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f - Gaia Festival

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„Ich<br />

Endesgefertigter<br />

bekenne<br />

hiermit...“<br />

* Der Autor ist der<br />

Meinung, dass sie<br />

a) meist zu kompliziert<br />

ausfällt, um sich<br />

alles merken zu können<br />

und beim Hören<br />

das Gelesene bestenfallswohlwollend<br />

zu bestätigen;<br />

b) zu klein abgedruckt<br />

ist, um während<br />

des Hörens das<br />

Geschriebene im<br />

Dunkeln mitzuverfolgen,<br />

welches wiederum<br />

c) zu trocken verfasst<br />

ist, um daraus direkt<br />

Töne entnehmen zu<br />

können.<br />

22<br />

Beethovens Trio c-Moll<br />

Das ist erstaunlich: Bereits Ende der 1790er Jahre schien<br />

Beethovens Ruf als Komponist so gefestigt, dass sein Verleger<br />

Traeg ihm schon vor Beginn der Komposition der Trios<br />

Opus 9 die stolze Summe von 50 Dukaten als Honorar zusicherte.<br />

Die heute lächerlich dünkende Summe als „bedungenes<br />

Honorarium“ entsprach immerhin dem Wert eines<br />

anständigen Flügels! Der Verlagsvertrag wurde am 16. März<br />

1798 unterzeichnet: „Ich Endesgefertigter bekenne hiermit,<br />

dass ich Herrn Johann Traeg, privilegirten Kunst- und Musikalien-Händler,<br />

die von mir verfertigten und Herrn Grafen<br />

Browne, Brigadier im Dienste seiner Kays. Mays. aller Reussen<br />

decidirten 3 Trios für eine Violin, Alto und Violonzello<br />

[...] zu dem Ende verhandelt und gänzlich als sein Eigenthum<br />

überlassen habe, dass er sie für seine Rechnung und<br />

Vortheil stechen lassen und auf was sonst immer für eine<br />

ihm beliebige Weise benutzen möge [...]“ Auf einem Zusatz<br />

unterschrieb er: „Mit grossen Vergnügen Ludwig van Beethoven“<br />

– die Dukaten klingelten schon erreichbar nah...<br />

Widmungsträger war Reichsgraf Johann Georg von<br />

Browne-Camus, bei dem Beethoven in dieser Zeit regelmäßig<br />

als Pianist auftrat. Der Graf hatte zwar den Rang eines<br />

hohen russischen Offiziers, lebte aber in Wien und war<br />

mehr an schönen Künsten denn militärischem Gehabe interessiert.<br />

Ein Zeitgenosse beschreibt ihn als einen „der sonderbarsten<br />

Menschen, voll trefflicher Anlagen und schöner<br />

Eigenschaften auf der einen, voll Schwächen und Verderbtheit<br />

auf der anderen Seite.“ Seine Großzügigkeit, die Beethoven<br />

in der Widmung blumig hervorhebt, hatte sich<br />

allerdings bald in einer Verschwendungssucht forciert, die<br />

ihm 1805 für einige Tage „Sicherheitsverwahrung“ einbrachte.<br />

Erste Aufführungen der Trios fanden bei Privatsoireen<br />

des Wiener Adels mit Mitgliedern des Lichnowsky-Quartetts<br />

statt, dessen Mitglied damals auch Beethovens Freund<br />

Ignaz Schuppanzigh war. Dass sich die Stücke anhaltend<br />

großer Beliebtheit erfreuten, zeigt beispielsweise die Stati-<br />

stik der Londoner „Mondy Popular Concerts“<br />

1859 bis 1896, wonach 16 Aufführungen des<br />

Trios op. 9 Nr. 3 (Nr. 2 erklang nur einmal, Nr. 1<br />

hingegen 20mal) verzeichnet wurden. Bis<br />

heute und wohl noch für eine weitere geraume<br />

Weile zählen sie – gemeinsam mit Mozarts Divertimento<br />

– zum Kernbestand des Repertoires<br />

für Streichtrio.<br />

Anstelle einer Werk-Beschreibung* sei auf<br />

eine Eigenart des markanten Viertonmotivs des<br />

ersten Satzes hingewiesen, das versteckt am<br />

Ende des Werks zurückkehrt. Dieses Motiv hat Beethoven in<br />

einem seiner komplexesten späten Quartette zitiert, was<br />

erst dann als bemerkenswert erscheint, wenn wir es als Indiz<br />

dafür werten können, dass er die Komposition dieses<br />

Trios als wertvoll genug erachtete, im Finale des berühmten<br />

Opus 131 in cis-Moll als Erinnerung an das Frühwerk zu erscheinen.<br />

Kodálys Duo für Violine und Violoncello<br />

„Ich bin überzeugt, dass ich nicht so weit in der Musik gekommen<br />

wäre, wie ich es bin, wenn nicht mein Vater gerade<br />

die neun Monate vor meiner Geburt regelmäßig Quartett gespielt<br />

hätte in seinem Haus in Kecskemét und meine Mutter<br />

das also täglich gehört hat.“ – Wo gibt es das noch? Ein<br />

Bahnhofsvorsteher (Frigyes Kodály), der sich täglich Zeit<br />

nimmt, nicht zum Karten- sondern zum Quartettspiel, während<br />

seine schwangere Frau (Paulina Jaloveczky) zuhört...<br />

Und der dankbare Sohn schreibt später alles auf, so dass<br />

man ihm gern auch weiterhin das Wort überlässt: „Nun, und<br />

dann haben wir aus den Noten meines Vaters Quartette gespielt.<br />

Ich hatte zwar vom zehnten Jahr an etwas Violine gelernt,<br />

musste dann aber zum Cello greifen, weil kein anderer<br />

für das Cello da war, und zum Quartett gehört doch ein<br />

Cello. Von den Quartettstimmen, die noch mein Vater be-<br />

23<br />

Quittung Beethovens<br />

über den Erhalt von 50<br />

Dukaten für die Übertragung<br />

des Verlagsrechts<br />

der 3 Streichtrios op. 9<br />

an den Wiener Verleger<br />

Jean Træg (Kungl. Musikaliska<br />

Akademiens Bibliotek<br />

Stockholm)<br />

„Da kam mir<br />

urplötzlich die<br />

Vision“

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