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KulturFenster Nr. 01|2013 - Februar 2013

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Vorweg<br />

Blasmusik<br />

Literatur hat mit Bildung zu tun<br />

Wie lässt sich gute Konzertliteratur finden?<br />

Markus Silbernagl<br />

Wahrscheinlich wird es kaum Kapellmeister<br />

geben, die von Literatureingebungen<br />

nur so strotzen. Ich bin mir sogar sicher,<br />

dass es keinen gibt, der noch nie von quälenden<br />

Gedanken hinsichtlich Literatursuche<br />

verfolgt worden ist.<br />

Da geht es dann ums Auftischen neuer<br />

Stücke fürs nächste Jahreskonzert oder für<br />

das Sommerprogramm und was es sonst<br />

noch so an Auftrittsmöglichkeiten gibt.<br />

Dabei müssen die neuen Stücke ja nicht<br />

unbedingt neu sein. Es können durchaus<br />

auch neue alte Stücke sein. Werke,<br />

die es lange schon gibt und die kaum jemand<br />

(mehr) kennt. Zudem gäbe es natürlich<br />

auch die alten neuen Stücke, die<br />

zwar neu sind, aber alt klingen. Gerne wird<br />

in diesen Literaturtopf gelangt. Es ist halt<br />

so praktisch und kaum aufwändig. Meist<br />

hat dies noch den Vorteil, dass alle Beteiligten<br />

zufrieden gestellt werden können:<br />

die Musikanten, da es sich um Literatur<br />

handelt, die man eh schon kennt<br />

und deren musikalische Floskeln einem<br />

das Üben erleichtern, und das Publikum,<br />

welches sich wegen der immer wiederkehrenden<br />

musikalischen Linien schon bald<br />

wie in einem Kaufhaus der Hintergrundberieselung<br />

hingibt.<br />

Musik ist Bildung<br />

Und da komme ich schon zum Thema<br />

Bildung! Musik ist Bildung, sofern man<br />

sich darauf einlässt, so wie vieles im Leben.<br />

Theater, Film, Literatur, Musik. Auch<br />

darin kann man sich bilden. Bilden heißt<br />

nicht, bereits Bekanntes immer und immer<br />

wieder spielen bzw. hören. Nein! Bildung<br />

geht mit „Erschaffen“ einher, den Geist<br />

schulen, das Interesse wecken, neugierig<br />

sein, sich Wissen schaffen und aneignen.<br />

Suchen muss man selbst<br />

Musik ist derart vielfältig, dass jedes<br />

Genre Schätze, Meisterwerke, Überraschendes,<br />

Berührendes aber auch Abstoßendes<br />

bereit hält. Suchen muss man<br />

selbst. Nun stellt sich auch die Frage, wo<br />

man sucht. Immer im gleichen Teich fischen,<br />

macht den Speiseplan nicht reichhaltiger.<br />

Also, auf zu neuen Ufern! Es war<br />

noch nie so einfach wie heute, schnell und<br />

gut informiert zu interessanten Werken zu<br />

gelangen. Das Internet macht es möglich.<br />

Meinungsaustausch kann in relativ kurzer<br />

Zeit und ohne großen Aufwand getätigt<br />

werden. Zudem gibt es mittlerweile leichten<br />

Zugang zu Aufnahmen und entsprechenden<br />

Partituren - wenn auch manchmal<br />

nur auszugsweise. Das ermöglicht es<br />

einem, relativ gute Basisinformationen zu<br />

bekommen. Diese sind wichtig, um eine<br />

Grobauswahl für sich selbst treffen zu können.<br />

Zur Feinbestimmung kommen dann<br />

noch andere Kriterien hinzu. Ich meine<br />

da passende Anlässe, Spielbarkeit und<br />

vor allem Partiturstudium.<br />

Gute Literatur braucht Weile<br />

So, da ist sie nun, die Literatur, die gespielt<br />

werden soll und mehr oder weniger<br />

sorgfältig ausgewählt wurde. Ist das<br />

jetzt gute Literatur? Einiges vielleicht, einiges<br />

nicht, einiges sehr wohl. Auch das<br />

banalste Stück kann im richtigen Moment<br />

gute Literatur sein. Aber eben nur im richtigen<br />

Moment. Ein Drei-Groschen-Heft wird<br />

von späteren Generationen sicher nicht aus<br />

der Versenkung gehoben. Gute Literatur<br />

braucht Weile. Sie muss Zeit haben, sich<br />

in die Hörgewohnheiten der Menschen hineinzuarbeiten.<br />

Sie muss sich den Platz<br />

schaffen. Und das tut sie, indem wir, die<br />

wir die Ausübenden, Wiedergebenden sind,<br />

stets wieder auf Altbewährtes zurückgreifen.<br />

Denn - Literatur bildet.<br />

Markus Silbernagl<br />

Verbandskapellmeister - Stellvertreter<br />

<strong>Nr</strong>. 01 | <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> 3

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