Untitled - Stichting Papua Erfgoed
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50 S. Zöllner<br />
Provinz in Irian-Jaya umbenannt. Die Bezeichnung <strong>Papua</strong> oder West-<strong>Papua</strong> wurde<br />
von den Indonesiern verboten. Der Name Irian Jaya war bei den <strong>Papua</strong> verhasst. Er<br />
war ftir sie Symbol der Missachtung der <strong>Papua</strong>-Kultur seitens Indonesiens. Deswegen<br />
forderten sie von 1998 an eine Umbenennung ihrer Provinz in <strong>Papua</strong> oder<br />
West-<strong>Papua</strong>. Erst seit dem 1.1.2002 ist mit dem in Kraft treten des Sonderautonomiegesetzes<br />
der Name der Provinz nun offiziell <strong>Papua</strong>.<br />
Soziale Ordnung<br />
Jeder <strong>Papua</strong> ist durch seine Geburt in eine Sippe (Clan) eingebunden, deren Namen<br />
er (oder sie) als Familiennamen tragt. Die Sippen sind meistens patrilinear strakturiert.<br />
Es gibt aber auch in einigen Gegenden, z.B. an der Mimika-Küste matrilineare<br />
Sippenstrukturen. Das ist ein Zeichen dafïir, dass Frauen in der Kultur der <strong>Papua</strong><br />
oft groBen Einfluss haben. Auch in den patrilinearen Sippen hat der Bruder der Mutter<br />
immer eine sehr groBe Bedeutung, er ist oft wichtiger als der eigene Vater. Die<br />
Frauen haben immer auch Erbland. Patrilinear bedeutet also nicht, dass Frauen keine<br />
Rechte haben. Am Mamberamo-Fluss gibt es eine alte Überlieferang, dass einst ein<br />
Stamm von einer machtigen Frau geleitet wurde. Die Ursprungsmythen der Yali aus<br />
dem Hochland berichten von einer glücklichen Urzeit, in der die Frauen den Bart<br />
trugen und ein paradiesisches Leben ermöglichten: Man brauchte z.B. nur einmal in<br />
der Woche essen. Doch die Manner zerstörten durch ungeschicktes Eingreifen dies<br />
Glück. Die Ursprungsmythen einer Sippe weisen in der Regel hin auf bestimmte<br />
Orte, von denen aus das Erbland der Sippe abgeleitet werden kann. Es besteht also<br />
ein enger Zusammenhang zwischen der Sippe, ihren Ursprungsmythen und daraus<br />
abgeleiteten religiösen Aktivitaten (Riten), dem Wohnort und den Garten- und Waldgebieten,<br />
die den Lebensraum und die Lebensgrundlage der Sippe bilden.<br />
Die Sippe ist in der Regel exogam, d.h. der Ehepartner muss aus einer anderen<br />
Sippe kommen. lm zentralen Bergland gibt es überall zwei jeweils exogame Grappen<br />
von Sippen (Moieties). Ein VerstoB gegen diese soziale Grundordnung — also<br />
Sex innerhalb der Sippe oder Moietie — gilt als schwere Sünde, die die Lebensgrundlagen<br />
der ganzen Gemeinschaft gefahrdet, weil das Land unfruchtbar wird und<br />
die Garten keine Ertrage bringen. Wer früher gegen diese Ordnung handelte, wurde<br />
meistens von der Gemeinschaft getötet. Letzteres kommt heute zwar selten vor, aber<br />
es ist bemerkenswert, dass diese soziale Grundordnung trotz vieler moderner Einflüsse<br />
weitgehend erhalten ist. EheschlieBungen richten sich in der Regel noch bis<br />
heute nach den traditionellen Regeln.<br />
Ein Eheschluss begründet in der Regel ein dauerhaftes intensives Verhaltnis<br />
zweier Familien. Die Familie des Brautigam muss einen vereinbarten Brautpreis<br />
zahlen, der allerdings immer durch Leistungen der Familie der Braut kompensiert<br />
wird. lm Hochland besteht der Brautpreis wie auch die spateren Kompensations-