einSteiger 2015
Regionaljournal einSteiger
Regionaljournal einSteiger
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fotos links und nächste Seite: H. P. Bacherle, rechts: J. Marschall<br />
Bild links:<br />
Die Porzellan-Salzstreuer-Sammlung<br />
unten:<br />
Friedel Auer und seine Frau Monika<br />
am Kartenverkaufstresen<br />
des Stadtmuseums<br />
rechts:<br />
Der Poet rezitiert<br />
Anstellung fand. 1981 kam Sohn Veit zur Welt.<br />
Friedel Auer arbeitete im Sommer im Gelände, entdeckte<br />
das Pferdchen von Prächting (steht heute in<br />
der Archäologischen Staatssammlung in München),<br />
grub das Eggolsheimer Schwert aus, das im Pfalz-<br />
Museum von Forchheim zu bewundern ist – im Winter<br />
restaurierte er die Fundstücke.<br />
In den 80er Jahren wurde in Schlüsselfeld das Rathaus<br />
saniert, mit dem Ziel ein Stadtmuseum zu errichten.<br />
Der damalige Bürgermeister Georg Zipfel ging<br />
auf Auer zu: „Du hast doch mit dem alten Zeug zu<br />
tun“. Schließlich entwarf Auer das Museumskonzept<br />
und führte Regie bei der Installation. Bei der Eröffnung<br />
wurde er – obwohl noch im Berufsleben stehend<br />
– zum ehrenamtlichen Museumsleiter ernannt; Monika<br />
Auer stand fürs museumspädagogische Konzept. „Das<br />
Museum berichtet nicht nur vom Leben, es ist selbst<br />
quicklebendig“, hieß es in der Laudatio anlässlich der<br />
Verleihung des „Grünen Kulturförderpreises“ durch<br />
die oberfränkischen Bündnisgrünen 1998.<br />
Aulandschaft bei<br />
Es ist ein Museum zum Anfassen und zum<br />
Selberdenken. Gleich im Eingangsbereich gibt’s die<br />
„Steigerwald-Hangmaus“ zu bewundern mit einem<br />
verkürzten Beinpaar auf der Hangseite. Glaubt nicht<br />
alles, will die Ausstellung damit sagen, forscht selbst.<br />
Leben kommt zudem ins Museum, wenn Schul- oder<br />
Kindergartenkinder zu Besuch sind und werkeln dürfen,<br />
oder wenn im ersten Stock im einstigen Ratssaal<br />
neben den Sonderausstellungen Konzerte und Kleinkunst<br />
einschließlich Kabarett ein Podium bekommen.<br />
Auer als Steigerwald-Poet<br />
Manchmal wartet auch der Museumsleiter selbst<br />
mit Kleinkunst auf. Nicht nur, dass er die Plakate<br />
für die Veranstaltungen liebevoll gestaltet, analog zu<br />
den graphischen Arbeiten in den frühen Berufsjahren.<br />
Auer hat einige Gedichtbände veröffentlicht.<br />
So lasen im Juni 2014 er und Petra Embacher aus<br />
Weisendorf unter dem Motto „Fränkisches Wurzelwerk“<br />
abwechselnd aus ihren Versbüchlein vor,<br />
begleitet von der Band „Just friends“. Die Lehrer<br />
singen, spielen Mundharmonika und zupfen Klampfen<br />
aller Art, von der Bass-Gitarre bis zur Ukulele.<br />
Mit Hannes Waders Lied „Gut wieder hier zu sein“<br />
beginnt ein Abend, an dem man sich geborgen fühlt.<br />
Der alte Ratssaal ist einer von vier liebevoll eingerichteten<br />
Museumsräumen; in der Vitrine im Hintergrund<br />
steht eine Auswahl der Salzstreuer, die zum<br />
Markenzeichen des Museums geworden sind – rund<br />
2500 Stück gehören insgesamt zum Fundus – ein<br />
Alleinstellungsmerkmal für Schlüsselfeld sagt Bürgermeister<br />
Johannes Krapp.<br />
Vor den Porzellanstreuern sitzen Auer, Embacher<br />
und die Band. Auer im grauen kurzärmligen Hemd<br />
mit olivgrüner Weste stützt die Hände auf die Oberschenkel<br />
und erzählt via Gedicht ganz unaufgeregt<br />
von alten Häusern, weiten Wegen, Steinen (moosbesonnten),<br />
die sprechen können von deiner Zeit;<br />
„Kannst kein’ Weg auf Wolken gehen, brauchst’n<br />
Halt, brauchst’n Grund.“<br />
Und da sind sie dann wieder die Steine, hinter<br />
denen der Grabungstechniker Leben vermutet.<br />
Die Steine die einmal wirklich gelebt haben, wie<br />
die versteinerten Ammoniten, die er manchmal<br />
wie zum Beispiel am Scheinfelder Holztag verkauft,<br />
eingerahmt in Holz – als Stein im Brett (letzterer<br />
muss kein Fossil sein; Kristalle oder Kieselsteine im<br />
Brett trägt Auer auch zu Markte). Auer, der bodenständige<br />
Handwerker mit der „Noasn in der Grubn“.<br />
Als junger Mann ging er noch mehr in die Tiefe. Er<br />
ist bis heute Mitglied der „Forschungsgruppe Höhle<br />
& Karst Franken e.V.“; Auer als Höhlenforscher.<br />
Wilfried der Ritter<br />
Eine Verbandsmitgliedschaft scheint nicht so<br />
ganz zu passen: An einem frühsommerlich warmen<br />
Tag Ende Mai steht ein vornehmer Herr in weißem<br />
Gewand verziert mit den Emblemen eines roten<br />
Kreuzes und eines roten Schwerts beim Sektempfang<br />
vor der alten Aschbacher Synagoge: Wilfried Graf<br />
von Auer zu Tobel vom Orden der Schwertbrüder<br />
zu Livland. Umgeben von anderen ehrwürdig anmutenden<br />
Männern in blauen und roten Gewändern<br />
mit bisweilen federgeschmückter mittelalterlicher<br />
Ein Ameis unter deinem Fuß<br />
erkennt nicht drohenden Verdruss<br />
und, dass er von dem Druck der Sohle<br />
zeitlebens sich nicht mehr erhole.<br />
So<br />
Er pflegt sein Muss, genau wie du,<br />
strebt unbegriffnen Zielen zu.<br />
klein<br />
Wenn du nun denkst, du seist gereift,<br />
dein Geist nach der Erkenntnis greift<br />
mit Schöpfungskronenschläue,<br />
kanns sein, daß aus des Himmels Bläue<br />
eh Du's gedacht<br />
ein Riesenfuß dich niedermacht.<br />
Nachsatz:<br />
Und hast du Glück<br />
wie Eis am Stiel,<br />
dann überlebst du<br />
im Profil.<br />
40<br />
41