04.04.2016 Aufrufe

SPORTaktiv Bikeguide 2016

Im diesjährigen SPORTaktiv Bikeguide geben fünf Biker Einblicke in die emotionale Zweierbeziehung zwischen Mensch und Rad. Bei den Technikchecks erfährst du die wichtigsten Eckdaten zu den unterschiedlichen „Zweirädern" wie Marathon-, Cross-Country-, und All-Mountain-Bike. Außerdem kommt ein (nach wie vor) brisantes Thema zur Sprache: der Wegestreit zwischen Mountainbikern und Waldbesitzern. Ein Auszug aus der Streit-Chronologie zeigt, wie verfahren der sprichwörtliche Karren zwischen den zwei Lagern ist.

Im diesjährigen SPORTaktiv Bikeguide geben fünf Biker Einblicke in die emotionale Zweierbeziehung zwischen Mensch und Rad. Bei den Technikchecks erfährst du die wichtigsten Eckdaten zu den unterschiedlichen „Zweirädern" wie Marathon-, Cross-Country-, und All-Mountain-Bike. Außerdem kommt ein (nach wie vor) brisantes Thema zur Sprache: der Wegestreit zwischen Mountainbikern und Waldbesitzern. Ein Auszug aus der Streit-Chronologie zeigt, wie verfahren der sprichwörtliche Karren zwischen den zwei Lagern ist.

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WOLFGANG PRESS ist freier Journalist<br />

und Redakteur bei den Internet-Portalen<br />

radsport-aktiv.de und mtb-aktiv.de.<br />

Er fährt seit 40 Jahren Rennrad und seit<br />

25 Jahren Bike.<br />

Biken in Deutschland – so schaut’s aus ...<br />

Ein Blick ins deutsche Bundeswaldgesetz:<br />

„Das Radfahren ist im Wald auf<br />

Straßen und Wegen erlaubt. Die Länder<br />

regeln die Einzelheiten.“<br />

So weit, so klar. Leider haben die<br />

deutschen Bundesländer das recht<br />

ausführlich und vor allem durchaus<br />

unterschiedlich geregelt: Da gibt<br />

es unsinnige Regelungen wie in Baden-Württemberg<br />

– Biken ist nur auf<br />

mindestens zwei Meter breiten Wegen<br />

erlaubt – und eine Vielfalt an juristischen<br />

Begriffen wie: feste Wege, geeignete<br />

Wege, Waldwege, Wirtschaftswege,<br />

Wanderwege, Fußwege, Fußpfade<br />

etc. Da sieht man den Wald vor lauter<br />

Wegen nicht mehr, und letztlich weiß<br />

keiner mehr genau, was gemeint ist.<br />

Um die oft lobbylosen Biker zu unterstützen,<br />

gibt es in Deutschland seit<br />

fast 15 Jahren die „Deutsche Initiative<br />

Mountainbike e.V.“ (DIMB), die heute<br />

über 70.000 Mitglieder hat, und sich<br />

recht erfolgreich bemüht, zwischen<br />

Radsportlern, Gemeinden, Waldbesitzern,<br />

Behörden und weiteren Beteiligten<br />

zu vermitteln und praktikable Lösungen<br />

zu erreichen.<br />

Manchmal muss aber doch der<br />

Hammer herausgeholt werden: So fällte<br />

auf eine Klage des DIMB in Bayern der<br />

Verwaltungsgerichtshof eine ermutigende<br />

Entscheidung. Darin wurde u.<br />

a. festgestellt, dass „auch schmalere<br />

Wege bei angepasster Fahrweise weder<br />

zum Radfahren von vornherein ungeeignet<br />

sind, noch auf ihnen stets eine<br />

erhöhte Gefahrenlage für Fußgänger<br />

besteht“. Ein Radfahr-Verbot, das die<br />

Gemeinde Ottobeuren für ihren Wald<br />

erlassen hatte, wurde damit in letzter<br />

Instanz aufgehoben.<br />

„Eine Klage ist für uns aber nur das<br />

letzte Mittel, sagt Heiko Mittelstädt,<br />

Projektleiter „Open Trails“ beim DIMB:<br />

„Wir arbeiten mit Naturschutzverbänden<br />

zusammen und bemühen uns um einen<br />

Interessenausgleich zwischen uns<br />

Sportlern, dem Forst und dem Naturschutz.<br />

Nicht Konfrontation, sondern<br />

Kooperation bringt uns wirklich weiter!<br />

BERND TSCHILTSCH, GF der Kommunikations-Agentur<br />

b3media, ist<br />

auch Chefredakteur des SportInsider,<br />

Österreichs Magazin für den Sportfachhandel.<br />

Mountainbiken in Österreich: The Twilight<br />

Zone!<br />

Der (Haftungs-)Thriller geht in die<br />

Verlängerung. Der Mountainbiker bewegt<br />

sein Fortbewegungsmittel in Österreichs<br />

Wäldern und Bergen sehr oft<br />

illegal durch die Landschaft. Noch ist<br />

zwar niemand von ambitionierten Forstaufsehern<br />

oder Jägern aus dem Sattel<br />

geschossen worden, aber die Situation<br />

muss eher ange- als entspannt genannt<br />

werden.<br />

Jährlich werden in Österreich etwa<br />

150.000 Mountainbikes verkauft. Auch<br />

der Trend zum E-Mountainbike ist unübersehbar<br />

und dieses relativ neue<br />

Segment wird die Verkaufszahlen bei<br />

MTBs noch deutlich heben. Das einzige<br />

Problem dabei: Mountainbikes sind dafür<br />

konstruiert, um auf Berge rauf- und<br />

wieder runterzukommen. Das wiederum<br />

ist aber in Österreich nicht so einfach<br />

möglich, da die meisten Berge mittels<br />

Forststraßen zu erklimmen sind. Und<br />

das ist zumeist verboten.<br />

MTBs am Reißbrett konstruieren, irgendwo<br />

in Asien herstellen lassen und<br />

dann in Österreich gegen gutes Geld<br />

verkaufen: Der Rad- und Sportfachhandel<br />

ist sehr zufrieden, die Hersteller reiben<br />

sich die Hände.<br />

Alles eitel Wonne? Nein, ganz und<br />

gar nicht. Man möge mir bitte erklären:<br />

Skitourengehen und Freeriden sind den<br />

Sportlern mittels Sportartikel „Ski“ im<br />

Winter erlaubt – auch auf Forststraßen.<br />

Mit dem Sportartikel „Rad“ darf dieselbe<br />

Straße aber im Sommer nicht benützt<br />

werden. Das ist nicht logisch und<br />

gehört geändert – zugunsten der Radfahrer<br />

natürlich.<br />

Meine Kritik: Nur drei Vereine und<br />

ein paar Touristiker kämpfen um die Erlaubnis,<br />

diese Räder auf allen Forststraßen<br />

benützen zu dürfen. Etwas mehr<br />

Unterstützung seitens der MTB-Hersteller<br />

würde hier sehr positiv auffallen!<br />

WOLFGANG KRAINER ist Inhaber<br />

der Sportschule Krainer in Feld am<br />

See und selbst Bikeinstruktor und<br />

<strong>Bikeguide</strong> in der Region Bad Kleinkirchheim–Nockberge.<br />

WEB: sportschule.at<br />

Moutainbiken ist mittlerweile in allen Varianten<br />

ein Bergsport wie Wandern, Laufen,<br />

Klettern etc. auch.<br />

Niemand kann diesen Trend aufhalten,<br />

man kann sich diesem auch nicht<br />

verschließen. Es geht nun darum, das<br />

Radfahren in den Bergen in vernünftige<br />

Bahnen zu lenken, Regeln aufzustellen<br />

und einzuhalten. Diejenigen, die<br />

dies anstreben, sollen nicht gehindert<br />

werden, sie brauchen Unterstützung<br />

von allen Beteiligten und der Informationsfluss<br />

muss gewährleistet sein. Wenn<br />

dies nicht gelingt, sind auch wir, als Bike-Kompetenzzentrum<br />

und Touristiker,<br />

für eine generelle Öffnung der Forstwege.<br />

Waldwege und Trails sollten allerdings<br />

einer vertraglich abgesicherten<br />

Genehmigung etc. unterliegen.<br />

Einerseits ist der Mountain bike-<br />

Sport ein wichtiger Wirtschafts-, Freizeit-<br />

und Gesundheitsfaktor, der nicht<br />

mehr aufzuhalten ist. Andererseits gilt<br />

es, die Rechte der Grundstücksbesitzer<br />

und anderer Benutzer des Freiraums<br />

Natur zu wahren.<br />

Grundsätzlich hat die Bewirtschaftung<br />

der land- und forstwirtschaftlichen<br />

Flächen durch den Eigentümer<br />

Priorität. Die Veröffentlichung und Bewerbung<br />

von Mountainbike-Strecken<br />

erfolgt daher nur mit Zustimmung des<br />

jeweils betroffenen Grundeigentümers<br />

auf der Basis von freiwilligen Verträgen.<br />

Durch das Kanalisieren auf offiziellen<br />

Routen soll gleichzeitig das illegale<br />

Befahren sensibler Bereiche<br />

eingedämmt werden. Dafür ist ständige<br />

Bewusstseinsbildung in Form von Informationsveranstaltungen,<br />

Schulungen<br />

und Kommunikation der Fair-Play-Regeln<br />

seitens der Gemeinden, Tourismusbüros<br />

und -betriebe notwendig.<br />

Das Ziel sollte es sein, in Zusammenwirken<br />

aller Beteiligten eine neue,<br />

klare und zeitgemäße gesetzliche Regelung<br />

für legales Biken zu erwirken<br />

– und zwar durch eine gemeinschaftliche,<br />

ökologische, forstwirtschaftliche,<br />

gesamtwirtschaftliche Vorgangsweise.<br />

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