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Cruiser im Oktober 2012

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CRUISER Edition <strong>Oktober</strong> <strong>2012</strong><br />

Prominent<br />

Paris Hilton<br />

Man muss damit rechnen, wenn man prominent<br />

ist. Dass die Kamera scharf gestellt ist, dass<br />

der Ton läuft, dass jemand zuschaut und zuhört.<br />

Man muss damit rechnen, dass das Sex-Video<br />

<strong>im</strong> Internet landet und einen noch reicher und<br />

noch berühmter macht. Man muss damit rechnen,<br />

dass eigene Inszenierungen funktionieren<br />

und damit, dass man die Kontrolle darüber<br />

auch mal verlieren kann. US-Präsidentschaftskandidat<br />

Mitt Romney hat nicht damit gerechnet,<br />

dass jemand aufn<strong>im</strong>mt, wie er 47 Prozent<br />

der Bürger verungl<strong>im</strong>pft, und Paris Hilton hat<br />

nicht damit gerechnet, dass an die Öffentlichkeit<br />

kommt, wie sie einen möglicherweise ähnlich<br />

hohen Prozentsatz an Fans ihres Self-made-Glamours<br />

für <strong>im</strong>mer vergrämt. Während<br />

einer Taxifahrt erklärt ein Kumpel Miss Hilton<br />

Grindr. Sie reagiert folgendermassen: «Schwule<br />

Männer sind die notgeilsten Menschen auf<br />

der Welt. Mann, sie sind widerlich. Die meisten<br />

haben wahrscheinlich Aids.» Paris habe nichts<br />

Herzogin Catherine<br />

Wie sieht das perfekte Paparazzi-Foto aus? Es<br />

zeigt eine möglichst bekannte Person in einer<br />

möglichst unbekannten Situation. Paris Hilton<br />

<strong>im</strong> Museum etwa? Nein, viel besser wird’s, wenn<br />

die Situation etwas möglichst Skandalöses an<br />

sich hat, respektive der Promi möglichst wenig<br />

Kleidung. Wenn jeder das Bild sehen will und<br />

keiner das zugeben mag. So wie Prinz Harry<br />

nackt in Las Vegas eben oder Kate Middleton<br />

oben ohne in der Provence. Weil Harrys Hintern<br />

für so viel Aufregung sorgte, entschloss sich die<br />

Chefredakteurin des französischen Magazins<br />

«Closer», kurz darauf die pikanten Bilder von<br />

Robbie Williams<br />

gegen Gays, vielmehr sei sie eine «grosse Unterstützerin<br />

der Schwulenbewegung», versuchten<br />

ihre PR-Agenten zu beschwichtigen. Die Zitate<br />

seien völlig aus dem Zusammenhang gerissen,<br />

sie habe nur über Gefahren des ungeschützten<br />

Geschlechtsverkehrs diskutiert. Ist Paris Hilton<br />

schwulenfeindlich oder nur ein Opfer des<br />

ungeschützten Paparazzi-Journalismus? Innert<br />

Minuten war die ganze Welt dabei auf der Taxifahrt<br />

durch New York, und wenn all die empörten<br />

Reaktionen Miss Hilton einen Denkzettel<br />

verpasst haben, dann ist das auch gut so. Sie<br />

aber wegen eines Ausschnitts aus einem Gespräch<br />

mit einem schwulen Freund gleich als<br />

homophobe Furie abstempeln? Fragwürdig. Etwas<br />

Nachhilfe in Sachen HIV dürfte allerdings<br />

kaum schaden. Aber bitte nicht <strong>im</strong> medizinhistorischen<br />

Museum der Uni Zürich, liebe Paris,<br />

da soll angeblich auch nicht alles auf dem neusten<br />

Stand sein! (rg)<br />

Kate abzudrucken. Nur, um Harry nicht nackt<br />

so allein dastehen zu lassen, wie sie versicherte.<br />

Inzwischen hat die Journalistin Morddrohungen<br />

erhalten, die Veröffentlichung der Fotos<br />

wurde gerichtlich verboten (was sie natürlich<br />

noch viel interessanter macht). Der Hype um<br />

zwei royale Brüste hat absurde Ausmasse angenommen,<br />

war dem italienischen «Chi» 26<br />

Sonderseiten wert. Nachdem Kates angeblich<br />

schwuler Bruder, Tortendesigner James, und<br />

ihre Schwester Pippa bereits privat entblösst<br />

auf Titelseiten zu sehen waren und ihre Cousine<br />

Katrina für den Playboy wenigstens freiwillig<br />

und wissentlich blank zog, n<strong>im</strong>mt die Jagd<br />

nach nackten Middletons nun hoffentlich ein<br />

Ende. Oder werden wir in der Yellow Press bald<br />

nur noch Unverhülltes sehen? Die VIPs könnten<br />

sich so etwa die hohen Ausgaben für ihre<br />

Hochzeitsgarderobe sparen und der langweilige<br />

Outfit-Vergleich «Wem steht’s besser?» bekäme<br />

best<strong>im</strong>mt neuen Schwung unter gleichem Titel.<br />

Doch irgendwann verlieren all die nackten Tatsachen<br />

ihren Reiz. Was gibt es Langweiligeres<br />

als ein Promi, der nichts zu verbergen hat? So<br />

freut man sich doch fast schon auf eine hochgeschlossene<br />

Wintersaison. (rg)<br />

Googles Autovervollständigung ist ein hervorragender<br />

Trendbarometer in Sachen Promi-<br />

Stories. Aktuell in den Schlagzeilen wegen des<br />

Rechtsstreits um Bettina Wulff. Die gehe<strong>im</strong>en<br />

Logarithmen interessieren sich sehr für die angebliche<br />

Rotlicht-Vergangenheit der Ex-First<br />

Lady Deutschlands. So sehr, dass sie Klage einreichte<br />

und nun mit einem Buch zum PR-Gegenschlag<br />

ausholt. Lady Gaga wird momentan<br />

skandalfrei mit «Zürich» ergänzt, Madonna mit<br />

«Tour <strong>2012</strong>», Kate Middleton mit «schwanger»<br />

noch vor «oben ohne» und Robbie Williams mit<br />

«Vater». Am 18.9. kam seine Tochter zur Welt,<br />

die keinen fancy Prominamen trägt, sondern<br />

«solide altmodisch» (so Robbie) Theodora Rose<br />

heisst. Die weniger soliden Phasen, in denen<br />

bei einer Robbie-Suchanfrage «Affären», «Drogenprobleme»<br />

oder «UFOs» vorgeschlagen wurden:<br />

Tempi passati. Seit Ayda Field mit ihm verlinkt<br />

ist, bleiben die Skandale aus. Fast wie in<br />

der wunderbaren finalen Folge von Desperate<br />

Housewives löst sich alles in Familienfrieden<br />

auf. Doch wir haben gelernt: Manche Leichen<br />

werden ausgegraben, andere bleiben für <strong>im</strong>mer<br />

<strong>im</strong> Keller. «Robbie Williams gay» etwa wird nie<br />

ganz aus dem Web verschwinden. Erste Gerüchte,<br />

sein Statement 2009 in einem Interview, dass<br />

er sich auch von Kerlen angezogen fühlt, seine<br />

augenzwinkernde Aussage zwei Jahre später,<br />

dass er für zwei Millionen mit einem Mann<br />

schlafen würde (ausser es wäre Brad Pitt, dann<br />

umsonst). Die Hoffnung ist allerdings klein. Zu<br />

fast jedem männlichen Prominamen schlägt<br />

Google schliesslich «schwul» vor, übrigens sogar<br />

zur Eingabe «Google ist…». «Das Baby, die<br />

Mami und der Daddy rocken», schreibt Robbie<br />

online. Und schreibt hoffentlich bald auch wieder<br />

Skandalöseres. Oder zumindest neue Songs,<br />

die ebenso rocken. «Robbie Williams Comeback»<br />

wäre ein grossartiger Google-Moment. Falls bis<br />

dahin die Autovervollständigung noch nicht<br />

verboten wurde. (rg)<br />

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