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f - Gaia Festival

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10<br />

„vortrefflich<br />

gerathenes<br />

Liebeswerk“<br />

Mozarts Duo für Violine und Viola<br />

Noch galten Streicherduette für Kenner und Liebhaber als<br />

Rarität oder wurden eher mit didaktischem Hintergrund geschrieben,<br />

üblicherweise in der Besetzung für 2 Violinen<br />

bzw. Violine und Cello. Schon Vater Leopold hatte der französischen<br />

Ausgabe seiner Violinschule 12 Geigenduette<br />

beigefügt. Mit einer Bratsche als Zweitstimme wurden die<br />

Duette der Haydn-Brüder bekannt, 6 von Joseph und 4 von<br />

Michael. Die Kompositionen Michael Haydns gelten auch<br />

als Auslöser für Mozarts Duette, wobei die Geschichte<br />

darum verdächtig nach „Verrührseligung“ klingt: Der böse<br />

Fürsterzbischof Colloredo hatte von Haydn sechs Duette verlangt,<br />

die jener aber krankheitshalber nicht abschließen<br />

konnte. Damit nun dem armen Michael nicht das Gehalt gekürzt<br />

würde, schrieb unser Wolferl in wenigen Tagen die<br />

noch fehlenden Teile und wars zufrieden, dass das „vortrefflich<br />

gerathene Liebeswerk“ (laut Constanzes späterem<br />

Mann Georg Nikolaus Nissen) unter Haydns Namen abgeliefert<br />

werden konnte.<br />

Abgesehen davon, dass Colloredo musikalischen Spürsinn<br />

genug hatte, um die stilistischen Brüche erkennen und<br />

nachfragen zu müssen, abgesehen auch davon, dass<br />

Mozart durchaus auf sein „Urheberrecht“ verzichten konnte<br />

(etwa als Ghostwriter galanter Lieder wie „Als Luise die<br />

Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“ KV 520<br />

oder „Traumbild“ KV 530, auch mit dem Duett „Nun, liebes<br />

Weibchen, ziehst mit mir“ KV 625, bei dem das Weibchen<br />

mit „Miau“ antwortet), bleiben die Fakten: Im Dezember<br />

1783 bat Mozart seinen Vater dringend um Zusendung<br />

seiner „2 Violin Duetten – und Seb: Bachs fugen“, die als<br />

Manuskripte wohl in Salzburg lagen und somit im Sommer<br />

1783 dort geschrieben wurden. Die Ankündigung des<br />

Kopien-Grossisten Traeg „Die 4 ersten sind von M. Haydn,<br />

das 5te und 6te von Mozart“ deutet tatsächlich auf eine<br />

Fortsetzungs-Arbeit hin, die beiden autographen Faszikeln<br />

Mozarts sind unbezeichnet.<br />

In Mozarts G-Dur-Duo ist somit ein schönes Zeugnis<br />

seiner schöpferischen Arbeit in jener Salzburger Zeit überliefert,<br />

in der bis auf einige Harmoniesätze zur Missa in c<br />

nichts vollendet wurde. Mit der Ausarbeitung der Duette<br />

reflektiert Mozart die beiden fertigen Haydn-Quartette und<br />

wirft gleichzeitig einen „chirurgischen“ Vorausblick auf die<br />

noch kommenden. Dieser äußert sich in hohen technischen<br />

Anforderungen an die Spieler, insbesondere dann, wenn ein<br />

Instrument die Linie des anderen nahtlos aufnehmen soll.<br />

Die Rilling-Schwestern werden beweisen, dass die Operation<br />

nicht weh tut...<br />

Johan Halvorsens Passacaglia<br />

Warum schreibt eigentlich heutzutage<br />

niemand mehr eine Follia,<br />

Foglia, Passacaglia? Wolle man der<br />

neu-ernsten Kammermusik eine<br />

Chance auf sicheren Erfolg einräumen,<br />

so läge sie doch hier – denn<br />

allesamt sind sie Ohrwürmer, Bravourstücke,<br />

je älter umso besser!<br />

Man muss nur eine schöne Bass-<br />

Skala in acht Takten sauber abkadenzieren<br />

und darüber unter<br />

Verwendung von mehr oder weniger Noten möglichst abwechslungsreiches<br />

Beiwerk aufs Papier werfen. Nein? Dann<br />

hören Sie zu und staunen Sie, wie wunderbar skrupellos<br />

man sich der alten Meister vor gut 100 Jahren anzunehmen<br />

wusste!<br />

Johan Halvorsen, im norwegischen Drammen als Sohn<br />

eines Polizeibeamten geboren, ließ sich in Oslo als Militärmusiker<br />

ausbilden und studierte später in Stockholm Geige.<br />

Nach Tingeltangel als Violinist in Café- und Theaterkapellen<br />

11<br />

„fritt etter<br />

Händel“<br />

Johan Halvorsen,<br />

Foto von Nyblin,<br />

Bergen

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