02.12.2015 Aufrufe

spriessbuerger_leseprobe

Spriessbürger - Handbuch für den Anbau von Gemüse und Salat ist ein Buch, das für Spass UND Erfolg beim Gärtnern sorgt.

Spriessbürger - Handbuch für den Anbau von Gemüse und Salat ist ein Buch, das für Spass UND Erfolg beim Gärtnern sorgt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Spiesse zu Bohnenstangen!<br />

SPRIESSbürger? Wie bitte? Ein Druckfehler?<br />

Bünzli in Grün? Weder noch. Spiessbürger standen<br />

zwar tatsächlich Pate bei der Namensgebung. Nur<br />

waren Spiessbürger früher keine Bünzlis, sondern<br />

ehrenwerte und geschätzte Leute. Im Mittelalter<br />

verteidigten sie sich und ihre Stadt mit Spiessen.<br />

Diese Waffen waren leicht, billig und man konnte<br />

sie einfach selbst herstellen. Doch ihr Einsatz<br />

brauchte Mut, weshalb die Spiessbürger damals<br />

hoch angesehen, und im Gegensatz zur Landbevölkerung,<br />

frei und unabhängig waren.<br />

Ihr Ansehen sank als die Feuerwaffen aufkamen.<br />

Nun war es nicht mehr effizient mit dem Spiess auf,<br />

oder vor der Stadtmauer zu stehen und Feinde abwehren<br />

zu wollen. Manche Bürger wollten das partout<br />

nicht einsehen. Sie zogen weiterhin wie ihre<br />

Urgrossväter mit Spiessen in den Kampf – und bekamen<br />

vom Gegner mächtig eins aufs Dach. Mit der<br />

Zeit wurde «Spiessbürger» zum Inbegriff für Rückständigkeit<br />

und Engstirnigkeit, zu einem Synonym<br />

für Leute, die eine veraltete Anschauung vertreten<br />

und eine starke Abneigung gegen Veränderungen<br />

haben. Für richtige Bünzlis halt.<br />

In einer Zeit, in der Flugzeuge und Vierzigtönner<br />

jederzeit jedes Gemüse der Welt billig in jeden Laden<br />

der Schweiz liefern, mag der Anbau von eigenem<br />

Gemüse und Salat ebenfalls rückständig erscheinen.<br />

Noch dazu, wenn dabei auf chemische<br />

Feuerwaffen, wie synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel,<br />

verzichtet wird. Man kann den<br />

Spiess aber auch umkehren: So wie die Friedensbewegung<br />

einst dazu aufrief «Schwerter zu Pflugscharen»<br />

zu machen, plädieren wir dafür «Spiesse<br />

als Bohnenstangen» zu verwenden. Der Anbau von<br />

eigenem Gemüse und Salat ist weder altmodisch<br />

noch rückständig, sondern sinnig. Die eigene Ernte<br />

macht frei und unabhängig. Den Stolz auf das,<br />

was unter unseren Händen gewachsen ist, kann einem<br />

niemand nehmen und die Freude am Gärtnern<br />

schon gar nicht.<br />

Vielleicht kann dieses Buch etwas dazu beitragen,<br />

dass in der Schweiz, sei es im Garten, auf dem Balkon<br />

oder in Hinterhöfen, noch viel mehr gesundes<br />

Gemüse und Salat spriesst. Angebaut von trotzigen<br />

Spriessbürgerinnen und Spriessbürgern, die mit<br />

viel Freude alte Techniken mit modernen Methoden,<br />

fundiertem Wissen und innovativen Ideen<br />

kombinieren. Die dabei ohne Scheuklappen gärtnerische<br />

Mythen hinterfragen und eigenen Erfahrungen<br />

gegenüberstellen. Das halten wir nämlich<br />

keineswegs für spiessig, sondern für ausgesprochen<br />

«spriessig». Wir wünschen, im wahrsten Sinne<br />

des Wortes, allen Leserinnen und Lesern eine<br />

erspriessliche Zukunft!<br />

Eveline Dudda und Klaus Laitenberger<br />

Dezember 2015<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!