KulturFenster Nr. 01|2013 - Februar 2013
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Blasmusik<br />
Wann darf ich klatschen?<br />
Aus eigenen Erfahrungen und in verschiedenen<br />
Gesprächen muss immer wieder festgestellt<br />
werden, dass der Blasmusikant „konzertfaul“<br />
ist. Seine Motivation, ein Konzert<br />
zu besuchen, beschränkt sich meist auf den<br />
Bekannten- und Freundeskreis, weshalb er<br />
kaum zu Blasmusikkonzerten geht und schon<br />
gar nicht seinen Horizont bei anderen Konzerten<br />
erweitert.<br />
Die Ausrede, dass man für ein klassisches<br />
Konzert, einen Kammermusikabend,<br />
eine Operette oder eine Oper weit<br />
fahren müsse, gilt heute nicht mehr. Angesichts<br />
des vielfältigen Südtiroler Veranstaltungskalenders<br />
und der individuellen Mobilität<br />
könnte jeder aus dem Vollen schöpfen.<br />
Was ist dann aber der Grund, dass das<br />
Konzertangebot von vielen ignoriert wird?<br />
Der renommierte Violinist Daniel Hope,<br />
Schüler des legendären Yehudi Menuhin,<br />
hat sich in seinem Buch „Wann darf ich<br />
klatschen?“ diese Frage gestellt. Er kommt<br />
dabei zum Schluss, dass es nicht das Desinteresse<br />
des Publikums ist, sondern seine<br />
Ein Wegweiser für Konzertgänger<br />
Angst, sich im Konzertsaal nicht richtig zu<br />
verhalten und zu blamieren. Er habe festgestellt,<br />
dass es vor allem die oft altmodisch<br />
und verstaubt wirkende Atmosphäre<br />
ist, die so manchen vom Konzertbesuch<br />
abhält. Und hinzu kämen die vielen Details<br />
im Ablauf eines Konzertes, die zwar<br />
für routinierte Abonnenten völlig selbstverständlich<br />
sind, Neulingen aber leicht wie<br />
böhmische Dörfer vorkommen mögen. Von<br />
solchen auf Anhieb schwer durchschaubaren<br />
zeremoniellen Handlungen, scheinbar<br />
kuriosen Gebräuchen und eingefahrenen<br />
Spielregeln handelt das Buch. Es ist<br />
kein Musiklexikon und erst recht keine wissenschaftliche<br />
Abhandlung, sondern soll<br />
ein leicht verständlicher Wegweiser sein,<br />
eine Art Lotse, der bei der Orientierung<br />
hilft, von der Musik erzählt, von den Musikern,<br />
die sie spielen, von dem, was auf<br />
der Bühne passiert, und auch von dem,<br />
was sich dahinter abspielt. Das Buch ist<br />
„eine kurze, amüsante und treffende Einführung<br />
in den klassischen Konzertbetrieb“<br />
Daniel Hope,<br />
selbst aktiver<br />
Musiker, will<br />
mit seinem<br />
amüsanten<br />
Buch im wörtlichen<br />
Sinn<br />
die Schwellenangst<br />
vor Konzertsälen<br />
abbauen.<br />
(Hamburger Abendblatt). Es öffnet einen<br />
vergnüglichen und lehrreichen Blick hinter<br />
die Kulissen der Musikwelt und soll dabei<br />
helfen, den Konzertsaal nicht mehr als<br />
eine fremde und unbekannte Welt zu empfinden,<br />
und dazu anregen, sich weiter mit<br />
der Musik zu beschäftigen – und vor allem<br />
dazu, bald wieder ins Konzert zu gehen.<br />
Das neue Jahr hat gerade erst begonnen<br />
und wir stehen am Anfang der Konzertsaison.<br />
Wir sehen uns also vielleicht schon<br />
beim nächsten Konzert – zahlreiche Einladungen<br />
stehen an!<br />
Das Buch ist im Rowohlt Taschenbuch<br />
Verlag (rororo) erschienen und dort oder im<br />
einschlägigen Fachhandel erhältlich: ISBN<br />
978-3-499-62575-6.<br />
Stephan Niederegger<br />
Inspiration, die neue CD der<br />
Stadtkapelle Bozen<br />
Eine Sammlung inspirierender Blasmusikwerke<br />
Vor kurzem hat die Stadtkapelle Bozen ihren<br />
neuen Tonträger „Inspiration“ vorgestellt.<br />
Bei der Auswahl der Stücke hat Kapellmeister<br />
Alexander Veit künstlerische Akzente<br />
gesetzt und dazu fünf einzigartige Werke<br />
ausgewählt, die „richtungsweisend für die<br />
Literatur symphonischer Blasorchester sind“.<br />
Die Werke wurden 2011 und 2012 im<br />
Konzerthaus in Bozen und im Waltherhaus<br />
mit Hans Perkhofer als Tonmeister und Günther<br />
Beyrer als Produzent (MCP Sound &<br />
Media GmbH, Ötztal) aufgenommen. Den<br />
Auftakt macht das Tongedicht „Juana de<br />
Arco“ des spanischen Komponisten Ferrer<br />
Ferran, das die Soldatin und Märtyrerin Jo-<br />
hanna von Orléans in den Mittelpunkt stellt.<br />
Peter Steiner beeindruckt als Solist aus den<br />
eigenen Reihen in den „Colors for trombone“<br />
von Bert Appermont. Mit Pinselstrichen der<br />
Musik, zahllosen Takt- und Tempowechseln,<br />
einer kontrastreichen Dynamik und technisch<br />
anspruchsvollen Passagen werden<br />
die verschiedenen Charaktere der Farben<br />
Gelb (Sonne), Rot (Feuer), Blau (Himmel)<br />
und Grün (Natur) beschrieben. Alfred Reed,<br />
der Großmeister der Blasmusik, darf auch<br />
auf diesem Tonträger nicht fehlen: Seine<br />
sinfonische Rhapsodie der „Armenischen<br />
Tänze“ ist ein Klassiker der Blasmusikliteratur<br />
und vereint im ersten Teil technisch<br />
äußerst anspruchsvoll fünf authentische armenische<br />
Volkslieder. Das österreichische<br />
Klarinettenquintett Clarisonus ist mit der<br />
Eigenkomposition „Clarisonus - Kuwintett“<br />
des Ensembleleiters Martin Rainer zu hören,<br />
das erstmals auf CD eingespielt wurde. Gemeinsam<br />
mit dem Phos-Chor unter der Leitung<br />
von Barbara Oss Emer wird abschließend<br />
mit bekannten Musicalmelodien von<br />
Andrew Lloyd Webber („A Concert Celebration“)<br />
das erweiterte Klangspektrum des Blasorchesters<br />
präsentiert.<br />
Diese CD „inspiriert“ zweifellos die blasmusikalische<br />
Diskografie und verführt den<br />
Zuhörer immer wieder zum Drücken der<br />
Wiedergabe-Taste.<br />
Stephan Niederegger<br />
Cover der CD<br />
„Inspiration“<br />
<strong>Nr</strong>. 01 | <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 17