PTB-Mitteilungen 2012 Heft 2
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PTR/<strong>PTB</strong>: 125 JAHRE METROLOGISCHE FORSCHUNG<br />
Vorwort<br />
Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR)<br />
und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt<br />
(<strong>PTB</strong>) haben stets die Vollendung eines Vierteljahrhunderts<br />
als Jubiläumsjahr aufgefasst und entsprechend<br />
gewürdigt. So soll es auch mit dem jetzt<br />
bevorstehenden 125. Geburtstag der PTR/<strong>PTB</strong><br />
sein, und das vorliegende <strong>Heft</strong> der <strong>PTB</strong>-<strong>Mitteilungen</strong><br />
leistet dazu einen Beitrag. Von den angesprochenen<br />
Jubiläen ist es ein besonderes. Erstmals<br />
nach Ende des 2. Weltkrieges kann sich die <strong>PTB</strong><br />
wieder vollständig vereint präsentieren: zwar an<br />
zwei Standorten in Braunschweig und Berlin, aber<br />
nach innen und außen als Einheit, dem hoheitlichen<br />
Auftrag verpflichtet, durch eigene Forschung<br />
und Entwicklung und darauf aufbauende Dienstleistungen<br />
für die Einheitlichkeit des Messwesens<br />
in Deutschland und dessen stete Weiterentwicklung<br />
verantwortlich zu sorgen.<br />
Die <strong>PTB</strong> heute versteht sich somit durchaus<br />
noch im Geiste der Gründungsväter der PTR,<br />
Werner von Siemens und Hermann von Helmholtz,<br />
auf deren hartnäckiges Betreiben und<br />
unterstützt durch hochrangige Vertreter aus<br />
Politik, Wissenschaft und Wirtschaft der Deutsche<br />
Reichstag am 28. März 1887 erstmals einen Jahresetat<br />
für die Physikalisch-Technische Reichsanstalt<br />
beschloss. Damit war der Grundstock gelegt für<br />
die erste deutsche Großforschungseinrichtung mit<br />
beeindruckender Erfolgsgeschichte im ausgehenden<br />
19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die<br />
Blütezeit der Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten<br />
ist mit den Namen bedeutender Wissenschaftler<br />
als Mitarbeiter der PTR und aktiver Mitglieder<br />
des Kuratoriums verknüpft, wie z. B. Wilhelm<br />
(Willy) Wien, Friedrich Kohlrausch, Walter<br />
Nernst, Emil Warburg, Walter Bothe, Albert Einstein<br />
und Max Planck, um nur einige zu nennen.<br />
Mit der Eingliederung der Reichsanstalt für Maß<br />
und Gewicht im Jahre 1923 besaß die PTR dann<br />
ein Aufgabenprofil, wie es auch für die heutige<br />
<strong>PTB</strong> noch besteht.<br />
Prof. Dr. Ernst O. Göbel<br />
Präsident der <strong>PTB</strong> von 1995 bis 2011<br />
Die Übernahme der Regierungsgewalt durch die<br />
Nationalsozialisten im Jahre 1933 bedeutete das<br />
Ende der Blütezeit der PTR, und am Ende des<br />
2. Weltkrieges war die PTR faktisch zerschlagen<br />
und über alle Lande außerhalb Berlins zerstreut.<br />
Dem ungebrochenen Idealismus mehrerer ehemaliger<br />
Mitarbeiter der PTR, dem selbstlosen<br />
Einsatz einiger Wissenschaftler außerhalb der PTR<br />
– hier muss an erster Stelle Max von Laue genannt<br />
werden – und der wohlwollenden Unterstützung<br />
der britischen Militärregierung ist es zu verdanken,<br />
dass Teile der alten Reichsanstalt schon 1947<br />
in Braunschweig ihre Arbeit wieder aufnehmen<br />
konnten, wenn auch unter schwierigsten Bedingungen.<br />
Noch vor Gründung der Bundesrepublik<br />
Deutschland 1949 entstand daraus zunächst die<br />
Physikalisch-Technische Anstalt des Vereinigten<br />
Wirtschaftsgebiets (PTA), die 1950 schließlich die<br />
Bezeichnung Physikalisch-Technische Bundesanstalt<br />
erhielt.<br />
Weitere Meilensteine hin zur heutigen <strong>PTB</strong>,<br />
über die in diesem <strong>Heft</strong> auch auszugsweise berichtet<br />
wird, waren 1953 die Vereinigung der <strong>PTB</strong> mit<br />
der in Berlin wieder erstandenen Rest-PTR und<br />
deren Eingliederung in die <strong>PTB</strong> als Institut Berlin,<br />
die in der Folge der Wiedervereinigung Deutschlands<br />
1989 vollzogene Übernahme des Standortes<br />
des aufgelösten Amtes für Standardisierung,<br />
Messwesen und Warenprüfung (ASMW) der<br />
ehemaligen DDR in Berlin-Friedrichshagen und<br />
schließlich 10 Jahre später die Konsolidierung<br />
auf die beiden Standorte in Braunschweig und<br />
Berlin-Charlottenburg.<br />
Im Ergebnis ist die <strong>PTB</strong> nach dieser wechselvollen<br />
Geschichte heute 125 Jahre jung, ein hochgeachtetes<br />
Mitglied der internationalen Metrologie<br />
und optimal vorbereitet auf die Herausforderungen<br />
der nächsten Jahre. Wenn die Rahmenbedingungen<br />
es erlauben, werden die guten Wünsche,<br />
die man einem Jubilar zu solchen Anlässen ausspricht<br />
– davon bin überzeugt – sich auch erfüllen.<br />
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