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Scheinfeld für Fortgeschrittene:<br />

1906 musste das damalige Rathaus<br />

dem Gebäude des Bezirksamts weichen.<br />

Die Uhr wurde in den oberen Torturm<br />

eingebaut, der in diesem Zuge auch einen<br />

Aufsatz für die Glocke erhielt.<br />

Das damals neue Rathaus (Abb. links)<br />

war vorher Gerichtsgebäude und ist heute<br />

das „Alte Rathaus”, da der aktuelle Sitz<br />

der kommunalen Verwaltung ins Bezirksamt<br />

überwechselte.<br />

Das 16. Jahrhundert bringt<br />

viele Veränderungen in das sonst<br />

beschauliche Leben in Scheinfeld.<br />

Die Reformation verändert den<br />

Alltag der Menschen, der Bauernaufstand<br />

bringt Angst, Unruhe<br />

und Krieg. Bereits seit dem 14.<br />

Jahrhundert ist in Scheinfeld eine<br />

Frühmesse erwähnt, spätestens<br />

im 15. Jahrhundert wird die erste<br />

Kirche gebaut. 1524 führt Johann<br />

„der Starke“ zu Schwarzenberg in<br />

Scheinfeld und seinem weiteren<br />

Herrschaftsgebiet die Reformation<br />

ein. Die Scheinfelder Kirche<br />

erhält einen protestantischen<br />

Pfarrer. Johanns Sohn Friedrich der<br />

Unglückliche (†1561) und dessen<br />

Sohn Johann (†1588) werden in<br />

der nun evangelischen Pfarrkirche<br />

begraben. Ab 1627 wird Scheinfeld<br />

wieder katholisch. Als schwedische<br />

Truppen im 30-jährigen Krieg das<br />

Schloss und die Stadt erobern und<br />

von 1632 bis 1634 auch besetzen,<br />

ist Scheinfeld wieder evangelisch.<br />

Ab 1634 ist es wieder katholisch.<br />

Große politische Ereignisse<br />

beeinflussen natürlich auch das<br />

Leben der „einfachen“ Bevölkerung.<br />

So hat der 30-jährige Krieg auch<br />

den Alltag in Scheinfeld massiv<br />

verändert. Durchziehende Truppen<br />

quartieren sich bei den Bauern und<br />

Handwerkern ein, müssen verpflegt<br />

werden. Und nicht nur die Soldaten<br />

wollen Essen und Trinken, auch die<br />

Pferde müssen versorgt werden. So<br />

finden sich in Scheinfelds Stadtchronik<br />

von Max Bernhard Schwab<br />

von 1912 allein zwei Seiten über<br />

die Kosten der Einquartierungen<br />

von Truppen, sei es von den katholischen<br />

oder protestantischen Heeren,<br />

die Bier, Wein, Schlachtochsen,<br />

Stadtansicht am Fuße des Schlosses<br />

in einem Merian-Stich von ca. 1648<br />

Schweine, Karpfen, Brot, Korn und<br />

Hafer benötigen. Schloss Schwarzenberg<br />

ist wechselnd von schwedischen<br />

und kaiserlichen Truppen<br />

besetzt, Scheinfeld hat die Soldaten<br />

aufzunehmen. Als dann 1642 Graf<br />

Johann Adolf zu Schwarzenberg die<br />

fränkischen Besitzungen übernimmt,<br />

hat der Magistrat der Stadt<br />

Scheinfeld das Problem, ihm ein<br />

würdiges Geschenk zu überreichen.<br />

Die Stadt ist finanziell stark belastet,<br />

der Magistrat und die Bürger<br />

haben leider kein Geld mehr. Wer<br />

genau auf die Idee kommt, dem<br />

Grafen den städtischen Löschweiher,<br />

den jetzigen Stadtsee, zu schenken,<br />

ist nicht überliefert. Am 19.<br />

August 1643 jedenfalls machen<br />

Bürgermeister und Rat sowie die<br />

gesamte Bürgerschaft dem Grafen<br />

Johann Adolf zu dessen Regierungsantritt<br />

den Marktsee zum<br />

Geschenk und äußern den Wunsch,<br />

dass „sich der Herr Graf damit<br />

begnügen wolle und mit dem wenigen<br />

vorlieb nehme“. Vierzig Jahre<br />

später kaufen sich die Scheinfelder<br />

ihren Stadtsee für 100 fränkische<br />

Reichstaler, zahlbar in 5 Jahresraten,<br />

zurück.<br />

Zwei wichtige Gebäude in der<br />

Kirchstraße entstehen im 18. Jahrhundert,<br />

die katholische Pfarrkirche<br />

„Mariä Himmelfahrt“ und das Antonius-Spital.<br />

Die Stiftung für das<br />

Spital ist bereits 1687 von Fürst<br />

Ferdinand zu Schwarzenberg eingerichtet,<br />

das bis heute erhaltene<br />

Spitalgebäude entsteht 1771–73.<br />

Der Bau der Pfarrkirche zieht<br />

sich länger dahin. Der Vorgängerbau<br />

wird häufig repariert, ab<br />

dem Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

wird die alte Kirche als baufällig<br />

beschrieben. Ab 1766 wird neu<br />

gebaut nach den Plänen des Würzburger<br />

Architekten und Hofkammerrats<br />

Johann Philipp Geigel. Die<br />

Inneneinrichtung erfolgt durch den<br />

Bamberger Bildhauer Franz Martin<br />

Mutschele und den Goldschmied<br />

Karl Lebender. Am 28. August<br />

1794 wird die neue Pfarrkirche<br />

eingeweiht. Deshalb ist die Scheinfelder<br />

Kirchweih auch immer am<br />

Sonntag nach dem 28. August. Die<br />

Kosten für den Kirchbau hat die<br />

Pfarrgemeinde zu tragen. Die letzten<br />

Schulden sind erst seit Mitte<br />

des 19. Jahrhundert bezahlt.<br />

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