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Glareana_46_1997_#1

Georg F. Senn Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831). (2. Teil) Die Instrumente Thomas Friedemann Steiner Gedanken beim Bau eines Clavichords nach Christian Gottlob Hubert Im Memoriam Siegfried Brenn (22.11.1923 - 15.03.1997)

Georg F. Senn
Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831). (2. Teil) Die Instrumente

Thomas Friedemann Steiner
Gedanken beim Bau eines Clavichords nach Christian Gottlob Hubert

Im Memoriam Siegfried Brenn (22.11.1923 - 15.03.1997)

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GLAREANA<br />

Nachrichten der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente<br />

<strong>1997</strong> <strong>46</strong>. Jahrgang<br />

Inhalt<br />

Editorial. Adressen des Vorstands<br />

Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831)<br />

Die Instrumente<br />

von Georg F. Senn<br />

Gedanken beim Bau eines Clavichords nach Christian Gottlob Hubart<br />

von Thomas Friedemann Steiner<br />

Berichte<br />

Die Kopie eines Hammerflügels von Gottfried Silbermann<br />

Zwei Organoiegen-Kongresse in Washington D.C.<br />

Der Trompeten-Tag in Bad Säekingen<br />

Lorenzo Guadagnini von 1745: Deckenmasse, Bodenstärke, Zargendicke<br />

Das Musee de Ia musique in Paris<br />

ln Memoriam Siegtried Brenn<br />

Angebote und Suchanzeigen von Instrumenten<br />

Mitteilungen und Termine<br />

Neue Bücher und Publikationen<br />

Neue CD<br />

Mutationen (neue Adressen, Ein- und Austritte)<br />

Heft 1<br />

2<br />

3<br />

22<br />

28<br />

29<br />

31<br />

33<br />

34<br />

35<br />

37<br />

38<br />

41<br />

43<br />

44<br />

Redaktionsschluss: für Heft 1: 31.Januar; für Heft 2: 31.Juli


2<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Die erste GLAREANA dieses Jahres bietet Ihnen einen Schwerpunkt historische<br />

Tasteninstrumente an. Gebildet wird er zum einen aus dem 2. Teil des Beitrags über den<br />

Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831 ). Stand im 1. Teil (GLAREANA 45/2 1996) die<br />

Biographie im Vordergrund, so geht es in diesem Heft um die Instrumente. ln seinem<br />

Beitrag stellt Georg F. Senn die drei Hammerflügel und ein Clavichord von Mathias Schautz<br />

vor.<br />

Der andere Teil des Schwerpunkts bildet ein Beltrag von Thomas Friedemann Steiner. Er<br />

hat sich anlässlich des Kolloquiums "L'instrument de muslque dans les musees", das im<br />

letzten November ln Lausanne durchgeführt wurde, Gedanken gemacht über ein<br />

Clavichord von Christian Gottlob Hubert. ln der GLAREANA finden Sie eine<br />

Zusammenfassung seines Vortrags.<br />

Im weitern erwarten Sie bei den Berichten eine Fülle von Informationen, Eindrücken und<br />

Gedanken: Brigitte Bachmann-Geiser lässt uns teilhaben an zwei Organoiegen-Kongressen<br />

in Washington D.C. Im Mai. Zudem finden Sie von der salben Autorin eine gekürzte<br />

Fassung eines Zeitungsartikels über das Musee de Ia musique in Paris, das im Januar<br />

eröffnet wurde. Thomas Drescher berichtet über ein Werkstattkonzert an der Schola<br />

Cantorum Basiliensis. Lorenzo Ghlelmi stellte die Kopie eines Hammerflügels von Gottfrled<br />

Silbermann von 1749 vor, die Andrea Restelll 1996 in Mailand gebaut hat. Ebenfalls<br />

beschrieben wird die diesjährige Jahresversammlung, die die GEFAM nach Bad Säekingen<br />

führte, wo den ganzen Tag Trompeten im Zentrum standen.<br />

Nun überlasse ich es Ihnen, weiteres zu entdecken und wünsche viel Vergnügen beim<br />

Lesen.<br />

Rebekka Reichlin<br />

Der Vorstand der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente<br />

Präsident: Georg F. Senn, BOndienweg 62, 4102 Binningen<br />

Vizepräsldent: Paul J. Reichlin-Moser, Im Seell, 8833 Samstagern<br />

Kassler: Hannes Paul Scharrer, Suntenwiesenweg 4, 8803 Rüschlikon<br />

Aktuar: Lic. phil. Thomas Drescher, Lenzgasse 25, 4056 Basel<br />

Beisitzer: Dr. phil. Veronika Gutmann, Bachlettenstr. 82, 4054 Basel<br />

Markus Hünninger, Ob. Rosenbergweg 24,4123 Allschwil<br />

Adressverwaltung: Harry Joelson-Strohbach, Albanistr. 16, 8400 Winterthur<br />

GLAREANA-Redaktlon: Rebekka Reichlin, Zähringerstr. 17, 3012 Bem (ab 1.7. 97)


3<br />

Der Klavierbauer Mathias Schautz (1755-1831) (2. Teil)<br />

Die Instrumente<br />

Georg F. Senn<br />

Von Mathias Schautz, dessen Biografie Thema des 1. Teils in GLAREANA 45/2 1996 war,<br />

sind momentan vier Instrumente nachweislich erhalten. Ihre hohe Qualität rechtfertigt eine<br />

eingehendere Betrachtung und gibt Anlass, den in Vergessenheit geratenen Klavierbauer<br />

zu würdigen:<br />

- Bundfreies Clavichord, Augsburg 1793<br />

im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (lnv.Nr. MINe67)<br />

- Hammerflügel mit Stössermechanlk, Augsburg 1792<br />

im Schlossmuseum Blumenstein, Solothurn (lnv.Nr. 1903.142)<br />

- Hammerflügel, Deutsche Prellzungenmechanik, ohne Baujahr<br />

in Privatbesitz, Deutschland<br />

- Hammerflügel, Prellzungenmechanlk, Augsburg 1802<br />

in den Städt. Kunstsammlungen, Augsburg (lnv.Nr. 9182)<br />

Alle vier Instrumente zeigen die Signatur in französischer Sprache, der damaligen<br />

"Hochsprache" kultivierter Kreise. Zumeist auf einem gedruckten Papierzettel mit hübscher<br />

Umrahmung und Girlandenzier lautet der Text:<br />

"Mathieu Schautz, Faiseur de Clavecin II et de Forte piano, II a Augsbourg."<br />

Das Baujahr ist jeweils handschri ftlich angefügt. Äussere Erscheinung und die Bauweise im<br />

Inneren der Instrumente zeugen vom grossen Können des Erbauers. Interessante, sich<br />

wiederholende Werkstatteigenheiten im statischen und akustischen Bereich sind deutlich<br />

zu beobachten. Bei aller Eigenständigkeil können aber alle vier Instrumente als typische<br />

Beispiele des Süddeutschen Instrumentenbaus jener Zeit betrachtet werden. Im übrigen ist<br />

das Vorbild von Joh. Andreas Stein in Augsburg, dessen Schüler Schautz war 1 ,<br />

unverkennbar.<br />

1 Paul von Stellen: ' Kunstgewerbe· & Handwerksgeschichte der Reichsstadt Augsburg, 2.Tell, 1788', $ .56<br />

(vergl. GLAREANA 45/2 1996, $ .36).


4<br />

Das Clavichord 1793<br />

(Bundfrei, Umfang: FF - f 3 • c 2 : 336mm<br />

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)


5<br />

· Die oben beschriebene Signierung auf Papier findet sich in der hinteren Ecke rechts auf<br />

dem Resonanzboden mit der handschriftlichen Jahreszahl 1793.<br />

Der Unterboden besteht aus Nadelholz. Die auf den Unterboden gesetzten Zargen und<br />

Klaviaturwände aus Kirschbaum sind untereinander mit offener SchwalbenschwanzzinkunQ<br />

verbunden. Die Hinterzarge ist deutlich stärker als die übrigen Zargen. Links neben<br />

der Klaviatur befindet sich ein Kästchen mit Klappdeckel zum Versorgen von<br />

Stimmwerkzeug und ErsatzmateriaL ln der Ecke rechte KlaviaturwandNorderzarge über<br />

dem Resonanzboden gibt es ein rund ausgesägtes Abstellbrettchen, wohl für den Kerzenleuchter<br />

gedacht. Die beiden Deckel (Hauptdecke! und Vorderklappe) sind als Rahmen<br />

mit je vier Füllungen gearbeitet. Das Notenpult ist am Hauptdeckel angehängt und dient,<br />

aufgeklappt und am Vorsatzbrett abgestützt, gleichzeitig als Deckelstütze. Zusätzlich sind<br />

Messingkrampen links an Deckel und Anhangstock für ein Deckelband vorhanden. Vier<br />

Rundbeine sind mit Holzgewinde in die auf den Unterboden geleimten Gewindeklötze<br />

eingeschraubt. Sie sind am oberen Rundkapitel mit einem geschnitzten Mäandermotiv<br />

verziert, unten kanneliert mit versetzt eingelegten Stäben. (Exakt dieselben Beine sind auch<br />

an zwei Hammerflügeln von Schautz zu finden.)<br />

Der Klaviaturumfang beträgt 5 Oktaven: FF - f 3 . Die Tastenhebel, aus Lindenholz gefertigt,<br />

werden hinten mittels Fischbelnstäbchen in Schlitzen geführt. Der Unier-tastenbelag ist<br />

zweiteilig aus Ebenholz, das hintere Teil dünner als das vordere mit zusätzlicher Anrissrille<br />

vor der Stossfuge. Obertastenbelag aus schwarz gebeiztem Obstholz mit Knochenbelag.<br />

Die Tasten sind folgendermassen gekröpft: FF-E links, F gerade, F'-g 2 rechts, g' 2 gerade,<br />

a 2 -f 3 links. Der Waagebalken besteht aus Eichenholz mit Waagebalkenstiften in zwei<br />

Reihen.<br />

Die Tangenten aus Messingblech sind im Bass (FF-c) umgebogen. Der Saitenbezug ist<br />

durchgehend 2-saitig, 1 Saitenchor pro Taste (bundfrei). Die Saiten laufen über den S­<br />

förmlgen Resonanzbodensteg aus Nussbaum, doppelt geschränkt von FF-g.<br />

Die Wirbel sind in Viererreihe in schräger Linie angeordnet. Zwischen den Wirbeln sind<br />

zwei Papierstreifen mit deutschen Tonbuchstaben in Tusche auf den Resonanzboden<br />

geklebt. Die übliche Flechtdämpfung (hinter der schwingenden Saitenlänge eingeflochtener<br />

Tuchstreifen) findet sich hier ohne Dämpfungsleiste (auch Druckleiste genannt).<br />

Dieses Clavichord kam 1968 mit der Klavierhistorischen Sammlung Neuperl ins<br />

Germanische Nationalmuseum, Nürnberg. Es wurde 1928 von der Familie Neuperl von<br />

einem Antiquariat in München erworben und trug in der Sammlung Neuperl die Nr. 120.


6<br />

Das Instrument wird erwähnt:<br />

- ln den Führern zur Sammlung Neupert 1938 (Obj.38) und 1953 (Obj.21).<br />

- Bei D.H.Boalch "Makers of the Harpsichord and Clavichord .."<br />

Edition 1: S.100, Ed. 2: S.148, Ed. 3: S.604.<br />

- Martin Kares: "Ciavichordkatalog des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg"<br />

(Manuskript)<br />

Wichtige Masse (in mm):<br />

Korpus<br />

Breite 1577<br />

Steg<br />

Bass<br />

Diskant<br />

Tiefe <strong>46</strong>6<br />

Höhe<br />

14<br />

14<br />

Zargenhöhe 132 Zargenstärke 12/21<br />

Breite<br />

14<br />

9,5<br />

Klaviatur<br />

Gesamtbreite 820<br />

Untertaste Vorderplättchen 36<br />

Stichmass (21 Untertasten) 480<br />

Obertaste Belag an Basis 78<br />

Besaltung (Saitenlängen)<br />

FF 1325 c 2 336<br />

Weitere Detail-Masse bei<br />

Martin Kares: "Ciavichordkatalog..." siehe oben.


f<br />

7<br />

Die Hammerflügel<br />

1. Hammerflügel1792 (Stössermechanik, Umfang: FF-1 3 , c 2 : 313mm<br />

Schlossmuseum Blumenstein, Solothurn)


8<br />

Der genannte Papierzettel mit Signierung und handschriftlicher Jahreszahl 1792 ist in der<br />

vorderen Bassecke auf dem Resonanzboden angeklebt.<br />

Das Gehäuse mit doppelt gebogener Hohlwand Ist in Nussbaumholz furniert, wobei ein<br />

durchlaufendes Mittelfeld auf Diskant- und Hohlwand mit ausgesuchtem Maserlurnier,<br />

aufrecht stehend, gefüllt ist. Auch das Vorsatzbrett ist mit verschiedenfarbigen Feldern und<br />

mit Intarsienumrandung verziert. Haupt- und Vorderdeckel sind als Rahmen mit 3 bzw. 2<br />

Füllungen gearbeitet, die Klaviaturklappe als gewinkeltes Brett mit. einem Laschenschloss.<br />

4 runde Beine mit flachem Kapitel sind mit Holzgewinde in ebenfalls flache Gewindeklötze<br />

eingeschraubt. Auffallend ist die Ähnlichkeit mit den von Stein verwendeten Beinformen.<br />

Die Kannelierung mit den versetzten Stabeinlagen im unteren Bereich entspricht genau der<br />

Machart bei den anderen Instrumenten von Schautz.<br />

Im statischen Aufbau der Rastkonstruktion sind Prinzipien zu erkennen, die schon J.A.<br />

Stein angewendet hat: Wie Stein baut Schautz einen relativ kräftigen Rahmen auf den<br />

leicht schräg (parallel zum graden Teil der Hohlwand) verlaufenden Unterboden, im Inneren<br />

abgestützt und verstärkt durch ein System von leichteren Quer- und Längs- bzw.<br />

Diagonalverstrebungen.<br />

Bei diesem frühesten der drei Flügel finden sich lediglich zwei schräg verlaufende, auf dem<br />

Unterboden befestigte Streben. Die kräftige, in Basswand und Damm verankerte<br />

Abbinderippe des Resonanzbodens hat somit auch der Längsverstrebung zu dienen. Eine<br />

Schautz'sche Besonderheit bildet das quer auf den Unterboden geleimte Brett unter der<br />

vorderen Strebe. Es dient vermutlich der Verstärkung des Unterbodens, Verwindungstendenzen<br />

in diesem Bereich entgegenwirkend. Die gleiche Massnahme treffen wir auch<br />

bei den beiden anderen Flügeln an.<br />

Der Stimmstock aus Eichenholz ist auf seiner Oberseite mit einem Nadelholzdoppel in<br />

Längsrichtung belegt. Wie bei den Flügeln von J.A.Stein ist er mit je zwei Zapfen von<br />

jeweils ca. 2/3-Stärke des Stimmstocks in die Bass- und Diskantwand eingelassen. Es gibt<br />

keine Stütze zwischen Stimmstock und Damm. Der aufgeleimte Stimmstocksteg, schwarz<br />

gebeizt, ist im Diskant zusätzlich mit 5 Nägeln fixiert, deren Flachköpfe leicht versenkt sind.<br />

Der Resonanzboden aus Nadelholz zeigt eine für Schautz typische Anlage der Berippung:<br />

9 ziemlich regelmässig verteilte, flache Rippen kreuzen praktisch rechtwinklig den<br />

darüberliegenden Klangsteg. Mit liegenden Jahrringen und an beiden Enden flach<br />

auslaufend kann so die Wirkung einer Blattfeder erreicht werden. Die deutlich massivere<br />

Abbinderippe trennt den Klangbereich von der "stummen Ecke", dem Klangboden im Bass<br />

erstaunlich viel Raum lassend. Fünf ebenfalls recht massive, stabilisierende Querrippen im<br />

"stummen" Eckbereich sind sowohl im Resonanzbodenlager als auch in der Abbinderippe<br />

eingelassen. Der Klangsteg ist von unten her verschraubt, die Schraubenköpfe in<br />

rechteckigen Hartholzrosetten versenkt. Die Stege aus Hartholz sind schwarz gebeizt.


9<br />

Inneres des Hammerflügels von 1792.<br />

Die Klaviatur hat einen Tonumfang von 5 Oktaven, FF- f 3 . Die Tastenhebel aus Nadelholz<br />

werden hinten durch einen Mittelstift geführt. Ein liegender Schlitz im Tastenende nimmt<br />

zwei Tuchstreifen zur Garnierung links und rechts des Führungstiftes auf. Eine<br />

Hinterdruckleiste mit drei Tuchschichten bestimmt den Tastentiefgang. Die Untertasten sind<br />

mit Ebenholz belegt, mit zwei Rillen verziert, das Vorderplättchen deutlich stärker als das<br />

hintere. Die Obertastenbeläge aus gebeiztem Obstholz sind mit Elfenbeinplättchen<br />

minderer Qualität belegt.


10<br />

Mechanik: Die hier verwendete Stössermechanik ist eine vereinfachte Version der von<br />

Bartolomeo Cristofori bereits um 1700 in den allerersten Hammerflügeln eingebauten, sehr<br />

durchdachten Mechanik. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Cristoforis Mechanik<br />

durch Gottfried Silbermann in Sachsen exakt nachgebaut und kam schliesslich mit dessen<br />

Neffen Johann Heinrich Silbermann nach Strassburg und damit in den Süddeutschen<br />

Raum. Die Vereinfachung bei Schautz besteht darin, dass der bewegliche Stabstösser<br />

direkt am Hammer angreift Das bei Cristofori und Silbermann vorhandene Hebeglied<br />

(Zwischenglied) fehlt hier, was die Spielart zwar leichter, aber dafür weniger präzis macht.<br />

Die Auslösung erfolgt allein aufgrund der gewählten Stellung des Stössers und der<br />

Ablenkung desselben an der Hammernuss je nach Wirkung der Schweinsborsten-feder, die<br />

auf die Beweglichkeit des Stössers einen entscheidenden Einfluss hat. Die Stellung des<br />

Stössers lässt sich mit dem beweglichen Klötzchen auf der Taste regulieren, an dem sich<br />

der Stösser anlehnt Der kurze Stabstösser ist mit einem doppelten Leder geachst, wobei<br />

das eine Lederende in die Taste eingelassen, das andere im Winkel auf die Taste geleimt<br />

ist. Das Regulierklötzchen mit Schlitzöffnung ist durch einen Nagel mit Flachkopf mit<br />

Lederunterlage sitzfest, aber beweglich fixiert. Die Hammerschenkel sind mit Lederstreifen<br />

•geachst•. Die ringförmigen Hammerköpfe sind ebenfalls aus den Mechaniken von<br />

Crlstoforl bekannt. Auch J.A. Stein hat bei einzelnen Instrumenten diese Art verwendet 2 •<br />

Gegenüber Pergament oder Karton bei Cristofori handelt es sich hier um Holzringe (die<br />

Holzart konnte noch nicht identifiziert werden) mit ein- bis zweifacher Belederung. Die<br />

Ringe sind mit Lederstreifchen an den Hammerstielen fixiert. Die nach vorn (zum Spieler<br />

hin) gerichteten Hämmer liegen auf einer Tuchrolle, welche in ein Ahornklötzchen<br />

eingeleimt ist. Es besteht keine Abfangvorrlchtung.<br />

Die Stössermechanik des Hammerflügels von 1792.<br />

2 vergl. dazu John Koster: ' Keyboard Musicalinstruments in the MFA, Boston' , Northeastern Universlty<br />

Press 1994. S. 133 II.


+<br />

11<br />

· Dämpfung: Die Spandämpfer mit Dämpferklötzchen sind oben in der Führungsleiste des<br />

Dämpferkastens geführt, unten in einer mit Leder belegten, auf dem Resonanzboden<br />

montierten Rechenleiste. Keildämpfer (belederte Holzkeile) sind von FF bis f 1 und<br />

Flachdämpfer (2 weiche Lederschichten) von g - f 3 zu beobachten. Dämpferböckchen aus<br />

Holz mit Leder belegt und mit einem Eisendraht auf der Taste montiert bewegen die<br />

Dämpfer. Die Dämpfung wird durch einen darüberliegenden Kasten geschützt.<br />

Der Saitenbezug ist 2-saitig von FF - g• 2 und 3-saitig von a 2 - f 3 mit doppelter Schränkung<br />

auf dem Klangsteg zwischen FF- f• 2 und einfachem Schrank zwischen g 2 - f 3 • Das<br />

Wirbelfeld auf dem Stimmstock ist im Sinn des Tastenbildes angeordnet.<br />

Mit einem Kniedrücker lässt sich die Dämpfungsabhebung bedienen. Weitere Registriermöglichkeilen<br />

gibt es nicht.<br />

Das Notenpult nimmt die ganze Innenbreite des Instrumentes ein mit fixem Drehpunkt<br />

direkt über dem Tastenvorsatzbrett Niedergeklappt ruht es auf einem Vorsprung des<br />

Dämpferschutzkastens.<br />

Herkunft: Der Flügel kam als Geschenk aus einer angesehenen Solothurner Familie 1903<br />

Ins städtische Museum. 1952, Nach dem Umzug der historisch-antiquarischen Abteilung in<br />

den Adelssitz "Biumenstein", mit dessen Inventar u.a. ein wertvoller Wlener Hammer-flügel<br />

(Donat Schöfstos)<br />

übernommen werden konnte, schien der unsplelbare Flügel von<br />

Schautz überflüssig geworden. Ein Verkauf an einen Antiquar (für Fr. 50.-1) konnte aber<br />

rückgängig gemacht werden. 1974 wurde das Instrument durch Martin Scholz in Basel<br />

restauriert und ist heute in spielbarem Zustand.<br />

Wichtige Masse aller drei Hammerflügel sind in der Vergleichstabelle am Schluss zu finden.<br />

Das Instrument ist erwähnt in einer Broschüre des Schlossmuseums Blumenstein,<br />

Solothurn:<br />

Pater F. Kopp: "Musik im Blumenstein; zur 100. Matinee;<br />

Einblick in die lnstrumentensammlung"


12<br />

2. Hammerflügel ohne Baujahr (Deutsche Prellzungenmechanik,<br />

Umfang: FF- c 4 , c 2 : 289mm,<br />

Privatbesitz in Deutschland)<br />

U!IIIIL~nlnt ll'-'!l'ut ll"<br />

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13<br />

Der Papierzettel mit der bekannten Signatur ist am selben Ort angebracht, wie beim<br />

vorangehenden Instrument: in der vorderen, linken Ecke des Resonanzbodens. Es ist nur<br />

ein Rest des Zettels erhalten ohne Name und Baujahr, unverkennbar aber die Vignette von<br />

Mathieu Schautz. Auch die Bauweise des ganzen Instrumentes lässt keinerlei Zweifel über<br />

den Erbauer zu.<br />

Gehäuse und Deckel bestehen aus Fichtenholz und sind in aufwendiger Weise mit<br />

Kirschbaum furniert. Die gerade Basswand Ist, wie bei den beiden anderen Flügeln auch,<br />

auf der Aussenseite roh belassen. Ein Schachbrettmuster als Innenfeld ist auf Deckel,<br />

Klappe und sichtbaren Aussenwänden von einem querfurnierten Rahmen eingefasst. Eine<br />

dekorative Zierleiste rahmt zusätzlich die Schachbrettfelder ein. Die Innenseite des Deckels<br />

Ist mit einer Papiertapete beklebt. Im Schlossbrett vor der Klaviatur ist ein Riegelschloss<br />

versenkt. Das Instrument steht auf vier beim Clavichord schon be-schriebenen konischen<br />

Rundbeinen mit Kannelierungen und eingeschnitztem Mäandermotiv.<br />

Bei der Rastkonstruktion fallen gegenüber dem vorangehenden Flügel zwei zusätzliche<br />

Querspreizen auf, rechtwinklig zur Basswand liegend, welche mit zwei Längsspreizen in<br />

Verbindung stehen, die hintere davon als schräg auf den Unterboden laufender<br />

Stützbalken. Das Verstärkungsbrett auf dem Unterboden findet sich hier wieder, diesmal in<br />

anderer Richtung schräg in die Diskantecke hineinlaufend. Eine Holzspreize zwischen<br />

Damm und Stimmstock stützt letzteren ab, die Zugkräfte auf die anschilessende<br />

Längsspreize ableitend. Die sonst mit Massivholz ausgefüllte Rastecke im Diskant bleibt<br />

hier offen (aufgrund des grösseren Tonumfangs wird die Kurve der Hohlwand<br />

ausladender).<br />

Der Stimmstock ist in zwei Lagen aufgebaut: untere Schicht ca. 1/3 der Gesamtstärke<br />

Nadelholz, darüber Ahorn mit dünnem Nadelholzdoppel belegt.<br />

Am Resonanzboden ist bezüglich der Berippung eine Variante bzw. Weiterentwicklung<br />

gegenüber dem Solothurner Flügel zu sehen: Das Grundprinzip der Berippung im klang-lich<br />

abgetrennten Teil wurde beibehalten, wobei die Abbinderippe ev. Im Zusammenhang mit<br />

der statischen Verstärkung im Innenraum an ihren Enden abgefast ist und dadurch etwas<br />

weniger Masse aufweist. Zusätzlich sind mittig zwischen den Querrippen sehr flache,<br />

abgefaste Rippen zur besseren Verbindungsstabilität der Resonanzbodenspäne<br />

aufgeleimt. Interessant ist die Anordung der Rippen unter dem Klangsteg: Weniger, dafür<br />

längere Flachrippen verlaufen hier tendenziell eher in der Längsrichtung des Klangstegs,<br />

den Steg in einem flachen Winkel unterquerend, in der Diskant- und Basskurve aber fast<br />

parallel mit demselben. Die "Biattfeder"-Wirkung wird dadurch weicher, dem Klangboden<br />

damit mehr Elastizität verleihend. Eine Fixierung des Stegs von unten ist nur im gebogenen<br />

Bereich zu beobachten.


14<br />

Fertig zusammengesetzter Resonanzboden vor dem Einleimen.<br />

Der Tonumfang der Klaviatur umfasst fünf Oktaven und eine Quinte, FF - c 4 • Die<br />

Tastenhebel aus Nadelholz sind vorne durch runde Stifte geführt. Die Untertasten sind, wie<br />

bei allen Instrumenten von Schautz mit Ebenholzplättchen belegt, die Obertasten mit<br />

gebeiztem Fruchtholz hier mit einem Knochenbelag. Die Stirnkanten der Untertasten sind<br />

aus gebeiztem Birnbaum mit einem Querprofil gearbeitet. Auch hier wird der Tastentiefgang<br />

durch eine Hinterdruckleiste reguliert.<br />

Bei der Mechanik handelt es sich um ein Prellzungenhammerwerk, exakt nach JASteins<br />

Vorbild: Die Hammerschenkel sind in Holzkapseln geachst, die Messingachse in einem<br />

festen Filzpfropfen gelagert. Der rund ausgebildete Schnabel am Hammerschenkel ist mit<br />

einem rel. dünnen Leder belegt. Die im Querschnitt birnförmlgen Hammerköpfe liegen<br />

genau wie beim Solothurner Instrument auf Tuchrollen, welche in Holzböckchen eingeleimt<br />

sind. Auch hier gibt es weder Fängeneiste noch Einzelfänger.<br />

Dämpfung: Die Dämpfer werden oben in einer - zur Abhebung der gesamten Dämpfung<br />

beweglichen - Rechenleiste geführt. An seinem untern Ende Ist der Dämpferspan durch<br />

einen Draht verlängert. Die untere Führung geschieht durch ein gelochtes Lederstück auf


15<br />

der Oberseite der an dieser Stelle seitlich ausgenommenen Taste. Der Draht des<br />

Dämpferspans wird in dieses Führungsloch gesteckt. Diese Art der Dämpfung ist in vier<br />

erhaltenen Flügeln von J.A.Stein zu finden und wurde noch 1800 von den Geschwistern<br />

Stein in Wien eingebaut 3 . Sie ist auch beschrieben in einer 1801 verfassten Schrift von<br />

Andreas Streicher 4 •<br />

Die Besaltung ist durchgehend 2-saltig, mit doppeltem Schrank auf dem Klangsteg FF- a 2 ,<br />

einfach geschränkt b 2 - c 4 . Ein "blindes" Saitenchor liegt zwischen d 1 und d# 1 über der<br />

Stimmstockspreize. Die Stimmwirbel sind nach dem Tastenbild angeordnet. Bei fol-genden<br />

Tönen sind auf dem Stimmstock handgeschriebene Saitennummern zu finden:(Nrn. für<br />

Messing) FF:5/0, GG:4/0, BB:3/0, C':210, E:1/0; (Nrn. für Stahl) F':St, H:1, f:2, f' 1 :3, g' 2 :4.<br />

Ein Kniedrücker ist vorhanden für die Betätigung der Dämpfungsabhebung.<br />

Drehhspuren auf der Rückseite des Vorsatzbrettes deuten auf ein seitlich wegklappbares<br />

Notenpult hin. Auf den Innenwangen links und rechts über der Klaviatur befinden sich<br />

Messingbeschläge zur Halterung von Kerzenständern.<br />

Herkunft: Der Flügel wurde vom heutigen Besitzer 1977 in Erlangen erworben. Dieser<br />

berichtet zur Vorgeschichte Folgendes: "Der Vater des Verkäufers, Medizinprofessor Dr.<br />

F.May, hatte ihn in den dreisslger Jahren auf einem Dorf zwischen Ansbach und<br />

Feuchtwangen erworben und ihn in schwer beschädigtem Zustand aufbewahrt. Der<br />

vorherige Besitzer ist nicht namentlich bekannt; er soll Gärtner gewesen sein und die noch<br />

vorhandenen Saiten zum Wickeln von Kränzen benutzt haben ... Die Witwe von Dr. F.May<br />

teilte mit, ihr Mann habe den Flügel 'auf dem Boden eines Bauernhauses in der Nähe von<br />

Feuchtwangen' gefunden•. Weiter wird berichtet, Dr. May •... habe das Instrument um 1910<br />

schon in einer Gastwirtschaft des betreffenden Dorfes stehen gesehen, wo es auch noch<br />

gespielt worden wäre".<br />

Der Flügel scheint tatsächlich stark gelitten zu haben. Vor allem Feuchtigkeitseinwirkung<br />

hat grosse Schäden hinterlassen. Immerhin sind keine irreparablen Veränderungen durch<br />

gutgemeinte Reparaturen erfolgt, so dass das Instrument weltgehend in seiner originalen<br />

Struktur erhalten werden konnte. Nach einer subtilen und aufwendigen Restaurierung unter<br />

der Leitung von Dr. Reinhardt Menger (Frankfurt) ist der Flügel heute in spielbarem<br />

Zustand.<br />

3 z.B. Fortepiano ' Frere et Soeur Stein ... " Im Historfsehen Museum Basel, lnv.Nr. 1913.86.<br />

4 Andreas Streicher:'Kurze Bemerkungen über das Spielen, Stimmen und Erhalten der Fortepiano weiche<br />

von Nannette Streicher, geborene Stein in Wien verfertiget werden.' Wien, 1801 . Reprint Den Haag 1979<br />

und 1987.


16<br />

3. Hammerflügel 1802 (Deutsche Prellzungenmechanik,<br />

Umfang: FF - g 3 , c 2 : 295mm ,<br />

Städt. Kunstsammlungen, Augsburg)<br />

Vorbemerkung:<br />

Aufgrund einer früheren nicht dokumentierten Reparatur von schlechter Qualität mit<br />

grossen Eingriffen und entsprechenden Auswirkungen Ist, verglichen mit den drei anderen<br />

Instrumenten, an diesem Flügel rel. viel Originalsubstanz abhanden gekommen. Immerhin<br />

ist auch hier das sorgfällige Handwerk von Mathias Schautz unverkennbar.<br />

Die Signatur befindet sich auf einem speziell furnierten, ovalen Feld im Vorsatzbrett mit<br />

Tusche geschrieben:<br />

Math:Schautz. Faiseur de Clavecin II et Piano forte a II Augsbourg 1802<br />

Auffallend dabei sind die etwas unbeholfenen Schriftzüge, die schlecht zu Schautz'<br />

Akkuratesse passen wollen. Es könnte allerdings sein, dass eine dort vorhandene,<br />

beschädigte Originalsignatur nachgezogen werden musste. Ein Papierzettel existiert nicht.


17<br />

· Das Gehäuse aus Fichtenholz ist mit schlichtem Kirschbaumholz aufrecht furniert und wirkt<br />

mit der schwarz gebeizten, umlaufenden Leiste an der Zargenbasis in gewissem Mass<br />

klassizistisch, ganz Im Gegensatz zu den früheren Instrumenten. Die beiden Deckel und die<br />

Schrägklappe sind alle auf Rahmen mit Füllung gearbeitet, der Hauptdeckel mit drei, die<br />

Vorderdeckel mit zwei Füllungen. Mit einem Laschenschloss wie beim Solothumer<br />

Instrument kann der Deckel abgeschlossen werden. Die vier Rundbeine entsprechen exakt<br />

dem Muster der vorangehend beschriebenen (bei Clavichord und 2. Hammerflügel).<br />

Der Rastaufbau ist mit kleinen Abweichungen praktisch identisch mit demjenigen im 2.<br />

HammerflügeL Hinter der mittleren Querstrebe ist noch ein zusätzliches Doppel quer auf<br />

den Unterboden geleimt und der diagonal eingebaute Stützbalken verläuft hier von Ecke zu<br />

Ecke. An gleicher Stelle wie bei beim 2. Hammerflügel befindet sich eine Holzspreize<br />

zwischen Stimmstock und Damm.<br />

Der Stimmstock ohne Fichtendoppel ist eine Neukonstruktion.<br />

Der Resonanzboden ist weitgehend gleich berippt wie beim 1. Flügel (Solothurn), aber mit<br />

zusätzlichen flachen Verbindungsrippen in der "stummen Ecke" wie sie zuvor beschrieben<br />

wurden. Auch der Resonanzboden wurde nach originalem Vorbild und unter Verwendung<br />

des originalen Klangstegs neu eingebaut. Die Verschraubung des Steges wurde wie beim<br />

Solothumer Instrument vorgenommen.<br />

"Reparierter Resonanzboden" mit angedeuteter Originalberippung.


18<br />

Die Klaviatur mit einem Umfang von 5 Oktaven und Sekund (FF - g 4 ) entspricht fast<br />

genau derjenigen des 2. Flügels bei einem um 5mm kürzeren Stichmass. Ausserdem sind<br />

die Obertasten hier mit Elfenbein belegt.<br />

Als Mechanik kommt wieder das Deutsche Prellzungen-System mit Holzkapseln zur<br />

Anwendung (wie beschrieben). Ein bedeutender Unterschied dabei ist hier die<br />

Hammerform, welche mit einem langen, spitz endenden Hammerkern, mehrfach beledert,<br />

stark der Wiener Bauweise ähnelt. Die Hammerköpfe ruhen auf einem (nicht originalen)<br />

Tuchpolster direkt auf der Taste.<br />

Die Stiefeldämpfung ist neu. Das völlige Fehlen einer Dämpfung machte eine<br />

Rekonstruktion notwendig. Anzeichen einer Rechenführung am Resonanzboden fehlten,<br />

ebenso die seitlichen Klötzchen zur Halterung eines Dämpferschutzkastens, wie sie bei den<br />

andern Flügeln vorhanden sind. Deshalb und aufgrund der relativ hohen Dämpferböckchen<br />

auf den Tasten liess sich das Fehlen einer Stiefeldämpfung vermuten. Der Dämpfer wird<br />

dabei in einem Rechen am Kasten über den Saiten und in einer Lederschlaufe an einem<br />

Stäbchen, welches mit diesem Kasten verbunden ist, geführt. Auch dieses System ist von<br />

J.A. Stein erprobt worden 5 und kam schliesslich im Wiener Klavierbau allgemein zur<br />

Anwendung.<br />

Der Saitenbezug ist wiederum durchgehend 2-saitig mit doppeltem Saitenschrank auf dem<br />

Klangsteg von FF- gN 2 , einfach geschränkt von a 2 - g 3 . Das stumme Saitenchor über der<br />

Stimmstockspreize liegt zwischen h und c 1 • Auch hier sind die Wirbel im Sinn des<br />

Tastenbildes angeordnet.<br />

Ein Kniedrücker dient zur Bedienung der Dämpfungsabhebung.<br />

Herkunft: Der Flügel wurde durch die Stadt Augsburg erworben aus dem Nachlass des<br />

1940 verstorbenen Kurarztes und Chirurgen Dr. Joseph Resch in Bad Tölz. Bei der oben<br />

erwähnten, eingreifenden Reparatur wurde der Resonanzboden herausgenommen und auf<br />

simpelste Weise ohne Rücksicht auf das ursprüngliche Konzept neu berippt.<br />

Glücklicherweise war das ursprüngliche Berippungssystem anhand von verbliebenen<br />

Leimspuren deutlich zu erkennen. Der Stimmstock zeigte ein für diese Konstruktion (seitlich<br />

eingelassene Zapfen des längs laufenden Stimmstockholzes) bekanntes Schadensbild:<br />

Durch den Saitenzug abgerissene Zapfen links und rechts der Einlassöffnungen. Diese<br />

vermutlich schon ältere Beschädigung wurde - wohl gleichzeitig wie der Resonanzboden -<br />

in derart brutaler Weise stabilisiert, dass an die Rettung des originalen Stimmstocks nicht<br />

zu denken war. Die heute zu beobachtenden Ergänzungen erfolgten anlässlich der<br />

Spielbarmachung des Flügels 1975/76 in der Werkstatt von Martin Scholz in Basel.<br />

5<br />

u.a. im Flügel von 1783 im Museum of Fine Arts, Boston (lnv.Nr. 1977.63) Vergl. dazu den erwähnten<br />

Artikel von J.Koster.


•<br />

19<br />

Die Stimmstock-"Reparatur" am Hammerflügel von 1802.<br />

Beim Vergleich der drei Hammerflügel untereinander kommt bei aller Einheitlichkeit eine<br />

Vielfalt in wichtigen Details zum Vorschein, die bei einer so kleinen Auswahl von<br />

Instrumenten erstaunlich ist. Deutlich knüpft Schautz an die Ideenvielfalt seines Meisters<br />

Johann Andreas Stein 6 an, ohne jedoch dessen reiner Epigone zu werden. Freilich wirken<br />

die statischen und akustischen Konstruktionen von Stein eleganter, vielleicht auch<br />

durchdachter.<br />

Aber die Eigenständigkelt und Entwicklungsfähigkeit, die bei den Flügeln von Schautz<br />

deutlich erkennbar sind, sprechen zusammen mit der grossen handwerklichen Qualität sehr<br />

für diesen Augsburger Klavierbauer. Warum von Schautz bisher keine weiteren<br />

Instrumente bekannt sind, lässt sich vielleicht mit dessen Sesshaftigkeit in einem kulturell<br />

eher kleinen Rahmen erklären. Seinen Äusserungen zufolge gab es ln Augsburg ja schon<br />

mehr als genug Leute - vom Fach oder auch nicht -, die sich mit Instrumenten befassten.<br />

Dazu kommt die allmählich erdrückende Konkurrenz aus Wien und Paris. Die diesen<br />

Zentren eigene Ausstrahlung fehlte wohl der Stadt Augsburg. Nicht von ungefähr verliessen<br />

die Nachkommen des berühmten Klaviermachers, Nannette und Andre Stein, ihre<br />

Vaterstadt, um in Wien und von Wien aus mit grösstem Erfolg weiterzuwirken.<br />

Uns bleibt die Hoffnung, mit unseren Ausführungen Mathias Schautz ein bisschen aus dem<br />

Schatten seiner grossen Augsburger Landsleute herausgeführt zu haben.<br />

8 Bedeutung von J.A. Stein und bauliche Eigenheiten seiner Klaviere beschreibt in gerafftem Überblick ein<br />

Artikel von G. Joppig und S. Matzenauer: "J.A. Steins Hammerflügel im Münchner Stadtmuseum•,<br />

erschienen in: •oas Musikinstrument" Heft 711992.


20<br />

Zum Vergleich:<br />

Innenkonstruktion und Resonanzboden eines Hammerflügels signiert:<br />

"Frere et Soeur I Stein I d'Augsbourg I a Vienne" 1800<br />

Historisches Museum Basel (lnv. Nr. 1913.86.)<br />

Nannette und Andre Stein haben hier die Konstruktionsmerkmale der Instrumente ihres<br />

Vaters exakt übernommen. Dasselbe gilt für die Mechanik und die Dämpfung desselben<br />

Flügels. (Vergl. dazu die Angaben zum Hammerflügel Nr. 2 von M. Schautz, ohne Baujahr).


MASSTABELLE ZU DEN DREI FLÜGELN (Masse in mm)<br />

1792 (Solothurn) ohne Jahr (Privat BRD)<br />

1802 (Augsburg)<br />

Gehäuse<br />

Länge<br />

Breite<br />

Zargenhöhe<br />

Zargenstärke<br />

2160 2134<br />

1000 1013<br />

240/244 235<br />

21118 20/15<br />

2140<br />

940<br />

240<br />

Klaviatur<br />

Gesamtbreite<br />

Stichmass (21 UT)<br />

UT Vorderteil Länge<br />

OT Belag Länge<br />

Tastenführung<br />

FF- f 3 FF-c 4<br />

827 917<br />

480 482<br />

37 36<br />

96 93<br />

hinten (Mittelstift)<br />

vorne<br />

FF - g 3<br />

848<br />

477<br />

37<br />

97<br />

vorne<br />

Mechanik<br />

Stosszungenmechanik<br />

Prellzungenmechanik<br />

Prellzungenmechanik<br />

Besaitung<br />

2-saitig FF - g• 2<br />

2-saitig durchgehend<br />

2-saitig durchgehend<br />

3-saitig a 2 - f 3<br />

Saitenlängen<br />

FF 1672 FF 1683<br />

c 2 313 c 2 289<br />

f 3 119 c 4 73<br />

FF 1648<br />

c 2 295<br />

g 3 111


22<br />

Gedanken beim Bau eines Clavichords nach Christian Gottlob Hubert<br />

Thomas Friedemann Steiner, Basel<br />

Thomas Friedemann Steiner baut seit zwanzig Jahren besaitete Tasteninstrumente nach<br />

historischen Vorbildern und konnte die meisten der siebzehn noch erhaltenen Clavichorde<br />

Christfan Gottlob Huberts (1714 - 1793) an ihren heutigen Standorten untersuchen. Die<br />

ganz verschiedenen Erhaltungszustände dieser Instrumente gaben Anlass zu Gedanken<br />

über Restauration und Konservation, von denen einige im Vortrag des Autors am<br />

Kolloquium "L'instrument de musique dans !es musees" in Lausanne am 6. November 1996<br />

angesprochen wurden. (Tagungsbericht in der GLAREANA 45, Heft 2). Der folgende<br />

Beitrag gibt hiervon eine schriftliche Zusammenfassung.<br />

Das Interesse an alten Musikinstrumenten konzentriert sich auf drei Aspekte: das<br />

musikhistorische, das technisch-handwerkliche und das kunsthistorische Interesse. Musiker<br />

und Musikhistoriker gewinnen aus dem Klang und den Eigenschaften der Traktur Anhalte<br />

für musikalische Fragen nach Spielart, Tempo, Verzierungen und anderen die Interpretation<br />

beeinflussenden Parametern. Instrumentenbauer suchen aus der Detailkonstruktion und<br />

aus Werkzeugspuren die Zielvorstellungen und Arbeitsmethoden ihrer Vorbilder zu<br />

erfahren, und Kunsthistoriker befassen sich mit der Dekoration und der stilistischen<br />

Einordnung des Instruments.<br />

Am Beispiel der drei einzigen erhaltenen bundfreien Clavichorde von Christian Gottlob<br />

Hubart werden in diesem Beitrag die genannten Aspekte diskutiert.<br />

Christian Gottlob Hubart wurde 1714 zu Fraustadt (Wschowa) in Polen geboren, kam 1740<br />

nach Bayreuth und von da mit dem Hof des Markgrafen 1769 nach Ansbach. Johann<br />

Georg Meusel schreibt 1786 über ihn: "Ein aufmerksamer Reisender darf hauptsächlich,<br />

wenn er nach Anspach kommt, den berühmten Instrumentmacher Hubart nicht vorbey<br />

gehen. Er ist sowohl durch seine guten dauerhaften, mit dem schönsten Wohlklang<br />

versehenen Klaviere (=Clavichorde) und Fortepiano berühmt, deren er immer verschiedene<br />

von besonderer Einrichtung und dem künstlichsten Bau in der Arbeit, auch ansehnliche<br />

Bestellungen hat, als durch andere musikalische Instrumente ... in ausgebreitetem Rufe ....<br />

Er Ist ein sehr kleiner Mann von stillem und edlem Charakter, dabey etwas hitzig und<br />

eigensinnig und in seinen Arbeiten ausserordentlich accurat und pünktlich ..." 1 • Christian<br />

Gottlob Hubert starb 1793 in Ansbach. VIerzehn der noch erhaltenen Clavichorde sind<br />

gebunden, drei bundfrel. Die bundfreien Instrumente stehen heute in Bad Krozingen bei<br />

Freiburg (D), Nürnberg und Leipzig.<br />

' Meusel, Johann Georg: Mlscellaneen artistischen lnnhalts, Heft 27 (Erfurt 1786), S. 137.


23<br />

t<br />

f<br />

Bad Krozingen beherbergt in seinem Schloss die etwa fünzig Tasteninstrumente<br />

umfassende Sammlung Neumeyer. Unter der Katalognummer 17 wird dort als Leihgabe<br />

des musikwissenschaftliehen Seminars der Universität Freiburg ein Clavichord "von<br />

Christian Gottlieb 2 Hubert hochfürstl. Anspachischer Hof Orgel u Instrumentenbauer<br />

Bayreuth anno 1772" aufbewahrt. Das nussbaumfurnierte, mit feinen Einlagen und Profilen<br />

geschmückte Instrument ruht auf einem Untergestell mit vier geschwungenen Beinen und<br />

mehreren Schubladen. Die Untertasten der fünf Oktaven umfassenden Klaviatur (FF - f 3 )<br />

sind mit Ebenholz belegt, die Obertasten mit Elfenbein. Die Tastenfronten sind mit<br />

schwarzen Arkaden verziert. Von Tonumfang und Entstehungszeit eignet sich das<br />

Instrument für Klavierliteratur von C.Ph.E. Bach und frühe Werke von J. Haydn und W. A.<br />

Mozart. Die abgenutzten Tasten weisen darauf hin, dass es viel gespielt worden ist.<br />

Der Korpus zeigt überall Spuren von Wurmfrass; einige Teile, so zum Beispiel die rechte<br />

Seitenwand, sind neu. Zusätzliche Querstreben im Klaviaturbereich und grobe Nägel<br />

zwischen Rückwand und rechter Seite versteifen das stark verformte Gehäuse. Der<br />

ursprüngliche Resonanzboden wurde entlang seiner Auflager herausgeschnitten. Über die<br />

Reste des alten Resonanzbodens wurde ein neuer aus doppelt so feinem Holz geleimt. Er<br />

ist auf der Unterseite vierfach quer zum (originalen) Steg berippt. Ausserdem ziert ihn eine<br />

italienisch anmutende Rosette - ein Detail, das in keinem Hubart-Clavichord mit originalem<br />

Resonanzboden zu finden ist.<br />

Zwischen 1756 und 1771 findet man bei Hubart-Clavichorden Längen von 282 bis 270 mm<br />

für c 2 , nach 1782 264 bis 249 mm. Die 260 mm für das c 2 beim 1772 datierten Instrument in<br />

Bad Krozingen fallen sehr aus dem Rahmen und weisen darauf hin, dass beim Aufleimen<br />

die Position des Stegs nicht sorgfältig beachtet wurde.<br />

Dem kurzen c 2 entspricht eine Normfrequenz von 456 Hz für a 1 . Das Instrument ist jedoch<br />

heute auf a 1 = 415 Hz gestimmt. 37 der 61 Tasten sind ausgeblelt, das Spielgewicht ist<br />

etwa 13,5 gr. Der Tiefgang ist mit 6 mm etwas grösser als bei diesem Instrumententyp<br />

üblich. Saitenspannung, Spielgewicht und Tiefgang wirken hier so zusammen, dass die<br />

Qualitäten des Instruments nicht voll ausgeschöpft werden können.<br />

Von der musikalischen Seite brachte diese Art der Spielbarmachung nur einen schwachen<br />

Abglanz dessen, was ein Hubart-Clavichord zu bieten hat. Gleichzeitig wurde durch das<br />

Entfernen des alten Resonanzbodens wichtige Information zerstört. Daten zum Zustand<br />

des Instruments vor diesem Eingriff existieren nicht.<br />

Im Magazin des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg ist unter der Nummer MIR<br />

1 058a ein weiteres bundfreies Clavichord von Christian Gottlob Hubert aufbewahrt. Nach<br />

den Notizen von Dr. Ulrich Rück war auf der jetzt fehlenden Etikette das Jahr 1771 zu<br />

lesen.<br />

2 [Sie] Die Signatur auf einem handgeschriebenen Zettel ist modern.


24<br />

Das Instrument ist in Eiche furniert. Deckel und Untergestell fehlen. Der Resonanzboden ist<br />

schwer beschädigt: er ist mehrfach gerissen, etwa in der Mitte ist ein breiter Span vom<br />

Damm zum Steg herausgebrochen, die verbleibende Oberfläche zeigt grosse<br />

Wasserflecke. Die Jahresringe des Resonanzbodens liegen in der Mitte eng beisammen,<br />

am Rand sind sie deutlich weiter. Vom Bass zum Diskant nimmt die Dicke von 3,8 auf 2,6<br />

mm ab (der wesentlich Ieinjährigare Ersatzresonanzboden im Bad Krozinger Instrument ist<br />

im Diskant immer noch 3,5 mm stark). Aus einer Mensur von 270 mm für c 2 errechnet sich<br />

eine Normfrequenz von a 1 =439Hz. 12 der 61 Tasten sind ausgebleit; das Spielgewicht ist<br />

7,5 gr. Auffallend sind die 4'-Saiten für FF - c, die auf demselben Steg wie die beiden 8'­<br />

Saiten lagen. Für sie sind dünnere Wirbel zwischen den 8'-Wirbeln vorgesehen. ln den<br />

zugehörigen Tangenten ist an der Stelle, wo die 4'-Saite zu liegen kommt, eine rechteckige<br />

Kerbe eingefeilt Dies hat zur Folge, dass der 4' nur dann tönt, wenn die Taste tief gedrückt<br />

wird.<br />

Dieses Instrument wurde durch eine starke Beschädigung vor einer Restaurierung bewahrt.<br />

Für den Instrumentenbauer bietet es durch seinen weitgehend originalen Zustand eine<br />

Fülle von Informationen. Und selbst ohne zu tönen gibt es dem Musiker einen wichtigen<br />

Hinweis: die Kerben in den untersten Tangenten zeigen, dass der 4' nur dann erwünscht<br />

war, wenn ohnehin sehr kräftig gespielt wurde. Die Kerben könnten eine spätere<br />

Einrichtung sein; sie passen aber sehr gut zu Huberts Ästhetik und zu den ablehnenden<br />

Kommentaren von Carl Philipp Emanuel Bach zum 4' auf Clavichorden.<br />

Das dritte heute noch erhaltene bundfreie Hubart-Clavichord steht im<br />

Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig (Katalog 3 Nr. 24). Es ist in der üblichen<br />

Weise mit einem handgeschriebenen Zettel signiert. Bei der Jahreszahl sind nur noch die<br />

Ziffern "177..." lesbar. Nach Koen Vermeij 4 ergibt sich aus bautechnischen und stilistischen<br />

Merkmalen eine Entstehung ganz gegen Ende des Jahrzehnts, also wohl "1779''.<br />

Ein Vergleich des heutigen Zustands dieses Instruments (Abb. 1) mit dem 1782 von Huber!<br />

gebauten Clavichord (Abb. 2) im Deutschen Museum in München ist sehr aufschlussreich.<br />

Das Münchener Instrument ist bis auf den Unterboden und den Stimmstock original<br />

erhalten 5 . Das Untergestell ist das für Huber! typische, grazil geschwungene Louis XV­<br />

Möbel mit Schubladen, der zweigeteilte, kassettierte Deckel unterstreicht die Feinheit des<br />

Instruments. Der Korpus ist aussen mit breitem Rahmen aus<br />

3 Musikinstrumenten-Museum der Kari-Marx-Universität Leipzig, Katalog, Band 4: Huber! Henkel:<br />

Clavichorde, Leipzig 1981.<br />

4<br />

Koen Vermeij: A Contribution to Dating Hubert Clavichords, in: "Oe Clavicordio", Procesdings of the<br />

lntemational Clavichord Symposium Magnano 1993, ed. B. Brauchli et al., Turin 1994, S. 171 - 177.<br />

5 Deutsches Museum, Kataloge der Sammlungen, Hubart Henkel: Besaitete Tasteninstrumente, Frankfurt<br />

a.M. 1994.


25<br />

Abb. 1: Clavichord von Christ/an Gottlob Hubert 1779 (?) im Musikinstrumentenmuseum<br />

Leipzig. Photo aus dem Katalog 3 .<br />

Abb. 2: Clavichord von Christfan Gottlob Hubert 1782 im Deutschen Museum München.<br />

Photo aus dem Katalog 5 •


26<br />

Eiche, in der Mitte mit gespiegeltem Nussbaum furniert, dazwischen zwei dunkle und eine<br />

helle Ader. Die weisse Farbe auf dem Leipziger Instrument überdeckt eine Furnierarbeit<br />

von derselben Art wie auf dem in Abb. 2 gezeigten Clavichord. Der Deckel des Leipziger<br />

Instruments ist einteilig, die auf ihm fixierte Leinwand ist eine zwischen 1750 und 1770<br />

entstandene Supraporte. Zum ersten Mal ist das Instrument in dieser Form auf einer<br />

photographischen Abbildung in dem Album "Perlen aus der Instrumenten-Sammlung von<br />

Paul de Wit in Leipzig" (Leipzig 1892) dokumentiert. Der dortige Begleittext beginnt mit den<br />

Worten: "Clavichord in Rococo erbaut von Christian Gottlob Hubert ...".<br />

Beim genauen Vergleich des Untergestells in Paul de Wits Album und dem heutigen in<br />

Leipzig fällt auf, dass 1892 die Schublade breiter war und die Vergoldung aufwendiger.<br />

Tatsächlich ist das 1892 photographierte Untergestell in Pseudo-Rokoko seit 1945<br />

verloren, wurde danach aber in gleicher Art erneuert.<br />

Eine weitere Auswirk.ung der im 19. Jahrhundert erfolgten Umarbeitung dieses Instruments<br />

in ein Prunkstück des Pseudo-Rokoko kann man am heute im Stadtmuseum Bayreuth<br />

aufbewahrten Clavichord von Hubert ablesen. Dieses 1756 datierte Instrument wurde vor<br />

1979 von Wolfgang Strack 6 in einer Privatsammlung photographiert {Abb. 3).<br />

Abb. 3: Clavichord von Christian Gottlob Hubert 1756 im Stadtmuseum Bayreuth. Photo<br />

Strack 6 .<br />

6 Wolfgang Strack: Christian Gottlob Hubert and his Instruments, in: Galpin Society Journal 32 (May 1979),<br />

s. 38-58.


27<br />

Es war ursprünglich ganz schlicht in Nadelholz ausgeführt wie das ebenfalls 1756 datierte,<br />

heute in Strasbourg aufbewahrte Hubert-Ciavichord 7 • Um 1900 liess ein Vorbesitzer direkt<br />

auf den Innendeckel eine von der Supraporte auf dem Leipziger Instrument inspirierte<br />

Malerei anbringen 8 . Der Hintergrund ist beinahe identisch: dasselbe Portal, nach links eine<br />

bewaldete, engere, nach rechts eine offenere, lichte Landschaft; die Figuren sind jedoch<br />

Watteau entlehnt.<br />

Aus diesen an den drei noch erhaltenen bundfreien Clavichorden von Christian Gottlob<br />

Hubert angestellten Beobachtungen lassen sich mehrere Forderungen ableiten. So sollte<br />

vor einer allfälligen Restauration der Gewinn der Spielbarmachung sorgfältig gegen den<br />

Verlust an Information auf der technisch-handwerklichen Seite abgewogen werden. Fällt die<br />

Entscheidung für eine Restauration, so sollten die einzelnen Arbeitsschritte genau<br />

dokumentiert werden und vor dem Schliessen des Instruments alle inneren und äusseren<br />

Details exakt aufgenommen werden. Und keinesfalls sollte man der Versuchung erliegen,<br />

ein Instrument "schöner'' zu machen.<br />

Allgemeine Literatur zum Thema:<br />

Colloquium Restauratieproblemen van Antwerpse Klavecimbels, Ruckars Genootschap,<br />

Antwerpen 1971.<br />

Der klangliche Aspekt beim Restaurieren von Saitenklavieren, ed. Vera Schwarz, Graz<br />

1973.<br />

ln Vorbereitung:<br />

Akten der Internationalen Ruckars-Konferenz im Händel-Haus Halle: "400 Jahre alte<br />

Tasteninstrumente im Museum", Halle 14./15. September 1996.<br />

7<br />

Muse~ des Arts decoratifs, Strasbourg. Nr. 2800.<br />

8 Diese Hypothese findet sich bei Koen Vermeij: Christian Gottlob Hubert, Zestlen Clavichorden (deel 3), in:<br />

Het Clavichord, Tijdschrift van Het Nederlands Clavichord Genootschap, Jaargang 6, nummer 2, augustus<br />

1993, s. 38.


28<br />

Berichte<br />

Die Kopie eines Hammerflügels von Gottfried Silbermann<br />

Am 15. April <strong>1997</strong> fand an der Schola Cantorum Basiliensis ein interessantes<br />

Werkstattkonzert statt, das der Mitteilung wert ist. Lorenzo Ghielmi, ehemaliger Student der<br />

SCB und heute Organist an der Ahrend-Orgel in San Simpllciano in Malland, stellte die<br />

Kopie eines Hammerflügels von Gottfried Silbermann von 1749 vor, die Andrea Restelli<br />

1996 in Mailand gebaut hat. Das Instrument ist - soweit bekannt (Korrekturen werden gerne<br />

entgegengenommen) - die erste neuzeitliche Kopie eines Silbermann-Fiügels. Die<br />

Anregung zu dieser Kopie ging von einem Aufsatz von Eva Badura-Skoda aus<br />

("Komponierte J. S. Bach 'Hammerklavier-Konzerte'?", in: Bach-Jahrbuch 57 (1991), 159-<br />

171.<br />

Silbermanns Hammerflügel sind in mehrerlei Hinsicht von musikhistorischer Bedeutung. Mit<br />

grosser Wahrscheinlichkeit besass Johann Sebastian Bach eines dieser Instrumente und<br />

bekanntlich hatte Friedrich der Grosse mehrere davon gekauft. Auf Ihnen wird - neben dem<br />

Clavichord - Carl Philipp Ernmanual Bach seinen expressiven Klavierstil entwickelt haben,<br />

der grossen Einfluss auf die Wiener Klassik ausübte.<br />

Der Klang des Instruments, das in der Kopie von Restelli einen ausgezeichneten Eindruck<br />

hinterliess, ist hell und transparent, mit sehr viel Verwandtschaft zum Cembalo. Dadurch<br />

unterscheidet es sich von den späteren Wiener Hammerflügeln, die im Vergleich dazu<br />

schon sehr viel "moderner• klingen. Die •una corda"-Vorrichtung lässt sich weiter<br />

verschieben, bis eine regelrechte Transposition zustande kommt (das ist bereits im Original<br />

sol). Ein spezielles Register wird durch die Auflage einer Elfenbein-Leiste erzeugt, die dem<br />

Instrument fast den Klang eines ungarischen Zimbals verleiht (die Zeltgenossen Bachs und<br />

Silbermanns waren wahrscheinlich eher an ein "Pantaleon" erinnert).<br />

Ghielml spielte Stücke aus dem Wohltemperierten Klavier und das "Ricercare a 3" des<br />

Musikalischen Opfers, das Bach so oder ähnlich vor Friedrich II. in Potsdam auf einem<br />

Hammerflügel vortrug. Ghielml ist ein überzeugender Spieler, der den Stücken auf dem<br />

Instrument neue Qualitäten des Ausdrucks abgewinnen konnte, die auf dem modernen<br />

Konzertflügel so unpassend wirken, hier aber im rechten klanglichen Lot waren. Aber nicht<br />

genug damit: zu Lorenzo gesellte sich sein Bruder Vittorio Ghielmi mit der Viola da gamba.<br />

Seide zusammen spielten zwei Gambensonaten (J.S. Bach, D-Dur, BWV 1028, und C.P.E.<br />

Bach C-Our, Wq 136), die in diesem Gewand völlig neue Züge bekamen. Vor allem das<br />

Stück des Bach-Sohnes wirkte wie zum ersten Mal gehört. Die stets heikle Balance<br />

zwischen Cembalo und Viola da gamba war zum ersten Mal zufriedenstellend austariert.<br />

Die gewonnenen expressiven Mittel kamen der Musik entgegen, ohne aufgepfropft zu<br />

wirken. Sicher trug dazu auch Vittorio Ghielmis brilliantes Spiel bei (er ist Schüler von


29<br />

Wieland Kuijken) sowie sein aussergewöhnliches Instrument, eine Viola da gamba von<br />

Michel Colichon (Paris 1688). Es ist das einzige der wenigen Exemplare dieses Meisters,<br />

das nicht in Museumsbesitz ist.<br />

Alles in allem also ein Abend, der eine Menge Türen aufgestossen hat, deren<br />

dahinterliegende Räume noch zu erforschen sind. Dies besonders im Hinblick darauf, dass,<br />

wie Lorenzo Ghielmi in einem Vortrag ausführte, Bernardo Pasquini, ein Zeitgenosse und<br />

Kollege Arcangelo Corellis, eine Begegnung mit Bartolomeo Cristofori, dem Erfinder der<br />

Hammermechanik, beschreibt. Alessandro Marcello bestellt 1724 bei Cristofori ein solches<br />

Instrument, das heute im Museo nazianale degli strumenti musicali in Rom steht. Und<br />

schließlich: Domenico Scarlatti war am Hof in Madrid von mehreren Instrumenten<br />

Cristoforis unmittelbar umgeben, eines davon ein Geschenk des Castraten Farinelli ...<br />

Thomas Drescher<br />

Zwei Organoiegen-Kongresse in Washington D.C.<br />

CIMCIM, das weltweite Komitee der lnstrumentenkundler des ICOM, hat sich vom 10. bis<br />

am 14. Mai ln Washington D.C. getroffen, um das Thema "Musical Instrument Collections in<br />

the Electronic Age" zu diskutieren. Die kleine Gruppe professioneller Organalogen aus elf<br />

verschiedenen Ländern wurde anschliessend eingeladen, vom 14. bis am 18. Mai dem<br />

"Annual Meeting of the A.M.I.S. (American Musicalinstrument Society)", einer Organisation,<br />

die jedermann offensteht, beizuwohnen. Die Gelegenheit, amerikanischen Berufskollegen,<br />

Restauratoren und Instrumentensammlern zu begegnen, wurde denn auch von den<br />

meisten CIMCIM-Mitgliedern wahrgenommen.<br />

Wer nicht die Möglichkeit hatte, aus eigenen Erfahrungen im Umgang mit elektronischen<br />

Archivierungsmethoden zu berichten, präsentierte im Rahmen der amerikanischen<br />

Musikinstrumentengesellschaft neueste organologische Forschungsresultate. Eine<br />

einzigartige Folge von topmodernen Präsentationen am Computer, die verblüffende<br />

Archivierungskombinationen von Text, Bild und Ton sowie neue Vermessungs-,<br />

Zeichnungs-<br />

und Tonspeicherungstechniken aufdeckten, gingen über in traditionelle<br />

Referate über Musikinstrumente, deren Bau- und Spielweise und deren akustische<br />

Probleme, die in individuellen Papers und in kollektiven pannels diskutiert wurden.<br />

Brigitte Bachmann-Geiser versuchte, die schweizerische Halszithertradition, wie sie im<br />

Toggenburg und rund um Luzern lebendig geblieben und im Folkrevival des Kantons Bern<br />

erneuert worden ist, mit der Thüringer Waldzither zu vergleichen und auf die Cister, das<br />

Kunstmusikinstrument der Renaissance, zurückzuführen.<br />

I


30<br />

Der Russe Oleg V. Tlmofeyev ergänzte den schweizerischen Beitrag in seinem Referat<br />

über die "Russische Gitarre" in verblüffender Weise, denn dieses bisher nur in Russland<br />

bekannte Zupfinstrument entspricht weitgehend der gitarrenförmigen Krienser Zither.<br />

Die 31 Referate, drei Diskussionen über Konservierung und Spielpraxis und zwei<br />

Plenarversammlungen wurden von Museumsbesuchen mit Instrumentenpräsentationen<br />

und Konzerten, Exkursionen und Empfängen umrahmt.<br />

Als Juwel wird allen Kongressteilnehmern das Konzert des museumseigenen<br />

Streichquartetts auf lauter Stradivari-Instrumenten in Erinnerung bleiben. Die<br />

Musikabteilung der Smithsonian Institution leistet sich aber auch ein Ensemble, das in<br />

Museumskonzerten und auf Tourneen alten Jazz der Südstaaten verbreitet, während sich<br />

eine Sekretärin zur Verfügung stellt, das Appalachian Dulcimer, ein Scheitholz aus dem<br />

amerikanischen Mittelgebirge, vorzuführen. Einblicke in die Depotbestände der Smithsonlan<br />

Institution und der Library of Congress durften zur Abklärung individueller<br />

Forschungsfragen benutzt werden.<br />

Die sauber recherchierte und vorzüglich präsentierte Geschichte des amerikanischen<br />

Musicals wird gegenwärtig in der National Portrait Gallery in Washington D.C. gezeigt. Eine<br />

Publikation unter dem Ausstellungstitel "Red Hot and Blue" lässt Interessierte Leser an der<br />

Ausstellung teilhaben (Washington D.C. 20560, USA).<br />

Neben den Geschäftssitzungen beider Gesellschaften fanden allerlei Meetings statt, unter<br />

denen ein Katalog aller Instrumentensammlungen der Weit, die Neuauflage des<br />

"International Directory of Musicalinstrument Collections" von 1977, gewisse Parallelen mit<br />

der GEFAM-Inventarisierung aller Musikinstrumente der Schweiz erkennen lässt.<br />

Die A.M.I.S. verleiht bei ihren Jahresversammlungen im Mai jeweils Anerkennungspreise<br />

und die höchste organologische Auszeichnung der Weit, den Curt-Sachs-Awards.<br />

John Koster, Vermillion S.O., wurde für seinen exemplarischen Katalog "Keyboard Musical<br />

Instruments in the Museum of Fine Arts, Boston", Boston 1994, und Steward Pollens, New<br />

York, für seine kürzlich erschienene Publikation über Bartolomeo Cristofori geehrt, während<br />

Ed Bowles, der als Musikikonographe zum Beispiel durch sein ungewöhnliches Buch "The<br />

Timpani. A History in Pictures and Documents" (ISBN 0-945193-85-8) bekannt ist, den<br />

diesjährigen Curt-Sachs-Awards erhalten hat.<br />

Wir gratulieren nicht nur den Preisträgern zu ihren wohl verdienten Auszeichnungen,<br />

sondern auch der Leiterin der Instrumentensammlung der Smithsonian Institution, Cynthla<br />

Hoover, und ihrer Crew für die Vorbereitung und Durchführung eines Doppelkongresses,<br />

der als Weiterbildung und Vergnügen seinesgleichen sucht. Thank you Cynthia.<br />

Brigltte Bachmann-Geiser


31<br />

oer Trompeten-Tag in Bad Säekingen<br />

Bei strahlendem Wetter trafen sich am 12. April die Mitglieder der GEFAM zur<br />

Jahresversammlung <strong>1997</strong> in Bad Säckingen. Schon der Treffpunkt auf der alten gedeckten<br />

Holzbrücke stimmte ein auf die Schönheiten des Städtchens. Eine charmante Stadtführerio<br />

vermochte mit Illustrationen und Anekdoten die Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann zu<br />

schlagen und öffnete ihnen die Augen für die Schönheiten Bad Säckingens.<br />

Nach dem Mittagessen stand die Besichtigung<br />

des Trompetenmuseums auf dem Programm.<br />

Die Führung übernahm Edward H. Tarr, Direktor<br />

des Museums. Die Trompetenreise führte von<br />

den visuell wirksamen "Aida-Trompeten", über<br />

Naturtrompeten, Barocktrompeten, Kornett,<br />

Piccolo-Trompete bis zum Jazzofon. Aber auch<br />

verschiedene Schallstücke, Materialien und<br />

Ventile prägten die Instrumente und<br />

beeinflussten ihre Entwicklung durch die<br />

Jahrzehnte. Ed Tarr wies auf die<br />

Besonderheiten der einzelnen Instrumente hin<br />

und blies manchmal auch ein Instrument an, um<br />

den Klang oder den Unterschied zu einer<br />

anderen Trompete zu zeigen.<br />

Besonders deutlich wurde angesichts des<br />

Reichtums der ausgestellten Instrumente die<br />

Vielfalt in Form und Bauweise. ln der<br />

Trompetenwerkstatt, die dem Museum<br />

angegliedert ist, waren die Werkzeuge und<br />

Hilfsmittel zu sehen, die für Bau oder Reparatur<br />

einer Trompete notwendig sind. Als der<br />

Trompetenmacher verschiedenes erklärte,<br />

drängten sich die GEFAM-Mitglieder im kleinen<br />

Raum, um möglichst wenig zu verpassen.<br />

Edward H. Tarr führte die GEFAM­<br />

Mitglieder durch das Trompeten-Museum.<br />

Die Unterschiede im Klang und Timbre zeigte das Konzert, das am späteren Nachmittag<br />

stattfand und öffentlich war. Moderne und historische Trompeten wurden einander direkt<br />

gegenüber gestellt. Auf den modernen Instrumenten spielte der Däne Michael Brydenfelt,<br />

die historischen Trompeten aus dem 18. und 19. Jahrhundert übernahm Edward H. Tarr.<br />

Begleitet wurden sie von der dänischen Planistin Carol Brydenfelt. Michael Brydenfelt<br />

eröffnete das Programm mit dem Trompetenkonzert Nr. 1 von Georg-Philipp Telemann, das<br />

er auf einer modernen Piccolotrompete in A spielte. Vom gleichen Komponisten führte


32<br />

danach Edward Tarr eine "Air de trompette" vor. Die Naturtrompete in C aus dem 18.<br />

Jahrhundert bot einen starken klanglichen Kontrast zum modernen Instrument. Als<br />

besonderen Leckerbissen spielte Edward Tarr das erst am 1. Februar erstaufgeführte<br />

"Adagio" von Giuseppe Verdi auf einer romantischen Trompete in tief-D. Nach Werken von<br />

Franz-Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart führten die Künstler zum Abschluss ein<br />

Doppelkonzert für zwei Trompeten in C-Our von Antonio Vivaldi auf. Das begeisterte<br />

Publikum liess sie allerdings erst gehen, nachdem sie noch einige Zugaben gespielt hatten.<br />

Das Konzert bildete den stimmigen Abschluss des wohlgelungenen Trompeten-Tages der<br />

GEFAM in Bad-Säckingen.<br />

Rebekka Reichlin<br />

Edward H. Tarr, Michael Brydenfelt und Garoll Brydenfelt begeisterten das Publikum.


33<br />

Lorenzo Guadagnini von 1745<br />

Wir haben in der letzten GLAREANA (Nr. 45/2, 1996) eine Geige von Lorenzo Guadagnini<br />

von 1745 vorgestellt. Das Instrument steht zurzeit bei Paul J. Reichlin, Samstagern, zum<br />

verkauf. Nachfolgend Deckenmasse, Bodenstärke und Zargendicke der Geige:<br />

De.c.ke<br />

Boden<br />

2,95<br />

~.6<br />

2,9 3,~ 3,1!i<br />

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2,5<br />

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3,3 3/tS .~,o<br />

3,:>.<br />

2,9<br />

1,·1<br />

Paul J. Reichlin<br />

1, ~


34<br />

Das Musee de Ia musique in Paris<br />

Von Brigitte Bachmann-Geiser<br />

Im Januar dieses Jahres wurde in Paris im Komplex der Cite de Ia musique das musee de<br />

Ia musique eröffnet. Es präsentiert aus seinen Beständen von 4500 Sammlerstücken über<br />

900 Instrumente. Nachfolgend ist ein Ausschnitt eines Artikels über das<br />

Musikinstrumentenmuseum in Paris von Brigitte Bachmann-Geiser abgedruckt (erschienen<br />

in "Der Bund" 24. 1. <strong>1997</strong>, S. 2).<br />

Im Jahre 1795 wurde im Conservatoire von Paris ein Cabinet d'instruments antiques<br />

eingerichtet. Während 200 Jahren waren diese Musikinstrumente als blosse Studienobjekte<br />

in Glasschränken und Pultvitrinen eingepfercht. Nachdem die Lehrsammlung 1864 zum<br />

öffentlichen Musee instrumental du conservatoire national superieur de musique erklärt<br />

worden war, vergrösserte sie sich sprunghaft durch allerlei Donationen.<br />

Präsident Valery Giscard d'Estalng förderte die ausgezeichnete Idee, aus dem 55 Hektaren<br />

umfassenden Terrain der Schlachthöfe Im Norden von Paris einen Park der schönen<br />

Künste zu schaffen. 1985 wurde dem Architekten Christian de Portzamparc der Bau der<br />

Cite de Ia musique anvertraut. Er schuf vorerst das Konservatoriumsgebäude, das 1990 in<br />

Betrieb genommen wurde, dann die Logierhäuser für die Studierenden, den Konzertsaal<br />

und schliesslich - in Zusammenarbeit mit dem Architekten Franck Hammoutene, der 1991<br />

für den Innenausbau verpflichtet worden war - das Musee de Ia musique. Mit dessen<br />

Eröffnung - die Baukosten beliefen sich auf 110 Millionen Francs (27,5 Millionen Franken)­<br />

sind nun die Bauarbeiten der Cite de Ia musique und. des ganzen Parc de Ia Viilette<br />

abgeschlossen.<br />

Unter der Leitung der Chefkonservatorin Marie-France Calas wählte ein Team aus den<br />

Beständen 900 Musikinstrumente für die Dauerausstellung aus. Dieser Equipe ist es<br />

gelungen, Musik als Augenweide darzustellen und ein historisches Musikereignis zur<br />

Gegenwart werden zu lassen. Studiensammlungen, eine reichhaltige Datenbank,<br />

Restaurierungwerkstätten, eine Dokumentationsabteilung mit Büchern, Tonträgern, einem<br />

Bildarchiv und einer Videothek sowie eine reichhaltige Buchhandlung bieten dem<br />

professionellen Benutzer eine ideale Forschungsstätte. Für Neuanschaffungen stehen dem<br />

Museum jährlich drei Millionen Francs zur Verfügung.<br />

Das Musee de Ia musique in Paris (Tel. 0033 1 44 84 44 84; Avenue Jean-Jaures 221 ;<br />

Metro-Station Porte de Pantin) ist Teil der Cite de Ia musique. Die Dauerausstellung und die<br />

Wechselausstellung sind zugänglich von Dienstag bis Samstag, 12 bis 18 Uhr, am Freitag<br />

bis 21.30 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Montags geschlossen. Einzeleintritt 36<br />

Francs. Besuche von Gruppen sind nur vormittags möglich; die Voranmeldung ist<br />

obligatorisch (montags bis freitags über Telefon 0033 1 44 84 <strong>46</strong> <strong>46</strong>).


35<br />

ln Memoriam Siegtried Brenn<br />

Am 15. März dieses Jahres ist das letzte Gründungsmitglied unserer Gesellschaft, Herr<br />

Siegtried Brenn, im 74. Altersjahr in Zürich gestorben. Nicht nur seine <strong>46</strong>jährige<br />

Mitgliedschaft, sondern auch seine überaus schätzenswerte Persönlichkeit rechtfertigen<br />

hier einen kurzen Rückblick auf seinen Lebenslauf.<br />

Siegtried Brenn wurde am 22. November 1923 in<br />

Bern geboren. Als sein Vater 1930 zum Vorsteher<br />

des städtischen Personalamtes in Zürich berufen<br />

wurde, wechselte die Familie ihren Wohnsitz nach<br />

Zürich, wo Siegtried Brenn Primar-, Sekundar- und<br />

Handelsschule besuchte. Obwohl in den Krisenund<br />

anschliessenden Kriegsjahren die finanziellen<br />

Mittel nicht allzu reichlich flossen, brachten ihm<br />

seine Eltern viel Verständnis für seinen Wunsch,<br />

Musiker zu werden, entgegen und ermöglichten<br />

ihm das Violinstudium am Kon-servatorium Zürich<br />

bis zum Lehrdiplom. Daneben wurde viel<br />

Hausmusik gespielt, da auch seine Schwester sich<br />

zur Pianistin ausbilden lassen konnte. Nach einer<br />

weiteren Ausbildung am In-stitut von Andre de<br />

Ribaupierre in Lausanne sowie nach einem<br />

Studienaufenthalt in Brüssel fand Siegtried Brenn<br />

eine Anstellung im damaligen Zürcher<br />

Tonhalle- und Theaterorchester, die ihm zeitlebens als eine der schönsten und<br />

künstlerisch wertvollsten Zeit seiner musikalischen Tätigkeit in Erinnerung blieb. Leider erlitt<br />

er 1953 auf einer Ferienreise mit Freunden als Mitfahrer einen schweren Autounfall, der ihn<br />

zwang, seine Geigerlaufbahn plötzlich und endgültig aufzugeben, was für ihn ein schwerer<br />

Schicksalsschlag bedeutete.<br />

Glücklicherweise eröffnete sich nach einer schwierigen Übergangszeit eine neue<br />

Perspektive, in dem Siegtried Brenn beim Radio Studio Zürich in der Musikabteilung den<br />

Programmbereich gestalten und im Auf- und Ausbau der Phonothek mitarbeiten konnte.<br />

Wie früher während seiner Orchester- und Solistentätigkeit konnte er auch bei seiner neuen<br />

verantwortungsvollen Tätigkeit zahlreiche international berühmte Dirigenten, Solisten und<br />

weitere Persönlichkeiten kennenlernen, mit denen sich in der Folge einige private<br />

freundschaftliche Kontakte ergaben.


36<br />

Im Jahre 1949 heiratete Siegtried Brenn eine Französin. Die Ehe ging jedoch nach etlichen<br />

Jahren auseinander. Umso grösser war seine Freude, als er gegen Ende des Jahres 1958<br />

Myrtha Schenkel, der späteren Direktionssekretärin beim Opernhaus in Zürich, begegnete.<br />

Die gegenseitige Zuneigung führte Mitte der sechziger Jahre zu einer für beide äusserst<br />

glücklichen und harmonischen Lebenspartnerschaft, die ihm auch dann Freude und Trost<br />

spendete, als er wenige Jahre nach seiner Pensionierung an MS erkrankte. Die<br />

Geborgenheit in dieser über 30jährigen Partnerschaft wie auch das Vertrauen in die für den<br />

Menschen oft nicht verstehbare göttliche Vorsehung gaben ihm die Kraft, seine schwere<br />

Krankheitszeit anzunehmen und innerlich und äusserlich vorbereitet am 15. März <strong>1997</strong> in<br />

die Ewigkeit hinüberzugehen.<br />

Unserer Gesellschaft war Siegtried Brenn zeitlebens verbunden. Viele Jahre stellte er ihr<br />

seine Gaben als Sekretär des Vorstandes zur Verfügung. Ganz besonders machte er sich<br />

im Jahre 1982 verdient, als der Fortbestand der GEFAM nach dem Tode ihres Gründers,<br />

Herr Josef Hiestand-Schnellmann, sehr in Frage gestellt wart Auf seine Initiative hin wurde<br />

eine Generalversammlung nach Burgdorf einberufen und ein neuer Vorstand bestellt. Sein<br />

klares Urteil, seine Treue zu unserer Gesellschaft und sein liebeswürdiges Wesen bleiben<br />

uns allen in dankbarer Erinnerung.<br />

Hannes Paul Scharrer


37<br />

Angebote und Suchanzeigen von Instrumenten<br />

wenn Sie als Mitglied ein Instrument suchen oder anzubieten haben, haben Sie die<br />

Möglichkeit, der Redaktion innerhalb der Redaktionsfristen eine entsprechende Annonce<br />

für die nächste GLAREANA von max. zwei Zeilen a 60 Anschlägen + Adresse zukommen<br />

zu lassen. Diese ist gratis. Nichtmitglieder sind davon ausgeschlossen.<br />

Grosse Inserate (bis max. 1 Seite) stehen Mitgliedern und Nichtmitgliedern offen und<br />

kosten Fr. 1 00.-, zuzüglich ClicM (falls erwünscht). Auch hier gelten die Redaktionsfristen<br />

und sind die Inserate der Redaktorin einzureichen.<br />

zu verkaufen<br />

OBOEN-SAMMLUNG. 19 Instrumente aus dem 19. Jahrhundert von S. Koch, Triebert,<br />

Thibouville, Stengel u.a. Tel. 032/323 63 54 Mi/Do.<br />

PAUL J. REICHLIN<br />

Restaurationen, Neubau, An- und Verkauf von modernen und<br />

barocken Streichinstrumenten<br />

Zu verkaufen Violine von Lorenzo Guadagnini 1745<br />

CH-8833 Samstagern Tel. +41-(0)1-784 01 09


38<br />

Mitteilungen und Termine<br />

Die Hornepage der GEFAM auf dem Internet<br />

Verfügen Sie über einen Internet-Anschluss? Möchten Sie jemandem mit Internet­<br />

Anschluss Informationen über die GEFAM geben? Hat jemand aus dem Ausland nach der<br />

GEFAM gefragt?<br />

Alles kein Problem, denn die GEFAM verfügt über eine Hornepage bei der Datenbank<br />

Schweizerischer Kulturgüter in Bem. Und das finden Sie auf der Hornepage der GEFAM:<br />

Über die GEFAM, Vorstand und Kontaktadressen, wie man Mitglied wird, <strong>Glareana</strong>lnhaltsverzeichnis<br />

bis 1983, das Inventar-Projekt, Schweizer Museen mit<br />

Musikinstrumenten-Beständen, Links zu verwandten Adressen.<br />

Haben Sie Lust hineinzuschauen?<br />

Die Adresse lautet:<br />

http://www.dsk.ch/gefam/<br />

Wer hat eine E-mail-Adresse?<br />

Für den Aufbau einer E-maii-Adress-Datei sind GEFAM-Mitglieder gesucht, die über eine<br />

Adresse für elektronische Post verfügen.<br />

Bitte schicken Sie ihre Adresse an:<br />

Harry Joeison-Strohbach <br />

Die Bibliothek der Gesellschaft<br />

wird in der Zentralbibliothek Luzern, Sempacherstr.1 0, CH-6002 Luzern, aufbewahrt und<br />

kann zu den bibliotheksüblichen Bedingungen benützt werden. Kontaktperson: Herr Paul<br />

Hess.<br />

Das Nachbestellen von GLAREANA-Jahrgängen und ·Einzelheften<br />

ist über Herrn Paul Hess, c/o Zentralbibliothek Luzern, Sempacherstr. 10, CH-6002 Luzern,<br />

möglich. Der Vorstand hat am 18.Februar 1984 dafür folgende Preise festgelegt:<br />

1. Jahrgänge bis und mit 1971 : Zu den in der Zentralbibliothek Luzern üblichen<br />

Bedingungen und Koplergebühren.


39<br />

2 . Jahrgänge 1972 bis und mit 1981: Pro Jahrgang SFr. 20.- für Mitglieder und SFr. 30.­<br />

tür Nichtmitglieder.<br />

3. Einzelhefte ab 1983: SFr. 10.- für Mitglieder und SFr. 15.- für Nichtmitglieder. (1982 ist<br />

keine GLAREANA erschienen.)<br />

zu allen Preisen kommen Porto- und Verpackungsspesen hinzu.<br />

Termine<br />

Bitte teilen Sie der Redaktion nur jene Termine mit, die so weit im voraus bekannt sind,<br />

dass sie mit den Erscheinungsdaten der GLAREANA korrespondieren und Ihre<br />

Informationen somit zeitgerecht zu unseren Mitgliedern gelangen können.<br />

Sommerkonzert Im Museums des Internationalen Roten Kreuzes und des Roten<br />

Halbmondes<br />

18. Juli <strong>1997</strong>, 12.30 Uhr, 17 av. de Ia Paix, 1202 Genf: Glasharfe-Rezltal - lngeborg Emge<br />

spielt Werke von Hoffmann, Gluck, Mozart, Naumann, Macek, Genzmer, Schnaubelt,<br />

Barchet.<br />

Saison Muslcale a I'Abbaye de Royaumont <strong>1997</strong><br />

35 km nördlich von Paris im Val d'Oise, in der Nähe von Chantilly.<br />

• 6. Juli, 12 Uhr: Musiques au temps de Dante (XIII. et XIV s.) - Ensemble Lucidarium,<br />

direction Avery Gosfield, Francis Biggi.<br />

• 6. Juli, 17.30 Uhr: Landini • Musique a Florence au temps de Boccace - Ensemble<br />

Micrologus, direction Patrizia Bovi, Ulrich Pfeiffer.<br />

• 13. Juli, 17.30 Uhr: Vivaldi · Airs d'opera- Gerard Lesne, alto, Rachel Eliott, soprano, II<br />

Seminario Musicale.<br />

• 20. Juli, 17.30 Uhr: Musique vocale Italienne du Trecento • Chanteurs et<br />

instrumentistes de Ia session, dirigee par Patrizia Bovi.<br />

• 27. Juli, 16 Uhr: Schubert, Strauss ·Lieder - Nora Gubisch, contralto, Alain Altinoglu,<br />

piano.<br />

• 3. August, 17.30 Uhr: Mozart • Don Giovannl (extralts) - Metteur en scene Andre<br />

Engel, direction musicale Serge Zapolsky.<br />

• 10. August, 16 Uhr: Schubert, Lachner, Spohr • Lieder • Brigitte Lafon, soprano,<br />

Catherine Cournot, piano, Robert Fontaine, clarinette.<br />

• 17. August, 17.30 Uhr: Schubert • der vierjährige Posten, Die Zwillingsbrüder • 2<br />

oparas en un acte, en version concert. Preparation musicale Regina Resnik.<br />

• 24. August, 16 Uhr: Schubart • Lieder • Fran9ois-Nicolas Geslot, tenor, Nicolas Courjal,<br />

basse, Lucie Deroian, Sandrine Legrand, piano.


40<br />

• 31. August, 17.30 Uhr: Telemann - Der geduldige Sokrates - opera en version concert<br />

avec orchestre, premiere en France. Orchestre baroque de Ia session Telemann, V.<br />

Gabail, M. Karasawa, M. Willems, sopranos, R. Benabdeslam, alto, J.M Bruhin, F.N.<br />

Geslot, J.F. Novelli, tenors, J.A. Carril, baryton, direction J.C. Malgoire.<br />

• 6. September, 19.30 Uhr: Haydn- II Mondo della Iuna- opera en version concert avec<br />

orchestre. Ensemble Orchestral de Paris, direction Martin lsepp.<br />

Festival Musica Antica a Magnano - Concerti a lume di candela, Sommer <strong>1997</strong>,<br />

Konzertbeginn jeweils 21 Uhr.<br />

• 8. und 9. August, Chiesa Romanica di San Secondo: Michel Piguet (CH), Alberto<br />

Guerra (1), Nicole Hostettler (CH), Oboe barocco, fagotto, Clavicembalo. Musica da<br />

Camera dal Tardo Settecento Tedesco.<br />

• 15. und 16. August, Chiesa Romanica die San Secondo: Ensemble al Ayre Espanol<br />

(SP). Voce, violoncello, tiorba/chitarra, Clavicembalo. Cantate Profane Spagnole.<br />

• 22. August, Chiesa Parrocchiale: Paolo Crivellaro (1), Orgel. Madrid e Napoli: due<br />

Scuole Organlstiche sotto Ia Corona die Spagna.<br />

• 27. August, Chiesa Parrocchiale: Quatuor Mosa'iques spielen Mazart und Schubert.<br />

• 29. und 30.August, Chiesa Romanica di San Secondo: Georges Kiss (F), Clavicembalo.<br />

II Clavicembalo Francese al "Siecle des Lumieres".<br />

• 5. und 6. September, Chiesa Romanica die San Secondo: Bernard Brauchli (CH),<br />

Fortepiano, spielt Mozart, Haydn und andere.<br />

Corsl dl Musica Antica a Magnano<br />

14. bis 24. August <strong>1997</strong>. Musica tastieristica dal Cinquecento al Settecento, Organologia,<br />

Canto e coro. Un'esperienza unica di studio dei quattro principali strumenti a tastiera e della<br />

loro complementarita nel contesto storico, arricchita dall'organologia e dalla prassi vocale.<br />

Bernard Brauchli, Clavicordo e Fortepiano; Paolo Crivellaro, Organa; Georges Kiss,<br />

Clavicembalo; Alberto Galazzo, Organologia; Jörg Gobeli, Thomas Wälti, Organaria; Eva<br />

Kiss, Canto e Coro.<br />

Anmeldung bei Corsi di Musica Antica a Magnano, Via Roma 48, 1-13050 Magnano (BI),<br />

ltalia. Tel. (Italien) +39 15 67 92 60 oder +39 15 2 33 06; Tel. (Schweiz) +41 21 728 59 76,<br />

Fax +41 21 728 70 56. E-mail: bbrauchl@worldcom.ch<br />

Internationale Musikfestwochen Luzern<br />

• 29. August <strong>1997</strong>, 19.30 Uhr, Boa-Halle: Weiten des Pfeifens II - Vogelstimmen in der<br />

Alten Musik, instrumentale Barockmusik, Performance, Lautimprovisation und -poesie,<br />

polyphone Pfeifenmusik aus Zentralafrika von W. Williams, G.F. Händel, H.I.F. Biber, A.


4 1<br />

Vivaldi, J. Blank, K. Schwitters. Es spielen: Ensemble Affetti Musicali, Ensemble der<br />

Schola Cantorum Basiliensis, Michael Form, Jaap Blonk, Ensemble der Banda-Linda .<br />

• 29. August <strong>1997</strong>, 23 Uhr, Union: Late night concert II • F. Schubert, Streichquintett C­<br />

our D 956 (1828). Quatuor Mosa"iques und Miklös Per€my, Violoncello.<br />

Neues Forum für alte Musik Zürich<br />

• 9. September <strong>1997</strong>, 19.30 Uhr, Helferei Grassmünster Zurich: Les Nieces de Rameau •<br />

Allee Pierot, Violine, Florence Malgoire, Violine, Marianne Muller, Viola da Gamba, Aline<br />

Zylberajch, Cembalo, spielen Werke von Elisabeth Jacquet de Ia Guerre, Jean-Marie<br />

Leclair, Jean Philippe Rameau, Fran9ois Couperin, Antoine Forqueray.<br />

18 Uhr Einführung in die französische Malerei um 1700 von Dr. phil. Hans Bryner .<br />

• 11. September <strong>1997</strong>, 19.30 Uhr, Helferei Grassmünster Zurich: Musik für vier Gamben<br />

• Von Ganzen, Halben und Viertel Tönen. Concerto die viole: Brian Franklin, Frederike<br />

Heumann, Brigitte Gasser, Arno Jochem. Orgel: Markus Hünninger. Werke von Regina<br />

lrmann (Uraufführung), Dieter Krickeberg, J.S. Bach, Johann Rosenmüller, Henry<br />

Purcell, Giovanni Maria Trabaci, Gioseffo Guami, Girolama Frescobaldi.<br />

17.30 Uhr Portrait von Regina lrmann.<br />

Gelato Misto Musicale: Alas, Alas - Erinnerungen an Schottland<br />

Musik aus Mittelalter, Renaissance und Gegenwart. Es singen und spielen: Barbara Jost,<br />

Paul Reichlin, Loni Patt, Plus Bessire, Barbara Reichlin, Bernard Ruchat.<br />

• 20. September <strong>1997</strong>, 19.30 Uhr, Länggasstreff, Lerchenweg 33,3012 Bern<br />

• 23. November <strong>1997</strong>, 17 Uhr, Reformierte Kirche Oberrieden<br />

Neue Bücher und Publikationen<br />

Dieter Krickeberg (Hg.), Der "schöne"<br />

Musikinstrumentenbau in Deutschland<br />

Berücksichtigung des alten Nürnberg<br />

Klang. Studien zum<br />

und Japan unter<br />

historischen<br />

besonderer<br />

Nürnberg: Verlag des Germanischen Nationalmuseums 1996, 287 S. (ISBN: 3-926982-48-<br />

9). Zu beziehen beim Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Preis: 45.- DM<br />

Ein empfehlenswerter und gut ausgestatteter Band mit einer allgemeinen Einführung (D.<br />

Krickeberg) und zahlreichen Beiträgen, zum Nürnberger Holzblasinstrumentenbau (M.<br />

Kirnbauer/P. Thalheimer, R. Weber), zur Barocktrompete (R. Barclay), zu Theorbenzistern (A.


42<br />

Michel), zu Darmsaiten (M. Peruffo), zur Saitendrahtherstellung (S. K. Klaus), zu einem<br />

umfangreichen Nürnberger Musikinstrumenteninventar von 1775 (E. Glelm), zum Orgelbau<br />

(H. Fischer/T. Wohnhaas, M. Kares), zur gesellschaftlichen Stellung der Instrumentenbauer<br />

(D. Krickeberg) und zu neuen historischen Nachrichten über Nürnberger<br />

Instrumentenbauer (M. Kirnbauer). Einen Vergleich zum Leipziger Instrumentenbau des des<br />

16. bis 18. Jahrhunderts stellt H. Heyde an.<br />

Über japanische Schlag- und Saiten- und Holblasinstrumente handeln Artikel von Sumi<br />

Gunji, Haruko Komoda/George Gish und Satosi Simura, die insgesamt knapp 40 Seiten des<br />

Bandes einnehmen.<br />

Ausgeklammert aus der zitierten Publikation sind die Nürnberger Streichinstrumente. Mit<br />

ihnen beschäftigt sich der Katalogband einer Ausstellung des Germanischen<br />

Nationalmuseums aus dem vergangenen Jahr.<br />

Klaus Martius (Hg.), Leopold Widhalm und der Nürnberger Lauten und Geigenbau im<br />

18. Jahrhundert<br />

Frankfurt/Main: Verlag Erwin Bochinsky 1996, 180 S. (Veröffentlichungen des Instituts für<br />

Kunsttechnik und Konservierung im Germanischen Nationalmuseum, Bd. 4) (ISBN: 3-<br />

923639-08-2). Zu beziehen im Buchhandel oder beim Verlag Bochinsky, Preis: 98.- DM.<br />

Neben dem Katalogteil mit zahlreichen Abbildungen und Beschreibungen von 31 Streichund<br />

12 Zupfinstrumenten Nürnberger Meister finden sich Beiträge von T. Drescher<br />

(Historische Einführung), D. Krickeberg (gesellschaftliche Stellung der lnstrumentenbauer),<br />

K. Martius (zu Viola da gamba, Laute, den einzelnen Exponenten des Instrumentenbaus<br />

und über historische Reparaturen), I. Loebner/W. Zunterer (Signaturen und Charakteristik<br />

der Instrumente), P. Klein (Jahrringanalyse), H. StaaVL. Seifert (Lacke), M. Knesch<br />

(Fiuoreszenzbildungen).<br />

Thomas Drescher<br />

Der Dudelsack in Europa mit besonderer Berücksichtigung Bayern s - mit Beiträgen<br />

von Georg Balling, Walter Deutsch, Ralf Gehler, Armin Griebel, Herbert Grünwald, Ernst<br />

Eugen Schmidt. Redaktion: Erich Sepp. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung.<br />

Volksmusiksammlung und -dokumentation in Bayern. Eine Schriftenreihe des Bayerischen<br />

Landesvereins für Heimatpflege e.V. 1996, Uni-Druck, München.<br />

HARPA- PIANO, Zeitschrift für Harfe und Klavier<br />

Die seit 1991 unter den Namen HARPA erscheinende dreisprachige Musik- und<br />

Harfenzeitschrift erscheint ab Frühjahr <strong>1997</strong> unter dem neuen Titel HARPA - PIANO,


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Zeitschrift für Harfe und Klavier, wobei «Harfe» und «Klavier•• als Oberbegriffe sämtliche<br />

historischen und gegenwärtigen Typen einbeziehen. Zum Inhalt gehören historische und<br />

aktuelle Beiträge über Musik, Musiker, Instrumente, Instrumentenbauer und -restau-ratoren,<br />

Interviews mit Pianisten und Harfenisten, Veranstaltungsberichte, Besprechungen neuer<br />

Noten, CD und Bücher, ein internationaler Kalender mit Uraufführungen, Wettbewerben,<br />

Kongressen, Seminaren, Kursen und Konzerten sowie ein internationales Verzeichnis von<br />

Solisten, Ensembles und Lehrern.<br />

Odilia Verlag AG, Dorneckstrasse 105, CH-4143 -Dornach. Schweiz. Tel. +41-61-701 88<br />

66. Fax +41-61-701 88 58. E-Mail: odilia@bluewin.ch Web-Seiten: http://www.odilia.ch<br />

Rudolf Frick, Herausgeber und Chefredaktor<br />

Neue CD<br />

Neuerscheinungen von Instrumentalmusik in der Serie<br />

Schola Cantorum Basiliensis - Documenta<br />

Musique iberique au clavicorde /Iberische Musik am Clavichord<br />

Werke des 16. und 17. Jahrhunderts von Cabez6n, Correa de Arauxo, de Olague,<br />

Cabanilles, Mudarra, Carreira, dos Reis, Correa Braga und Coelho<br />

llton Wjuniski, Clavicord<br />

Instrumente von Edwin Meier nach iberischen Vorbildern in der Sammlung des<br />

Conservatoire National de Musique Lissabon<br />

1. "Jacinto Ferreira Lisboa 1783" (Doderer 1971 , Nr. 7)<br />

2. Anonym, iberisch, 18. Jh. (Doderer 1971, Nr. 11)<br />

Harmonia Mundi France HMC 905236 (Spielzeit: 75' 34")<br />

"lo canterel d'amor". Chansons e Madrigali da sonare<br />

Madrigale und Chansons des 16. und 17. Jahrhunderts in Originalsätzen und diminuierten<br />

Fassungen für Gambenensemble.<br />

Werke von de Rore, Arcadelt, Janequin, Crecquillon in diminuierten Fassungen von Ortiz,<br />

Ruffo, Bassano, A. Gabrieli, R. Rognono, 0 . Bassani<br />

Labyrinto (Concerto di Viole), Ltg. Paolo Pandolfo<br />

Harmonia Mundi France HMC 905234 (Spielzeit: 58' 31 ")<br />

Francesco Antonio Bonporti: lnvenzioni a violino solo, op. 10, (1712)<br />

10 lnvenzioni (=Sonaten) für Violine und Bassocontinuo<br />

Chiara Banchini, Violine; Jasper Christensen, Cembalo; Gaetano Nasillo, Violoncello<br />

Harmonia Mundi France HMC 905237/38 (2 CD, Spielzeit: 90' 34")


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Mutationen (neue Adressen, Ein- und Austritte)<br />

(Stand 30. September 1995)<br />

BITTEl Für eine zeitgerechte Meldung Ihrer Adressänderungen etc. an den Präsidenten<br />

sind wir Ihnen sehr dankbar. Damit ersparen Sie uns (der Gesellschaft) Doppelfrankaturen<br />

und sichern sich den rechtzeitigen Erhalt der GLAREANA und weiterer Informationen.<br />

Adressänderungen<br />

Dr. Hermann Moeck, Postfach 3131, D-29231 Celle (Entschuldigungl)<br />

Volker Wissemann, Leonhard Nelson Strasse 33, D-37073 Göttingen<br />

Christian Schönholzer, Grubenweg 7, 3052 Zollikofen<br />

Martin Vogelsanger, Nelkenstrasse 8, 8400 Winterthur<br />

Rebekka Reichlin, Zähringerstrasse 17, 3012 Bern (ab 1. Juli 97)<br />

Neues Mitglied<br />

Sirnon M. Hebeisen, Orgelbauer, Schlossgut, 3633 Amsoldingen<br />

Hist. Tasteninstrumente<br />

Verstorben<br />

Pfr. Wolfgang Meier, D-Biansingen<br />

Siegtried Brenn, Zürich<br />

Max Hufschmid, Wittenwil<br />

Austritte<br />

Allred Hedinger, Wilchingen<br />

Gertrud Kappeler, Nottwil<br />

E.P. Machado, Basel<br />

Loni Patt, Langwies<br />

Dr. C. Suboni, Timisoara<br />

Jossele Uhlmann, Kölliken<br />

Heinz Wehrle, Zürich

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