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Spriessbürger - Handbuch für den Anbau von Gemüse und Salat ist ein Buch, das für Spass UND Erfolg beim Gärtnern sorgt.

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Mischkultur<br />

Die Fruchtfolge ist eng mit der Mischkultur verknüpft.<br />

Mischkultur bedeutet, dass mehr als eine<br />

Gemüseart auf einem Beet angebaut wird. Dies in<br />

der Hoffnung, dass manche Pflanzen schädliche<br />

Insekten abhalten, Krankheiten abwehren oder<br />

Wachstum und Aroma der Nachbarpflanze verbessern.<br />

Mischkulturempfehlungen basieren stets auf<br />

gärtnerischer Erfahrung – sie sind deshalb nur mehr<br />

oder weniger gut auf andere Standorte übertragbar.<br />

In den vergangenen Jahren kamen zahlreiche Mischkulturtabellen<br />

und Bücher zu diesem Thema auf den<br />

Markt. Einer wissenschaftlichen Betrachtung halten<br />

sie allerdings nicht Stand.<br />

Ursprünglich war die Mischkultur als Ergänzung zur<br />

Fruchtfolge gedacht. Inzwischen hat sie in vielen<br />

Gärten die Fruchtfolge verdrängt oder sogar regelrecht<br />

ersetzt. Statt dass auf einem von vier Beeten<br />

drei Reihen Kabis stehen, gibt es nun in drei Beeten<br />

Mischkulturen mit je einer Reihe Kabis und im vierten<br />

Beet werden dann noch Kohlrabi, Radiesli oder<br />

Räben angebaut. Die Vertreter der Kohlfamilie sind<br />

damit omnipräsent – sehr zur Freude von Fruchtfolgekrankheiten<br />

wie der Kohlhernie. Das heutige<br />

System der Mischkultur sollte nicht zuletzt deshalb<br />

kritisch hinterfragt werden.<br />

24<br />

Positiver und negativer Stress<br />

Die meisten Forschungsarbeiten auf dem Gebiet<br />

der Mischkultur beschäftigten sich mit landwirtschaftlichen<br />

Kulturen und dem Ertrag. Der Ertrag<br />

hängt stark von der Konkurrenz zwischen Vertretern<br />

der eigenen Art (intraspezifische Konkurrenz)<br />

und Vertretern verschiedener Arten (interspezifische<br />

Konkurrenz) ab. Je näher Pflanzen beieinanderstehen,<br />

desto mehr Energie stecken sie in die<br />

Wurzelbildung. Positive Konkurrenz kann Pflanzen<br />

durchaus dazu bringen, stärker zu wachsen.<br />

Schlägt der Stress jedoch ins Negative um, sinken<br />

die Erträge wieder. Ist der Pflanzenabstand<br />

zu dicht oder gibt es zu wenig Nährstoffe, Wasser<br />

oder Licht, reagieren Pflanzen immer mit Minderwachstum.<br />

Allein auf Mischkultur zu setzen, hilft<br />

deshalb genauso wenig wie allein auf den Mondkalender<br />

zu vertrauen.<br />

Viele Mischkulturen lassen die Grundbedürfnisse<br />

der Pflanzen ausser Acht. Oft werden Pflanzen mit<br />

grossem Nährstoffbedarf mit Pflanzen mit geringem<br />

Nährstoffbedarf gemischt, z.B. Kabis und Erbsen.<br />

Mit dem Ergebnis, dass die Düngung keiner<br />

der beiden Pflanzen gerecht wird. Entweder bekommt<br />

der Kabis zu wenig Nährstoffe oder die Erbsen<br />

leiden unter einem Nährstoffüberschuss – was<br />

sie übrigens daran hindert, Stickstoff aus der Luft<br />

zu sammeln. Bei der Kombination von Kartoffeln<br />

mit Spinat verhält es sich ähnlich: Während Kartoffeln<br />

grosszügige Düngergaben schätzen, wandelt<br />

Spinat ein Überangebot von Stickstoff in Nitrat<br />

um. Dazu kommt, dass man die Kartoffeln nicht<br />

anhäufeln kann, ohne dem Spinat die Erde unter<br />

der Wurzel wegzuziehen. Spinat eignet sich höchstens<br />

als Vorfrucht, aber nicht als Mischkulturpartner<br />

zu Kartoffeln. Manchmal wird das Mischen von<br />

Kulturen empfohlen, die ganz unterschiedliche<br />

Feuchtigkeitsansprüche haben: Zwiebeln reifen<br />

nur dann gut aus, wenn sie in der Reifephase trocken<br />

gehalten werden, Rüebli sollte man in der<br />

gleichen Zeit wässern um Bitterkeit zu vermeiden.<br />

Manchmal werden sogar Mischkulturen mit mehrjährigen<br />

Kulturen wie Rhabarber empfohlen. Wer<br />

Rhabarber zu Buschbohnen pflanzt wird nicht lange<br />

Freude an den Buschbohnen haben, aber dafür<br />

lange daran arbeiten, den Rhabarber wieder loszuwerden.<br />

Die Liste wenig sinnvoller Beispiele lässt<br />

sich beliebig fortführen.

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