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spriessbuerger_leseprobe

Spriessbürger - Handbuch für den Anbau von Gemüse und Salat ist ein Buch, das für Spass UND Erfolg beim Gärtnern sorgt.

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Das Wetter macht’s<br />

Der Erfolg im Garten hängt nicht nur von uns ab. Er<br />

wird vom Boden und Wetter mitgeprägt. Dem Faktor<br />

Boden widmen wir uns ab Seite 223. Das Wetter nehmen<br />

wir uns gleich hier vor, denn es bestimmt die<br />

optimalen Saat- und Pflanztermine.<br />

Die Schweiz ist speziell: Auf kleiner Fläche findet<br />

man grosse Klimaunterschiede. Zwischen Berggebiet<br />

und Mittelland liegen nicht nur ein paar Kilometer,<br />

sondern – zumindest gartenmässig – Welten. In<br />

Städten wie Zürich oder Basel ist es viel wärmer als<br />

auf dem Land, an einem Nordhang ist es kälter als<br />

an einem Südhang. Bereits ein Seeanschluss kann<br />

grossen Einfluss haben: Direkt am Vierwaldstättersee<br />

ist es stets wärmer als ein paar Kilometer davon<br />

entfernt.<br />

Gärtnern findet draussen statt. Wenn «Aussaat im<br />

März ins Freiland» auf einem Samenpäckchen steht,<br />

nützt das einer Hobbygärtnerin in Davos wenig, weil<br />

in Davos um diese Zeit meistens noch Schnee liegt.<br />

Für einen Basler Stadtgärtner ist März dagegen möglicherweise<br />

schon zu spät, weil sein Südbalkon zu<br />

diesem Zeitpunkt schon auf Sommer eingestellt ist.<br />

10<br />

Das Klima ändert sich<br />

Das Wetter war schon immer launisch. Inzwischen<br />

ist es das noch mehr. Der Frühling kommt immer<br />

früher. Die längste phänologische Messreihe der<br />

Schweiz vom Blattaustrieb der Rosskastanie in<br />

Genf besteht seit 1808. Die Auswertung vom Bundesamt<br />

für Meteorologie und Klimatologie zeigt,<br />

dass sich die Blattknospen bei Messbeginn vor 200<br />

Jahren meistens im April öffneten. In jüngster Zeit<br />

ist das oft schon im Februar oder März der Fall.<br />

Auch ein Kirschbaum in Liestal, der seit 1894 beobachtet<br />

wird, blüht seit den 1990er Jahren früher<br />

als je zuvor. Auf dem St. Moritzersee verschwand<br />

das Eis früher meistens in der zweiten Maihälfte,<br />

seit 1990 ist er häufig schon Ende April, spätestens<br />

in der ersten Maihälfte eisfrei. Es gibt noch weitere<br />

Beispiele die belegen, dass der Frühling in der<br />

Schweiz ab etwa 1990 deutlich früher eintrifft. Der<br />

Klimawandel findet statt. Er fragt nicht danach, ob<br />

wir das gut finden oder nicht.<br />

Februar, März oder April? Für die Pflanzen ist das<br />

Hans was Heiri. Sie interessiert vor allem die Temperatur.<br />

«Aussaat im März» ist eigentlich eine Metapher.<br />

Die Saatgutproduzenten wollen mit dieser<br />

Monatsangabe einen Zustand beschreiben, bei<br />

dem eine Bodentemperatur von 5 bis 6 Grad Celsius<br />

herrscht. Bei dieser Bodentemperatur blühen<br />

in der Natur Huflattich, die ersten Gänseblümchen,<br />

Leberblümchen und Veilchen. Ein Blick in<br />

die Natur sagt folglich zuverlässiger als ein Blick<br />

auf den Kalender ob die Zeit der Aussaat von diesem<br />

oder jenem Gemüse gekommen ist. Das Schöne<br />

daran: Den Huflattich kümmert es nicht, ob er<br />

in der Nordschweiz, im Wallis oder mitten in Bern<br />

steht. Er fragt weder nach dem Kalendermonat,<br />

noch nach dem Klimawandel. Er blüht einfach,<br />

wenn es im Boden 6 Grad warm ist. Zuverlässig,<br />

Jahr für Jahr. Und er blüht erst, wenn mögliche<br />

Kälteeinbrüche sein Überleben nicht mehr in Frage<br />

stellen. In welcher Kalenderwoche das der Fall ist,<br />

ist ihm völlig egal.<br />

Der phänologische Kalender<br />

Weil auf Kalenderangaben vom gärtnerischen Gesichtspunkt<br />

her kein Verlass ist, tut man gut daran,<br />

sich am phänologischen Kalender zu orientieren.<br />

Der hat nicht vier, sondern zehn Jahreszeiten.

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