Gemeinschaftspraxen, auch gemeinschaftlich organisierte<br />

Notdienste. Es muss auch die Erlaubnis für etablierte Ärztinnen<br />

und Ärzte geben, Dependancen mit angestellten Ärztinnen<br />

und Ärzten zu eröffnen. Das persönliche Vertrauensverhältnis<br />

in der Behandlung muss darunter nicht leiden."<br />

09 | 2006 <strong>Nordlicht</strong> AKTUELL<br />

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