Nachhaltige Erholungsnutzung und Tourismus - Bundesamt für ...
Nachhaltige Erholungsnutzung und Tourismus - Bundesamt für ...
Nachhaltige Erholungsnutzung und Tourismus - Bundesamt für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3.5 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Besonderheiten der <strong>Erholungsnutzung</strong> in Bergbaufolgelandschaften<br />
die landschaftsbezogene Naherholung genutzt oder es stehen entsprechende Planungen an. Typische Nutzungen<br />
sind hier Erholungsformen wie Wandern, Radfahren, Baden, teils Wassersport <strong>und</strong> Freizeitwohnen.<br />
Die künftig hohe Anzahl an Gewässern, die besondere Situation der Gewässer (v.a. Wasserqualität)<br />
<strong>und</strong> die oftmals hohe Bedeutung aus Naturschutzsicht erfordern v.a. in diesem Bereich entsprechend abgestimmte<br />
Nutzungskonzepte.<br />
Neben den speziellen landschaftlichen Voraussetzungen stellt auch die kulturelle Vergangenheit der<br />
Braunkohlelandschaft einen prägenden Faktor dar: Großgeräte des Tagebaus sind z.T. von ähnlich beeindruckender<br />
Dimension wie die Landschaft selbst; daneben zeugen z.B. Fabriken oder Bergbausiedlungen<br />
von der vergangenen Nutzung. Als Merkmal der industriellen Vergangenheit ist auch das Verschwinden<br />
von Dörfern <strong>und</strong> die Umsiedlung der Bevölkerung anzuführen.<br />
Leitbilder <strong>und</strong> Konzepte der Erholungsplanung<br />
Bei der üblichen Sanierung <strong>und</strong> Rekultivierung der Tagebaulandschaften wurde als bislang dominierende<br />
Strategie der Angleich der Landschaft an die umgebende Kulturlandschaft bzw. an den Zustand vor dem<br />
Abbau verfolgt. Rekultivierungsziel <strong>und</strong> – wie sich aus Befragungen im Rahmen eines Forschungsvorhabens<br />
des BMBF ergab – auch häufig geäußerter Wunsch der potenziellen Nutzer ist die Wiederherstellung<br />
eines ausgewogenen, harmonischen Landschaftsbildes. Im Rahmen üblicher Sanierungsmaßnahmen<br />
erfolgen somit i.d.R. erneute massive Eingriffe zur „Wiederherstellung der Landschaft“ entsprechend<br />
dem vorbergbaulichen Zustand; damit verschwindet jedoch auch die Einzigartigkeit der BFL weitgehend.<br />
Gründe <strong>für</strong> dieses Vorgehen liegen einerseits in den erforderlichen Sicherungsmaßnahmen als Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> eine Wiedernutzbarmachung, andererseits aber auch im Wunsch, das bestehende negative Image<br />
der industriell geprägten Landschaften möglichst schnell zu beseitigen.<br />
Ein künftig stärker einzubeziehendes Leitbild <strong>für</strong> die Entwicklung der BFL wäre in der nachhaltigen touristischen<br />
Nutzung <strong>und</strong> Vermarktung der typischen BFL zu sehen, wobei gerade die Einzigartigkeit der<br />
Industrienatur <strong>und</strong> -kultur stärker in den Vordergr<strong>und</strong> zu stellen wäre. Hierin besteht eine wichtige Chance<br />
zum Aufbau eines eigenen, positiven Images der BFL. Derart offensive Ansätze bestehen bereits in<br />
verschiedenen Projekten <strong>und</strong> Vorhaben, so z.B. über die touristische Inwertsetzung von industriellen Anlagen<br />
<strong>und</strong> Geräten in Form von Industriedenkmalen, über Angebote von Wanderungen <strong>und</strong> Exkursionen<br />
oder Aussichtspunkte zum Erleben der typischen BFL. Bei neuen <strong>und</strong> ergänzenden Nutzungsstrategien<br />
sollten die Tagebauseen besondere Berücksichtigung finden, wobei neben den üblichen Freizeit- <strong>und</strong><br />
Sportmöglichkeiten am Wasser verstärkt Möglichkeiten des Naturerlebens einbezogen werden sollten.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich die Ausgangsbedingungen <strong>für</strong> die Entwicklung von Erholungsräumen<br />
in der BFL ganz wesentlich von denen in anderen Landschaften unterscheiden: In der unverritzten<br />
Landschaft ist eine meist sukzessive Inanspruchnahme von geeigneten, landschaftlich attraktiven<br />
Flächen durch Erholungssuchende üblich; dieser Prozess wird ggf. von planerischen Konzepten wie<br />
z.B. Einrichtungsplänen <strong>für</strong> Naturparke begleitet.<br />
Die Tagebaulandschaft hingegen stellt in der Ausgangssituation eine massiv beeinträchtigte, durch hohe<br />
Umweltbelastung <strong>und</strong> industrielle Vergangenheit gekennzeichnete Landschaft dar, die dem Image einer<br />
intakten Erholungslandschaft zunächst völlig widerspricht oder zu widersprechen scheint. Die gezielte<br />
(Um-)Gestaltung zu einer Erholungslandschaft im herkömmlichen Sinne erfordert ein erneutes Eingreifen<br />
des Menschen, was im Prozess der Sanierung <strong>und</strong> Rekultivierung oft in massiver Weise erfolgt.<br />
37