Untitled - Stichting Papua Erfgoed
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Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in West-<strong>Papua</strong> 21<br />
dringende Notwendigkeit, die legalen Möglichkeiten zur Bildung einer neuen<br />
Führungsstruktur unter den indigenen Völkern <strong>Papua</strong>s zu nutzen. Einige Initiativen<br />
dazu entstehen bereits und geben über die enorme Beharrlichkeit der <strong>Papua</strong>s<br />
Auskunft, Leitlinien zu erstellen, eine Infrastruktur zur Förderung der Selbstorganisation<br />
zu schaffen und Führungspersonen auszuwahlen, um im gegebenen Moment<br />
in der Lage zu sein, sich selbst zu regieren und dabei traditionelle Strukturen der<br />
Verwaltung und politischen Entscheidungsfindung einzubeziehen. Insbesondere die<br />
gröBeren Spielraume seit der Übergangsperiode ab 1998 verdeutlichen, dass<br />
Selbstbestimmung in <strong>Papua</strong> meint, über ein MindestmaB an sozialen und kulturellen<br />
Institutionen verfügen zu können, die einen informierten und demokratischen Prozess<br />
überhaupt erst zu organisieren vermogen.<br />
Der Beitrag von Siegfried Zöllner veranschaulicht die Vielfalt und groBe Anzahl<br />
von Institutionen mit enger kultureller Anbindung, die den <strong>Papua</strong>s die Organisation<br />
des privaten und öffentlichen Lebens entsprechend ihren Regeln und Werten erlaubten.<br />
Siegfried Zöllners eingehende Untersuchung über den Wandel der <strong>Papua</strong>-Kultur<br />
unter Hinzunahme anthropologischer Begriffe und Deutungsmuster ermöglicht ein<br />
umfassendes Verstandnis der reichhaltigen und ausgeklügelten Beziehungsmuster<br />
zwischen Familien, Gemeinschaften und Nachbargemeinden sowie der Streitschlichtung<br />
auf lokaler Ebene. Das Wir-Gefühl, die Gemeinschaftlichkeit ('togetherness')<br />
als Leitbild, stattete die indigene Gemeinschaft mit der notwendigen<br />
Triebkraft aus, um gemeinsam für Nahrung, Wohnen, Gesundheitsversorgung sowie<br />
sozialen und spirituellen Rückhalt zu sorgen.<br />
Einige dieser Wurzeln und einige dieser dynamischen Elemente sind nach wie<br />
vor vorhanden und führen immer noch zu erstaunlichen Resultaten: So nahmen am<br />
2. Kongress auf West-<strong>Papua</strong> Tausende <strong>Papua</strong>s teil, wurde das Konzept eines selbstregierten<br />
Landes ausgearbeitet, engagierten sich viele Intellektuelle <strong>Papua</strong>s an der<br />
Ausarbeitung des Gesetzes zur Sonderautonomie aus <strong>Papua</strong>-Sicht, oder unternahmen<br />
den Versuch, eine <strong>Papua</strong>-Identitat mit Hilfe der modernen Kunst zurück zu<br />
gewinnen. Dies ist in der Tat ,erstaunlich', wenn wir uns vor Augen halten, dass das<br />
Suharto-Regime mehr als 30 Jahre lang die Absicht verfolgte, die auf dieser Kultur<br />
beruhende Führungsstruktur der <strong>Papua</strong> zu zerstören. In der heutigen Zeit und unter<br />
den gegebenen Umstanden stellen sich diese enormen Kapazitaten und Potenziale<br />
der <strong>Papua</strong>s als Grundbedingung einer selbstbestimmten Zukunft und Lebensführung<br />
heraus. Es ist das Verdienst Siegfried Zöllners, diese Befahigung gegen die weitverbreiteten<br />
Vorurteile gegenüber den <strong>Papua</strong>s herausgearbeitet und in das Licht der<br />
Öffentlichkeit gerückt zu haben.<br />
Ebenfalls Vorurteilen gegenlaufend, geht Siegfried Zöllner auf die Rolle christlicher<br />
Kirchen in <strong>Papua</strong> ein. Über die Einrichtung von Schulen und Krankenhausern<br />
hinaus - was als klassische Rolle der Kirche verstanden werden kann, um auf der<br />
Ebene der Fürsorge ihre Attraktivitat zu demonstrieren - tragen die Missionen und