einSteiger 2015
Regionaljournal einSteiger
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Oberscheinfeld<br />
Im 20. Jahrhundert findet sich eine<br />
Stadtansicht auf den Notgeldscheinen,<br />
die in den 20er Jahren<br />
herausgegeben wurden.<br />
Wenig verändert zeigt sich der<br />
Blick in die Kirchstraße – sieht<br />
man einmal von der Kindermeute<br />
auf der historischen Aufnahme ab.<br />
Das 19. Jahrhundert bringt<br />
mit dem Ende des Heiligen Römischen<br />
Reiches Deutscher Nation<br />
die Eingliederung der gefürsteten<br />
Grafschaft Schwarzenberg in das<br />
Königreich Bayern. 1806 werden<br />
die rund 950 Einwohner Scheinfelds<br />
Untertanen des Wittelsbacher<br />
Königs Max I. Joseph.<br />
Scheinfeld entwickelt sich zu einer<br />
Markt- und Verwaltungsstadt.<br />
Die Bevölkerung nimmt zu. Die<br />
Stadtmauer ist bedeutungslos, es<br />
entstehen Wohngebäude außerhalb<br />
entlang der Schwarzenberger<br />
Straße. Dazu wird auch ein Teil<br />
des Stadtsees, der ursprünglich bis<br />
zur Straße ging, verfüllt und für<br />
Krautbeete genutzt. Später wird<br />
diese Fläche bebaut. Zeugnis dieser<br />
Veränderungen sind auch die<br />
beiden Stadttürme, die 1865 und<br />
1878 abgerissen werden.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
ist eng mit den Viehmärkten<br />
verbunden, die zunächst in der<br />
Hauptstraße, dann gegenüber dem<br />
alten Friedhof abgehalten werden.<br />
Das 20. Jahrhundert verändert<br />
Scheinfeld wohl am deutlichsten.<br />
1914, kurz vor dem Beginn des<br />
1. Weltkrieges, wohnten 1250<br />
Personen in Scheinfeld. Beide Weltkriege<br />
fordern viele Opfer. Sowohl<br />
in der Katholischen Pfarrkirche<br />
als auch am Kriegerdenkmal in<br />
der Würzburger Straße wird an die<br />
Toten und Vermissten erinnert. Die<br />
dunklen Zeiten des Nationalsozialismus<br />
bringen auch das Ende der<br />
jüdischen Gemeinde in Scheinfeld.<br />
An sie erinnert eine Gedenktafel am<br />
Aufgang zum Stadtsee.<br />
Mit der Aufnahme einiger Hundert<br />
Flüchtlinge aus dem Sudetenland<br />
und den ehemaligen Schwarzenberger<br />
Besitzungen in der<br />
Tschechischen Republik vergrößert<br />
sich die Bevölkerung, die Wohnungen<br />
und Arbeitsplätze braucht.<br />
1959 siedelt sich die Sportartikelfirma<br />
adidas an, sie beschäftigt zu<br />
Beginn der 1980er Jahr fast 1100<br />
Menschen. Die Gebietsreform von<br />
1972 verändert die Struktur der<br />
Gemeinde mit der Aufnahme der<br />
umliegenden kleineren Gemeinden.<br />
Die Volksschule (jetzt Grund- und<br />
Mittelschule) Scheinfeld und das<br />
Freibad werden neu gebaut. Gewerbegebiete<br />
und die Wohngebiete<br />
am Lerchenbühl und Schelmsgraben<br />
entstehen. Die Evangelisch-<br />
Lutherische Erlöserkirche in der<br />
Bergstraße wird 1979 geweiht. Mit<br />
dem Bau des Logistikzentrums<br />
am Taubenfeld schafft adidas einen<br />
zweiten Standort in Scheinfeld.<br />
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts<br />
zählt Scheinfeld 4800 Einwohner.<br />
Eine seit Beginn der 1990er<br />
Jahre rasch sinkende Geburtenzahl<br />
kann durch das positive Saldo von<br />
Zuzügen und Wegzügen nicht<br />
mehr ausgeglichen werden, so dass<br />
die Stadt zur 600-Jahrfeier nur<br />
noch rund 4550 Einwohner zählt.<br />
Ihre Bedeutung als Standort für<br />
Bildungseinrichtungen (Krippen,<br />
Kindergärten, Grund- und Mittelschule,<br />
private Real- und Fachoberschule<br />
mit Internat, Gymnasium,<br />
Berufsschulzentrum mit verschiedenen<br />
Fachrichtungen, Volkshochschule,<br />
katholisches Bildungshaus<br />
im Kloster, evangelische Bildungseinrichtung)<br />
sowie als Standort<br />
für den Einzelhandel geben dem<br />
Ort indes weiterhin eine zentrale<br />
Funktion in der Region.<br />
Scheinfeld ist überdies Sitz der<br />
Verwaltungsgemeinschaft Scheinfeld<br />
mit sechs Kommunen, Sitz der<br />
Tourismuszentrale für den gesamten<br />
Steigerwald sowie des Büros<br />
der LAG Südlicher Steigerwald.<br />
Weit reicht auch das Angebot im<br />
Gesundheitsbereich, eine überörtlich<br />
herausragende Stellung genießt<br />
schließlich das für die Stadtgröße<br />
verhältnismäßig große Alten- und<br />
Pflegeheim der Caritas.<br />
Die großen Herausforderungen<br />
der Stadt liegen sicher in der<br />
Gestaltung des demografischen<br />
Wandels, der Ansiedlung weiterer<br />
Betriebe sowie der Modernisierung<br />
der Infrastruktur. Gerade junge<br />
Familien profitieren schon heute<br />
von günstigen Lebenshaltungskosten,<br />
einer Vielzahl von Vereinen<br />
und einem ebenso beachtlichen wie<br />
bezahlbaren Kulturangebot.<br />
Die Feiern zur Stadterhebung vor<br />
600 Jahren sind für die Stadt ein<br />
großer Moment, sich der eigenen<br />
Geschichte bewusst zu werden,<br />
durchaus auch mit Stolz auf Erreichtes<br />
zurückzublicken und aus<br />
dieser Entwicklung Mut zu schöpfen<br />
für die künftigen Aufgaben.<br />
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