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munsystems«, erläutert Hartmann, Leiterin der Arbeitsgruppe »Helminthen«. »Die Makrophagen verändern unter anderem ihren Stoff wechsel und ihre Zelloberfl äche. Zudem geben sie Stoff e ab, die andere Immunzellen unterdrücken.« Verschiedene Studien zeigen, dass Patienten, die von sehr vielen Mikrofi larien befallen sind, relativ wenig Entzündungen haben, ein Indiz dafür, dass die Würmer die entzündlichen Immunantworten drosseln, um nicht von ihnen abgetötet zu werden. »Parasitäre Würmer sind in der Lage, sehr gezielt Immunantworten zu beeinfl ussen«, sagt Frau Hartmann. »Sie sind sehr gute Immunologen.« Die HU-Biologen isolierten das Gen, das für die Produktion des Cystatins zuständig ist, aus dem Wurm, setzten es Bakterien ein und ließen sie so das Eiweiß herstellen. Die Experten sprechen von einem rekombinanten, das heißt gentechnisch gefertigtem, Protein. Das Ergebnis im Tierexperiment: Mäuse, die das Cystatin verabreicht bekommen, entwickeln kein allergisches Asthma und weder Hautallergien noch Darmentzündungen. »Allergien und bestimmte Entzündungen sind eigentlich Anti-Wurm-Antworten, die das Protein hemmt«, meint Lucius. Der amerikanische Gastroenterologe Joel Weinstock von der Tu� s University in Boston hat diese Erkenntnis bereits umgesetzt. Er verabreichte Patienten mit chronischen Darmentzündungen Eier eines Schweinepeitschenwurms. Die aus den Eiern schlüpfenden Rundwürmer sind an Schweine angepasst. Im menschlichen Darm setzen sie zwar ihre immunmodulierenden Stoff e frei, sterben aber nach kurzer Zeit ab. In zwei klinischen Studien konnte er zeigen, dass sich die Leiden der Patienten wesentlich besserten und nach mehrfacher Behandlung sogar ausheilten. »In Deutschland sind die Wurmeier noch 192 L3 L4 ca. 6 Wochen Adulte Meriones unuguiculatus Ornithodoros moubata L2 Rundwürmer, die beim Menschen bestimmte Krankheiten hervorrufen, sind sehr spezifi sch an den Menschen als Wirt angepasst. Deswegen unternehmen die Wissenscha� ler ihre Forschungen im Labor an einem Parasiten, der Nagetiere befällt. Es ist ein Fadenwurm mit dem lateinischen Namen »Acanthocheilonema viteae«. Die ausgewachsenen Stadien leben unter der Haut von Wüstenrennmäusen. Sie produzieren Mikrofi larien, so bezeichnet man die Nachkommen, die von Zecken beim Blutsaugen aufgenommen und auf den nächsten Nager übertragen werden. Roundworms, which cause certain diseases in humans, are very specifi cally adapted to humans as their host. That is why the scientists conduct their laboratory research on a parasite that infests rodents: a threadworm with the Latin name Acanthocheilonema viteae. The adult stages live under the skin of gerbils. Their progeny are called microfi lariae and are absorbed by blood-sucking ticks, which then pass them on to the next rodent. Mikrofi larien L1 nicht als Medikament zugelassen«, sagt Richard Lucius, »aber klinische Studien zur Wirkung dieser Behandlung laufen.« Der Parasitologe arbeitet eng mit Pharmaunternehmen zusammen. Gemeinsam gehen die Wissenscha� ler dem genauen Wirkmechanismus des Cystatins auf den Grund. »Wir wollen untersuchen, welcher Bereich des Cystatinmoleküls die Oberfl ächenrezeptoren der Makrophagen stimuliert, um das Protein eines Tages mit einer entsprechenden Substanz imitieren zu können.« In einem auf viereinhalb Jahre angelegten und von der Deutschen Forschungsgemeinscha� geförderten Projekt hat sich das Team der Molekularen Parasitologie vorgenommen, die Wirkungsweise des Proteins in Menschen zu untersuchen, die mit Wuchereria befallen sind. So heißt ein Rundwurm, der in Lymphgefäßen lebt und von Moskitos übertragen wird. Weltweit sind etwa 120 Millionen Menschen von ihm befallen. Gemeinsam mit Wissenscha� lern der Universität Hyderabad, Hauptstadt des indischen Bundesstaates Andhra Pradesh, untersuchen sie die Bewohner eines Dorfes in der Nähe der Stadt. Sie fragen nach den Symptomen, die bei Betroff enen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können, nehmen ihnen Blut ab, untersuchen die Blutzellen bis zu den Genen. »So können wir die genetischen Grundlagen der Immunantwort untersuchen und herausfi nden, wie sie durch das Wurmprotein beeinfl usst wird.« Ob Wuchereria sich von ihnen überlisten lässt?
Diese Abbildung zeigt eine asthmatische Mäuselunge. This picture shows an asthmatic mouse lung. INFEKTOLOGIE / INFECTIOLOGY 193
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