OCEAN7 2013-05
Die zehnjährige Elena lernte Segeln: Ihr Bericht von einer Woche mit Segellehrern im Opti. Über Buchtenbummeln und Streckensegeln an der türkischen Südküste berichtet ein OCEAN7-Team.
Die zehnjährige Elena lernte Segeln: Ihr Bericht von einer Woche mit Segellehrern im Opti. Über Buchtenbummeln und Streckensegeln an der türkischen Südküste berichtet ein OCEAN7-Team.
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Ich bringe Marianne artig zur Bushaltestelle. Ob sie Geld von mir<br />
haben könne, fragt sie mich. Ich staune kurz. „Für den Friseur“, klärt<br />
sie mich auf. Ich gebe ihr einen 20-Dollar-Schein. Das sei aber zu<br />
wenig, meint sie, denn sie möchte sich die Haare glatt machen lassen.<br />
Ich setze einige Scheine nach – mit Wohlwollen berechnend, dass<br />
ich keinen Eintritt bezahlt habe für unsere billigen Plätze am Hügel.<br />
Ich habe Vertrauen gewonnen bei Marianne. Eines Morgens sitze ich<br />
im Bus nach Soufrière. Jetzt habe ich meine einheimische Führerin<br />
an meiner Seite. Marianne spricht Patois – jene Sprache, die sich die<br />
farbige Bevölkerung hier angeeignet hat – hauptsächlich französisch,<br />
ein wenig englisch und Reste aus Afrika. Auf dem Weg trifft sie immer<br />
wieder Bekannte und Bekannte von gemeinsamen Bekannten.<br />
Auf einer Insel mit 175.000 Einwohnern kennt fast jeder jeden.<br />
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Qualibou – Ort des Todes. So haben die Kariben – die<br />
Urbevölkerung unmittelbar vor der europäischen Eroberung – die<br />
Schwefelquellen nahe der Stadt Soufrière genannt. Von deren Vorgängern,<br />
den Arawak-Indianern, wird berichtet, dass sie Menschen,<br />
wenn sie queruliert haben, hier geopfert haben.<br />
So wundert es mich nicht, dass kaum jemand in das Betonbecken<br />
eintauchen will. Etwa 200 Meter unterhalb der Quellen sammelt es<br />
das schwarze Wasser mit nun angenehmen 38 °C. Es wird schöne<br />
Haut versprochen. Dennoch misstrauen dem fremd-schwarzen<br />
Wasser selbst Menschen mit schwarzer Haut. Ich lasse mich zu<br />
einer Vorübung auf den Blick in dunkle Tiefen meiner Seele ein<br />
und sinke ins schwarze Wasser.<br />
Vor etwa 180 Jahren hat man hier einige hundert Tonnen Schwefel<br />
abgebaut. Damit ist längst wieder Schluss. Uns zeigt sich das Felsgelände<br />
als eine blankgeschürfte Wunde, darinnen die blubbernde<br />
schwarze Masse.<br />
Meine schönste Bleibe seit Beginn der Reise.<br />
Es dämmert schon, als mich das Sammeltaxi mit all meinem Gepäck<br />
am Balenbouche Estate absetzt. Das Anwesen liegt an der Straße<br />
von Vieux Fort im Süden der Insel nach Soufriere im Westen, einige<br />
Kilometer hinter Laborie. Es hat die Zusatzbezeichnung „Heritage“<br />
– Kulturerbe. Balenbouche war einst eine Zuckerrohr-Plantage. Im<br />
großen Park sind vier Gästehäuser verstreut hinter üppigem Buschwerk<br />
und unter mächtigen Bäumen. Hier dürfen die Bäume wach-<br />
1 Qualibou<br />
2 Kulturerbe: Riesiges Wasserrad mit Getriebe, Rest der einstigen<br />
Rohrzuckermühle<br />
3 Balenbouche – die Familie mit Gästen<br />
4 Eine Treppe mit Stufen aus Grashalmen<br />
5 Riesige Schlingpflanzen nützen die Stämme von Bäumen als<br />
Aufstiegshilfe und freie Abschnitte der Baumkronen füllen sie mit<br />
eigenem Blattwerk<br />
6 Baban, altgedienter, treuer Mitarbeiter auf Balenbouche<br />
September/Oktober <strong>2013</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>-<strong>2013</strong> 33<br />
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