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Seefeld versucht energieautark zu werden<br />
Neues Kraftwerk in Gießenbach läuft auf Hochtouren - nächster Stromerzeuger bei Fernwärmeheizwerk geplant!<br />
Die Gemeinde Seefeld ist auf dem besten Weg energieautark zu<br />
werden. Im Feber wurde in Gießenbach ein Wasserkraftwerk für<br />
350 Haushalte in Betrieb genommen. Im Bereich der Fernwärme<br />
soll 2017 der nächste Stromerzeuger entstehen, der nochmals für<br />
1.000 Haushalte Strom produzieren wird.<br />
Von Bernhard Rangger<br />
Während das Eppzirler Kraftwerk<br />
jenes Wasser zur Stromerzeugung<br />
nutzt, das in Seefeld nicht als Trinkwasser<br />
gebraucht wird, will man bei<br />
der Ortswärme eine andere Technik<br />
zum Einsatz bringen. „Bevor das<br />
Wasser erhitzt und durch das Fernwärmenetz<br />
gepumpt wird, vergasen<br />
wir mit der Ofenhitze Silikonöl,” erklärt<br />
Bgm. Werner Frießer. „Mit der<br />
Energie, die bei der Verflüssigung<br />
frei wird, betreiben wir eine noch<br />
größere Turbine, wie sie in Eppzirl<br />
zum Einsatz kommt. Da es in Seefeld<br />
sehr viele Wellnessanlagen gibt,<br />
die auch im Sommer Fernwärme benötigen,<br />
können wir das ganze Jahr<br />
über Strom herstellen. Mit beiden<br />
Werken wollen wir eine Leistung<br />
von ca. 700 kW erzeugen.“<br />
Für die Öko-Strom-Förderung ist<br />
das neue Kleinkraftwerk jedenfalls<br />
bereits gereiht. Die Kostenschätzungen<br />
belaufen sich auf 5,6 Millionen<br />
Euro. In diesem Preis enthalten<br />
ist auch ein neuer Ersatzbrenner, um<br />
die Pufferkapazitäten des Fernwärmeheizwerks<br />
zu erhöhen. Bürgermeister<br />
Werner Frießer: „Es melden<br />
sich immer neue Kunden. Das Astoria<br />
und die geplante Siedlung im<br />
Kirchwald werden an die Fernwärme<br />
angeschlossen.“<br />
Auch für das Kraftwerk Gießenbach<br />
wird Seefeld zehn Jahre lang<br />
Öko-Strom-Förderung erhalten.<br />
Der dort produzierte Strom wird an<br />
die Tiwag verkauft, womit man jährliche<br />
Einnahmen von ca. 100.000<br />
Euro erreicht. Sollte es in dieser Zeit<br />
zu keinen unerwarteten Schäden<br />
kommen, würde die Gemeinde Seefeld<br />
alleine aus dieser Investition einen<br />
Gewinn von einer halben Mio.<br />
Euro erzielen.<br />
G LANZLICH<strong>TE</strong>R<br />
Grüne Vögel & blaue Wunder<br />
glanzlichter@rundschau.at<br />
Liebe FreundInnen von Pflanzen-,<br />
Tier- und Menschenschutz! In meinem<br />
geliebten Heimatort Haiming trug sich<br />
jüngst eine Geschichte zu, die erahnen<br />
lässt, warum Menschen plötzlich politisch<br />
anders ticken. Es geht im Kurzen<br />
um zweierlei Vögel und mehrerlei behördlichem<br />
Umgang mit denselben.<br />
Konkret: In Haiming warten junge<br />
DorfbürgerInnen auf die Erweiterung<br />
des Siedlungsgebietes. Da sich dieses<br />
aber im Nist- und Brutrevier des seltenen<br />
„Ziegenmelkers“ befindet, unterliegt<br />
die Raumordnung auch dem strengen<br />
Auge des Naturschutzes. Der Vogel<br />
selbst hat noch dazu seine Eigenheiten.<br />
Da er als Zugvogel das jahreszeitliche<br />
Ausfliegen bevorzugt, konnten die Gutachter<br />
monatelang nichts tun. Der Gute<br />
befand sich auf winterlicher Sommerfrische<br />
im Süden. Momentan warten alle<br />
auf seinen Rückflug.<br />
Ein paar hundert Meter weiter<br />
westlich wies die Gemeinde, um ihrer<br />
eigenen Humanität nachzukommen,<br />
eine Fläche aus, auf der das Land eine<br />
Containersiedlung für Flüchtlinge bauen<br />
wird. Um dieses zweifelsfrei wichtige<br />
Projekt dem Zeitdruck in der Causa<br />
angemessen voranzutreiben, gab es einen<br />
Oberbefehl von höchster beamteter<br />
Stelle: Es sei der Wald an diesem Orte<br />
rasch zu roden. Jedenfalls noch bevor<br />
dort die Vögel brüten und nisten!<br />
Nun ja. Vom naturschutzrechtlichen<br />
her ist die Sache fachlich sauber. Die<br />
nahe des Gewerbe- und Handelsgebietes<br />
beheimateten Vögel haben nicht annähernd<br />
den Schutzwert des Ziegenmelkers.<br />
Und der Hausverstand sagt uns<br />
Normalbürgern: In der Würdigkeitsreihe<br />
des Schutzes kommt erst der Mensch,<br />
dann das Tier und danach der Baum<br />
und die Pflanze. Schon die Bibel erlaubt<br />
dem Menschen, sich zum Selbsterhalt<br />
die Erde untertan zu machen. Schräg<br />
an der Sache ist, dass in Zeiten des vielfach<br />
versprochenen „blauen Wunders“<br />
ausgerechnet „grüne Vögel“ den Einheimischen<br />
die Perspektive in ihrer eigenen<br />
Heimat rauben. Irgendwie wird da ein<br />
alter Volksspruch fast zum politischen<br />
Programm: „Das Glück is a Vogerl!“<br />
Meinhard Eiter<br />
Bgm. Werner Frießer ist stolz auf das neue Restwasserkraftwerk in Gießenbach,<br />
das Strom für 350 Haushalte liefert.<br />
Foto: Rangger<br />
Kein baulicher Wildwuchs<br />
Leutascher Gemeinderat wacht streng über das Ortsbild<br />
(DS) In der Leutasch sollen auch in Zukunft für Bauherren<br />
strengere Regeln gelten als an manch anderen Orten in der Region.<br />
In Anwesenheit des Raumplaners der Gemeinde, DI Dr.<br />
Georg Cernusca, lehnte der neue Gemeinderat einstimmig zwei<br />
Projekte in Gasse ab, weil er eine zu starke negative Beeinflussung<br />
des Ortsbildes befürchtete.<br />
Im ersten Fall ging es um das Ansuchen<br />
eines, zwischenzeitlich in<br />
der Leutasch ansässigen, Hamburger<br />
Ehepaares, das am Ortseingang<br />
eine Reihenhausanlage mit zwei<br />
bzw. drei Einheiten errichten wollte.<br />
Weder das Angebot der Bauwerber,<br />
die Anlage nicht in einer Linie, sondern<br />
in L-Form zu errichten, um<br />
der Ansicht etwas von ihrer Größe<br />
zu nehmen, noch die Argumente,<br />
das Projekt sei „bodensparend“ und<br />
mit einem kalkulierten Baupreis von<br />
ca. 500.000 (förderfähigen) Euro<br />
als „leistbarer“ Wohnraum für junge,<br />
ortsansässige Familien gedacht,<br />
konnte die Räte und schon gar nicht<br />
Bürgermeister Thomas Mößmer<br />
überzeugen.<br />
Schon heute, so Mößmer, bekomme<br />
er immer wieder kritische<br />
Meinungen von Gästen zu lesen<br />
und zu hören, die ihren Urlaub in<br />
der Leutasch wegen der hier noch<br />
großteils vorhandenen Ursprünglichkeit<br />
und landschaftlichen Schönheit<br />
verbringen. Bauvorhaben wie<br />
das zuvor beschriebene oder auch<br />
das zweite Vorhaben in Gasse, das<br />
auf einer Länge von ca. 45 Metern<br />
ebenfalls eine Reihenhauskette vorsah,<br />
seien, anders als das weitgehend<br />
von einzelnen Baukörpern geprägte<br />
Ortsbild, geeignet, diesen positiven<br />
Eindruck zu zerstören. „Wollen wir<br />
das?“, fragte Mößmer seine Ratskollegen<br />
und fand mit seiner Auffassung<br />
ausnahmslos Zustimmung.<br />
Nicht zuletzt, weil sich auch der<br />
für Leutasch zuständige Raumplaner<br />
sehr eindeutig gegen eine derartige<br />
Bebauung aussprach. Auch er<br />
plädierte für günstigen Wohnraum<br />
für junge Leute, warnte aber eindringlich<br />
vor Bauvorhaben, die eine<br />
Tendenz zu „Bauträgermodellen“<br />
haben. Noch sei es nicht zu spät,<br />
die Leutasch vor einer negativen<br />
Entwicklung wie in anderen Gemeinden<br />
zu bewahren. Das derzeit<br />
geltende Raumordnungsverfahren<br />
laufe 2017 aus, bis dahin müsse aus<br />
der herrschenden Meinungsvielfalt<br />
ein neues Konzept erarbeitet werden,<br />
das dann wieder für zehn bis 15<br />
Jahre gelten könne.<br />
Telfs<br />
BEMERKENSWERT:<br />
Prospekte und Beilagen in dieser RUNDSCHAU<br />
• Inntalcenter, telfs<br />
RUNDSCHAU Seite 6 4./6. Mai 2016