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f - Gaia Festival

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„Es ist rätselhaft,<br />

und es ist<br />

vollendet“<br />

18<br />

Ganz im Sinne Debussys schrieb der Musikwissenschaftler<br />

Armand Machabey zu Ravels Quartett: „Was an diesem<br />

Werk besticht, ist nicht die Originalität der Form, sondern<br />

die vollendete Ausführung: da stört keine Banalität, da gibt<br />

es keinen Leerlauf; vielmehr herrscht überall Phantasie und<br />

Ideenreichtum, vollendete Ausgewogenheit der Proportionen<br />

und dazu eine solche reine und transparente Klanglichkeit,<br />

die Ravel nur mehr in seinem Klavierwerk Jeux d’eau<br />

erreicht hat.“<br />

Schuberts Streichquintett<br />

Es ist sein einziges Streichquintett und sein letztes Kammermusikwerk...<br />

Was haben wir bei Franz Schubert nicht alles<br />

schon gehört und gelesen von „Reife“ und „Vollendung“ unter<br />

den Rubriken „Spätwerk“ und „Todesahnung“ – was bei<br />

einem gerade Dreißigjährigen ohnehin fragwürdig erscheint.<br />

Hätte er denn danach nichts mehr geschrieben, aber vor<br />

allem: mit welchen Begriffen würden wir sein Werk neu zu<br />

kategorisieren suchen? Letztlich sind wir es, die diese<br />

ebenso bedeutungsschweren wie selten der Musik selbst<br />

innewohnenden Stigmata offenbar benötigen, um halbwegs<br />

sicher durch die Musik aus längst vergangenen Zeiten zu<br />

navigieren. Schuberts Quintett ist ein Solitär insofern, als<br />

man ihm beinahe die Rolle eines ästhetischen Experiments<br />

zuschreiben möchte, bei dem Schubert die Entwicklungslinien<br />

seiner Kammermusik gebündelt und weitergeführt hat.<br />

Besonders auffällig erscheint der bereits im Kopfsatz auftretende<br />

„Schlüsselakkord“, ein aus der Tonika hervortretender<br />

und wieder in sie „zusammenfallender“ verminderter<br />

Septakkord, dem man auch im Streichquartett d-Moll und in<br />

zwei Heine-Vertonungen Schuberts etwa aus derselben Zeit<br />

wiederbegegnet.<br />

Die vier Sätze des Quintetts „verjüngen“ sich nach hinten<br />

in ihrer Dauer; das abschließende Allegretto ist der<br />

kürzeste Satz und wirkt – etwa im Vergleich zum erschüttern<br />

den Ausbruch des halbtönig verschobenen Adagio-Mittelteils<br />

– zunächst unproblematisch und heiter. Doch in<br />

diesem Satz, der in einer „leeren“ Oktave ausklingt, wird<br />

nochmals die ganze Fülle der zuvor verwendeten Ausdrucksmöglichkeiten<br />

konzentriert und reflektiert, zwar im Gewand<br />

eines „normalen“ Rondos, aber nicht als unbekümmertfröhlicher<br />

Kehraus. Andererseits können wir uns aber getrost<br />

an der heiteren Anmutung des Werkes, am Tänzeri -<br />

schen, an den Melodien erfreuen, ohne sogleich an die<br />

posthum verliehene Etikette „Todesahnungen“ erinnert werden<br />

zu müssen – oder doch nicht?<br />

Mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit entstand das Werk<br />

im September 1828 in Wien. Dem Kunsthändler „Probst<br />

Wohlgeboren in Leipzig“ kündigt er das Quintett neben an-<br />

19<br />

Schubert als<br />

Zuhörer bei einer<br />

Quartettaufführung<br />

im Musiksalon<br />

von Johann<br />

Steiger von<br />

Arnstein,<br />

Bleistiftskizze<br />

von Friedrich<br />

Gauermann<br />

(Linz, Oberösterr.<br />

Landesmusem)

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