04.04.2016 Aufrufe

SPORTaktiv Bikeguide 2016

Im diesjährigen SPORTaktiv Bikeguide geben fünf Biker Einblicke in die emotionale Zweierbeziehung zwischen Mensch und Rad. Bei den Technikchecks erfährst du die wichtigsten Eckdaten zu den unterschiedlichen „Zweirädern" wie Marathon-, Cross-Country-, und All-Mountain-Bike. Außerdem kommt ein (nach wie vor) brisantes Thema zur Sprache: der Wegestreit zwischen Mountainbikern und Waldbesitzern. Ein Auszug aus der Streit-Chronologie zeigt, wie verfahren der sprichwörtliche Karren zwischen den zwei Lagern ist.

Im diesjährigen SPORTaktiv Bikeguide geben fünf Biker Einblicke in die emotionale Zweierbeziehung zwischen Mensch und Rad. Bei den Technikchecks erfährst du die wichtigsten Eckdaten zu den unterschiedlichen „Zweirädern" wie Marathon-, Cross-Country-, und All-Mountain-Bike. Außerdem kommt ein (nach wie vor) brisantes Thema zur Sprache: der Wegestreit zwischen Mountainbikern und Waldbesitzern. Ein Auszug aus der Streit-Chronologie zeigt, wie verfahren der sprichwörtliche Karren zwischen den zwei Lagern ist.

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E-MOUNTAINBIKE<br />

Harry Hirsch: „Wow, das ist ja richtig<br />

geil!“, denke ich und wechsle lieber auf<br />

die Straße, da der Radweg etwas unübersichtlich<br />

wird.<br />

Dann höre ich hinter mir ein fernes<br />

Rufen – Guido ...! Klar, der hat mit<br />

seinem auf 25 km/h beschränkten<br />

Downhiller keine Chance, länger mitzuhalten.<br />

Grinsend warte ich auf ihn.<br />

„Ned schlecht, oder?“, meint er und ich<br />

kann nur nicken. Und was hat das<br />

E-Mountainbike sonst noch für Vorteile?<br />

„Na, wenn ich downhill fahren will,<br />

macht es mich vom Lift unabhängig“,<br />

weiß Guido. Und selbst da, wo es Bergbahnen<br />

gibt, ist das E-MTB vorne, erzählt<br />

der Elektro-Botschafter: „Vor Kurzem<br />

war ich beim After-Office-Ride im<br />

Bikepark Samerberg. Der Lift dort<br />

braucht 14 Minuten, bis du oben bist.<br />

Wenn du anstehen musst, noch länger.<br />

Aber wenn du die gleiche Strecke mit<br />

dem E-Bike hochfährst, bist du in sechs<br />

Minuten oben.“<br />

In eineinhalb Stunden habe er an<br />

diesem Tag mit einer Akkuladung<br />

sechs Fahrten rauf und runter gemacht,<br />

erinnert sich Guido: „Wer liftelt,<br />

schafft in der Zeit maximal drei<br />

Fahrten. Du kommst definitiv mehr<br />

zum Fahren! Klar, am Ende war ich fix<br />

und fertig, weil ich 90 Minuten lang<br />

Vollgas gegeben hatte.“<br />

AUSGLEICHSWIRKUNG<br />

Aber nicht nur zum Vollgas-Geben<br />

sind E-Mountainbikes geeignet. Eine<br />

weitere ihrer Stärken liegt darin, Leistungsunterschiede<br />

zwischen Partnern<br />

oder innerhalb von Gruppen auszugleichen.<br />

„Sicher, der Stärkere kann<br />

auch warten. Aber wenn der Schwächere<br />

gut mithält, macht es beiden<br />

mehr Spaß“, sagt Helmut Schreiber,<br />

Apotheker in Bad Goisern und seit<br />

zwei Jahren E-Bergradler: „Auch wenn<br />

sich ein Biker aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht mehr zu stark belasten<br />

darf – Stichwort Herzfrequenz – ist ein<br />

E-Bike eine echte Hilfe. Und zudem<br />

kann ein E-MTB ein sonst zu weit entferntes<br />

Bike-Revier gewissermaßen näher<br />

heranholen. Reichweiten-Verlängerung<br />

sozusagen.“<br />

Am meisten schätzt der passionierte<br />

Tourenfahrer jedoch den Flow:<br />

„Mit einem Elektro-Mountainbike erreiche<br />

ich den schon beim Uphill, wo<br />

Downhill-Enthusiasten brauchen mit E-Mountainbikes keinen Lift<br />

ich mir sonst, ohne Unterstützung,<br />

eher schwertue.“ Und noch ein Vorteil<br />

fällt Helmut Schreiber ein: „Unter unseren<br />

Freunden sind sportliche Eltern,<br />

die gern mit ihren Kindern im Anhänger<br />

unterwegs sind. Die müssen sich<br />

mit dem E-Mountainbike nicht mehr<br />

auf Asphaltstrecken in der Ebene beschränken,<br />

sondern können auch mal<br />

mit uns in die Berge – zumindest, solange<br />

der Weg breit genug ist.“<br />

UNNÖTIGE SCHWARZMALEREI<br />

Die Argumente pro E-Bergräder finden<br />

mittlerweile selbst bei den „echten“<br />

Bikern Anerkennung. So haben die Leser<br />

des Magazins „Mountainbike“ im<br />

vergangenen Jahr das E-getriebene Haibike<br />

Xduro Nduro bei der Wahl zum<br />

„Mountainbike des Jahres“ auf Platz<br />

zwei gehievt. Aber die Unkenrufe bleiben:<br />

Es werde in den Bergen bald von<br />

E-Radlern wimmeln, die ihre Grenzen<br />

überschreiten und dann nicht mehr<br />

herunterkommen. Für den Fachjournalisten<br />

Gunnar Fehlau vom „Pressedienst<br />

Fahrrad“ ist das nichts Neues:<br />

„Wer sich daran erinnert, wie die ersten<br />

Fullys mit effektiven Dämpfer-Systemen<br />

auf den Markt kamen, hat ein<br />

Déjà-vu: Da wurde auch von ,altgedienten<br />

Bikern‘ behauptet, dass jetzt so ungefähr<br />

jeder in den Bergen fahren kann<br />

und sich die Unfälle häufen werden.<br />

Und was ist passiert? Wenig – außer<br />

dass bald die meisten Fullys fuhren.“<br />

Bemerkenswert sei zudem, so<br />

Fehlau, dass E-Mountainbikes einerseits<br />

als „Krücken“ für unsportliche,<br />

übergewichtige Senioren dargestellt<br />

werden, dann aber im selben Atemzug<br />

als brandgefährliche Boliden für Adrenalin-Junkies,<br />

die den Ruf der unmotorisierten<br />

Sportler gefährden. „Zugegeben,<br />

in beiden Stereotypen steckt ein<br />

wahrer Kern“, sagt der E-Bike-Experte,<br />

„E-Bikes ermöglichen auch weniger<br />

trainierten Fahrern anspruchsvolle<br />

Touren. Aber es ist ohne Motor viel<br />

wahrscheinlicher, sich zu überschätzen.<br />

Ist es da nicht besser, nach einem<br />

Anstieg aus eigener Kraft noch genügend<br />

körperliche Reserven für die Abfahrt<br />

zu haben?“<br />

Ein „mörderisches“ Tempo erreicht<br />

man mit Motorkraft sowieso<br />

nicht: Im Wald sind nur Bikes zugelassen,<br />

die bei 25 km/h die Unterstützung<br />

abriegeln. Allenfalls lässt sich bergab<br />

das Mehrgewicht in zusätzliche Geschwindigkeit<br />

umwandeln. Dafür erfordern<br />

technische Passagen auf dem<br />

E-Mountainbike durch das höhere Gewicht<br />

aber mehr Geschick – wenn<br />

auch der durch den Mittelmotor tiefe<br />

Schwerpunkt im Gelände Vorteile<br />

bringt.<br />

„Hier wird offensichtlich versucht,<br />

den Schwarzen Peter für Konflikte<br />

mit Wanderern pauschal an die<br />

E-Mountainbiker weiterzureichen“,<br />

meint Gunnar Fehlau: „Dabei ist Rabaukentum<br />

eine Frage der Einstellung<br />

und nicht des Antriebs. Man fährt ja<br />

nicht nur mit den Waden Fahrrad, sondern<br />

auch mit dem Kopf.“<br />

In diesem Sinn: Ride on – ob mit<br />

oder ohne E-Antrieb. Und wer ihn<br />

noch nicht kennt: ausprobieren! An<br />

eure erste Fahrt werdet ihr euch sicher<br />

lange erinnern ...<br />

FOTO: Haibike<br />

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