hu wissen (pdf) - Exzellenzinitiative - Humboldt-Universität zu Berlin
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keine Chance hätten. Die <strong>wissen</strong>scha� lichen Institutionen<br />
müssen ihre Türen öff nen und qualifi zierte Frauen auf angemessene<br />
Weise ansprechen. Ein Beispiel: Erfolg wird in<br />
Deutschland von der Masse der Publikationen abhängig gemacht.<br />
Die Deutsche Forsc<strong>hu</strong>ngsgemeinscha� hat die Zahl der<br />
Publikationen, die bei einem Antrag vorlegt werden sollen, für<br />
alle Bewerber auf einem niedrigen Niveau begrenzt. Die schiere<br />
Menge fällt weniger ins Gewicht, es kommt mehr darauf an,<br />
Qualität vor<strong>zu</strong>legen. Ein gutes Signal, um Frauen die Vereinbarung<br />
von Familie und Beruf <strong>zu</strong> ermöglichen. Ähnliches sollte<br />
auch für Bewerbungsverfahren gelten.<br />
Mit welchen Maßnahmen kommen Sie Ihren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern entgegen?<br />
Nickel: Sechs Tage die Woche Auslastung der Seminarräume,<br />
am besten bis 22 Uhr; das ist ein Unding für junge Eltern, die<br />
Familie und Studium unter einen Hut bringen müssen. Hier am<br />
Institut gibt es außerdem noch immer keinen Raum, der es Studierenden<br />
mit Kindern ermöglicht, sich während eines langen<br />
Vorlesungstages kurz <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>ziehen. Das muss sich ändern.<br />
Und wir müssen verstärkt moderne Lehrformen entwickeln,<br />
damit Eltern ihr Studium erfolgreich durchziehen können,<br />
ohne ständig abends in der Vorlesung sitzen <strong>zu</strong> müssen. Das<br />
kommt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegen.<br />
Allmendinger: Wir müssen weg von der Anwesenheitskultur.<br />
Der Bundesrechnungshof hat sich bei uns am WZB nach Stec<strong>hu</strong>hren<br />
erkundigt, um die Arbeitszeit der Mitarbeiter besser kontrollieren<br />
<strong>zu</strong> können. Arbeiten vor Ort wird in Deutschland leider<br />
immer noch mit Produktivität gleichgesetzt. Dabei ist wis-<br />
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senscha� liches Arbeiten nicht an Zeit und Ort gebunden, das<br />
kann man wunderbar von <strong>zu</strong> Hause machen. Dafür braucht es<br />
allein klare Zielformulierungen. Für Abendveranstaltungen<br />
bieten wir am WZB eine Kinderbetreuung an. Und es nützt viel,<br />
wenn die Kinder auch mal im Büro sichtbar sind. So bekommt<br />
das Team ein Gefühl dafür, dass Erwerbsarbeit eben nur das<br />
halbe Leben ist.<br />
In vielen deutschen Büros sind berufstätige Mütter in einer<br />
schwierigen Situation, weil sie einerseits früh los müssen, um<br />
ihre Kinder von der Kita ab<strong>zu</strong>holen, andererseits von ihnen erwartet<br />
wird, dass sie bis spät abends bleiben – wie die kinderlosen<br />
Kollegen.<br />
Allmendinger: Dagegen hil� nur, die Leistungen jedes Einzelnen<br />
durch eine hohe Transparenz deutlich <strong>zu</strong> machen.<br />
Nickel: Zudem beobachten wir auch bei jüngeren Männern den<br />
Anspruch, sich selbst um ihre Kinder kümmern <strong>zu</strong> wollen. Diese<br />
Männer um die 40 artikulieren verstärkt einen Leidensdruck,<br />
verursacht durch die permanente Präsenz und übermäßige Arbeitsbelastung.<br />
Familie kann so praktisch nur noch am Wochenende<br />
stattfi nden. Von einem von Frauen und Männern<br />
getragenen Druck in Richtung work-life-balance könnten beide<br />
Geschlechter profi tieren.