KONGRESSJOURNAL 2015/Samstag-Ausgabe public
Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für AllgemeinmedizinGraz/28. November 2015 An drei Tagen wurden zwei Kongressjournale mit Live-Berichterstattungen, Vorschauen auf Vorträge und Seminare, Interviews und Rückblicke direkt am Kongress verteilt.
Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für AllgemeinmedizinGraz/28. November 2015 An drei Tagen wurden zwei Kongressjournale mit Live-Berichterstattungen, Vorschauen auf Vorträge und Seminare, Interviews und Rückblicke direkt am Kongress verteilt.
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REPORT<br />
KONGRESS<br />
JOURNAL<br />
COPD als Multisystem-Erkrankung<br />
Problem Komorbiditäten<br />
Das bisherige pulmozentrische<br />
Konzept ist überholt, das moderne<br />
Konzept der COPD geht<br />
von gemeinsamen Noxen und<br />
einem Multiorganschaden aus,<br />
erklärt Prof. Dr. Horst Olschewski,<br />
Med. Uni Graz. Die systemische<br />
Inflammation geht von der<br />
pulmonalen Inflammation aus,<br />
erreicht alle Organe und macht<br />
sie auch krank. Die COPD sollte<br />
als Teil einer Multiorganerkrankung<br />
gesehen werden.<br />
Eine COPD ist nach den Leitlinien<br />
<strong>2015</strong> charakterisiert durch eine persistierende,<br />
meist progressiv verlaufende<br />
Atemwegsobstruktion. Zudem ist die<br />
COPD begleitet von einer chronisch<br />
entzündlichen Reaktion der Lunge<br />
auf schädliche (inhalierte) Partikel<br />
oder Gase. Überdies repräsentiert<br />
eine COPD meist die pulmonale<br />
Komponente einer Multiorganerkrankung.<br />
Gemeinsame Risikofaktoren<br />
sind Rauchen, Luftverschmutzung,<br />
Alterung, Inaktivität und Diätfehler.<br />
Aktuelle Richtlinien<br />
Nach den neuesten Erkenntnissen<br />
wird der Schweregrad einer COPD<br />
jetzt mit den Stufen A, B, C oder D<br />
festgelegt. Auch hier tragen Exazerbationen<br />
und die bisherigen GOLD-<br />
Stadien zur Beurteilung bei, aber<br />
auch die Schweregrade der Symptome<br />
und die Komorbiditäten. „Das<br />
Abfragen der Symptome bei den<br />
Patienten ist in Ordnung, aber nicht<br />
die große Neuerung“, meinte Prof. Dr.<br />
Christian Virchow, Universitätsmedizin<br />
Rostock. Viel wichtiger ist die<br />
Berücksichtigung der Komorbidäten,<br />
vor allem der kardialen, die stark zur<br />
Mortalität beiträgt: Das wurde bisher<br />
zu wenig berücksichtigt. Prof. Dr.<br />
Horst Olschewski: „In den Studien<br />
hat sich gezeigt, dass es fünf COPD-<br />
Phenotypen gibt.“ Die erste Gruppe<br />
hat noch gute Lungenfunktionswerte<br />
und eine gute Lebensqualität, die<br />
Prof. Dr. Horst<br />
Olschewski<br />
nächste Gruppe ist älter und hat geringere<br />
Lungenfunktionswerte sowie<br />
mehr Beschwerden. Dann kommt die<br />
Gruppe mit einer hohen kardiovaskulären<br />
Komorbidität, gefolgt von jener<br />
mit Lungenemphysem sowie eine<br />
Mischgruppe. Der COPD-Phänotyp<br />
mit der größten Multimorbidität hat<br />
die schlechteste Prognose. Aber wie<br />
viele Patienten mit COPD leiden<br />
auch unter Herzinsuffizienz? Eine<br />
Studie zeigte, dass die Hausarztdiagnose<br />
„COPD ohne Herzinsuffizienz“<br />
nur in 60 Prozent wirklich einer COPD<br />
entsprach. Hingegen hatten davon<br />
acht Prozent eine alleinige Herzinsuffizienz<br />
und zwölf Prozent eine COPD<br />
plus Herzinsuffizienz. Horst Olschewski:<br />
„Wichtig ist, dass eine COPD andererseits<br />
auch die Mortalität und<br />
Morbidität von kardiovaskulären<br />
Erkrankungen steigert. Die Studien<br />
haben auch eindeutig gezeigt, dass<br />
Betablocker das Mittel der Wahl sind<br />
bei kardiovaskulären Krankheiten,<br />
um die Mortalität zu verbessern, unabhängig<br />
von einer COPD.“<br />
Osteoporose und Depression<br />
Aber nicht nur kardiologische Krankheiten<br />
beeinflussen eine COPD.<br />
Auch die Osteoporose ist eine<br />
häufige Folgeerkrankung, ebenso<br />
verschlechtert eine Depression die<br />
COPD-Prognose. Horst Olschewski:<br />
„Untersucht wurden in der Lung-<br />
Health-Studie die Todesursachen<br />
von COPD-Patienten bei einer Beobachtungszeit<br />
von fünf Jahren.<br />
Kardiovaskuläre Erkrankungen und<br />
vor allem Lungenkrebs waren die<br />
häufigsten Todesursachen – auch<br />
für Patienten mit einer leichten<br />
COPD!“ Zudem zeigte sich, dass ein<br />
Lungenemphysem ein starker Risikofaktor<br />
für Lungenkrebs ist.<br />
Dieser Report wurde von der<br />
A. Menarini Pharma gewidmet.<br />
Fotos: Unlimited Media<br />
Graz/28. November <strong>2015</strong> <strong>KONGRESSJOURNAL</strong> 23