Nr. 13 (I-2016) - Osnabrücker Wissen
Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Ortsnamen im <strong>Osnabrücker</strong> Land (6)<br />
Was trieb Biso in Bissendorf?<br />
Einen Bissen für Papa, einen Bissen für Mama, einen Bissen für Biso... Moment, wer mag das gewesen<br />
sein? Und was hat er mit dem Namen Bissendorf zu tun? Seine Spuren führen zum Sonnensee.<br />
Wer heute Bissendorf besucht, findet im<br />
Nordosten der Dionysiuskirche ein kleines<br />
weiß verputztes Lehm-Fachwerkhaus. Es<br />
ist vermutlich als Rest einer ehemaligen<br />
großräumigen Wohn- und Wehranlage<br />
aus dem 11. Jahrhundert stehen geblieben.<br />
Dieses so genannte „Haus Bissendorf“<br />
kann als Keimzelle des heutigen Ortes angesehen<br />
werden. Bei den 2011 bis 2012 dort<br />
durchgeführten Ausgrabungen fanden<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Archäologen heraus, dass der<br />
alte Ortskern mindestens seit dem 8. Jahrhundert<br />
kontinuierlich besiedelt gewesen<br />
ist - und die Geschichte Bissendorfs somit<br />
in die Zeit fällt, als Osnabrück gegründet<br />
wurde. Der Name „Bissendorf“ wird<br />
erstmals 1160 urkundlich erwähnt. Der<br />
Name des Adelsgeschlechts der Ritter von<br />
Bissendorf taucht dann 1182 auf. Sie sollen<br />
sich nach dem Ort benannt haben, und der<br />
lautete damals Bissenthorp. Aus derselben<br />
Zeit ist der Bau der steinernen Saalkirche<br />
mit Turm überliefert. Sie wurde nach ihrem<br />
Schutzheiligen Dionysius benannt.<br />
Woher kommt nun<br />
der Name Bissendorf?<br />
Leicht nachvollziehbar ist, dass es sich<br />
hier um eine Siedlung handelt. Die<br />
Bedeutung des Grundworts „-dorf“,<br />
entwickelte sich aus thorp, thorpe und<br />
dorp(e), wie der Heimatforscher Hermann<br />
Jellinghaus schreibt. Daraus<br />
lässt sich ableiten, dass bereits bei der<br />
Entstehung des Ortsnamens eine Ansiedlung<br />
vorhanden war. Den Überlieferungen<br />
nach wohnte eine Gruppe<br />
verwandter Menschen im „Tal des Sonnenbachs“,<br />
also am heutigen Sonnensee. Das<br />
Bestimmungswort des Ortsnamens mit der<br />
Form „Bis(s)en-„ weist auf einen schwach<br />
flektierten Personennamen hin. Nach den<br />
Recherchen der Ortsnamens-Forscherin<br />
Dr. Kirstin Casemir ist dieser Name mehrfach<br />
in alter Zeit bezeugt. So lebte schon im<br />
5. Jahrhundert in Thüringen ein Herzog<br />
Biso und im 9. Jahrhundert der Paderborner<br />
Bischof mit eben diesem Namen. Es<br />
ist aber wohl auszuschließen, dass es hier<br />
verwandtschaftliche Beziehungen gab, da<br />
Bissendorf über eine Eigenkirche verfügte,<br />
die im Bistum Osnabrück lag.<br />
Die Bedeutung dieses althochdeutschen<br />
Rufnamens ist bis heute nicht eindeutig geklärt.<br />
Die Vermutung liegt aber nahe, dass<br />
ein Mann namens Bis(s)o in dieser Sippschaft<br />
tonangebend war. Somit haben wir<br />
es in Bissendorf mit der „Siedlung des Biso“<br />
zu tun. | EE<br />
Bilder © Ebba Ehrnsberger<br />
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