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Ausgabe I / 2005 - Schleswig-Holsteinischer Fussballverband eV

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36 01 - <strong>2005</strong><br />

RECHT<br />

In der Sportrechtssache betr. Revi-<br />

sion des Kreisfußballverbandes<br />

Lübeck gegen das Urteil des<br />

Bezirksjugendausschusses des<br />

Bezirks IV im SHFV vom 12.<br />

November 2004 hat das Verbandsgericht<br />

des <strong>Schleswig</strong>-Holsteinischen<br />

Fußballverbandes in<br />

einem schriftlichem Verfahren am<br />

17. Januar <strong>2005</strong> in der Besetzung<br />

Volker Marten als Vorsitzender<br />

Uwe Jürgensen als Beisitzer<br />

Eggert Sticken als Beisitzer<br />

Jürgen Struthoff als Beisitzer<br />

für Recht erkannt:<br />

Der Revision des Kreisfußballver-<br />

bandes Lübeck gegen das Urteil<br />

des Bezirksjugendausschusses des<br />

Bezirks IV im SHFV vom 12. Novem-<br />

ber 2004 wird<br />

a) stattgegeben, soweit sie die<br />

Aufhebung des Urteils betreffend<br />

die Erziehungsmaßnahme<br />

begehrt.<br />

b) sie wird zurückgewiesen,<br />

soweit sie die Aufhebung<br />

des Urteils betreffend die<br />

Protestentscheidung begehrt.<br />

c) Die Revision ist gebührenfrei.<br />

Tatbestand<br />

Im Spiel der B-Junioren Kreisliga<br />

TSV Siems-TSV Kücknitz am 5. Sep-<br />

tember 2004 hat der Schiedsrichter<br />

den Spieler Vitali Nikolaisen in<br />

der 60. Spielminute durch Zeigen<br />

der gelb/rote Karte vom Spiel<br />

ausgeschlossen. Der Spieler war<br />

vorher durch Zeigen der gelben<br />

Karte verwarnt worden.<br />

Der TSV Siems hat gegen die Wertung<br />

des Spiels am 7. September<br />

2004 Protest eingelegt mit der Be-<br />

gründung, dass das Zeigen der<br />

gelb/roten Karte im Jugendfußball-<br />

bereich nicht zulässig sei gemäß<br />

§ 18 Jugend0.<br />

Der Kreisjugendausschuss des KFV<br />

Lübeck hat am 14. September 2004<br />

den Protest zurückgewiesen, gegen<br />

SHFV Fußball-Magazin<br />

Keine gelb/rote Karte im Jugendbereich<br />

dieses Urteil hat der TSV Siems<br />

Berufung eingelegt. In einer separaten<br />

Entscheidung ist der Spieler mit einer<br />

Erziehungsmaßnahme belegt worden,<br />

gegen dieses Urteil hat der betroffene<br />

Verein TSV Siems keine Berufung<br />

eingelegt.<br />

Der Bezirksjugendausschuss des<br />

Bezirks IV im SHFV hat durch Urteil<br />

vom 12. November 2004 das Urteil<br />

des Kreisjugendausschusses des KFV<br />

Lübeck aufgehoben und verfügt,<br />

das Spiel neu anzusetzen. Darüberhinaus<br />

hat der Bezirksausschuss das<br />

Urteil betr. die Erziehungsmaßnahme<br />

aufgehoben.<br />

Hiergegen wendet sich die Revision<br />

des KFV Lübeck. Er beantragt, die<br />

Aufhebung der Erziehungsmaßnahme<br />

zurückzuweisen, da das Urteil vom<br />

betroffenen Verein nicht angefochten<br />

worden ist und somit Rechtskraft er-<br />

langt hat. Das Urteil, soweit es dem<br />

Protest gegen die Wertung des<br />

Spiels stattgibt, beantragt er aufzu-<br />

heben und verweist auf einschlägige<br />

Entscheidungen Im Kreisjugendaus-<br />

schuss und die langjährige Praxis im<br />

KFV Lübeck.<br />

Gründe<br />

Die Revision gem. § 43 Rechts0 ist<br />

zulässig und vom KFV Lübeck rechtzeitig<br />

erhoben worden. Soweit die<br />

Aufhebung der Erziehungsmaßnahme<br />

beantragt wird, ist der Revision stattzu-<br />

geben, da das Urteil des Kreisjugendausschusses<br />

des KFV Lübeck<br />

vom betroffenen Verein nicht ange-<br />

fochten worden ist und somit Rechts-<br />

kraft erlangt hat.<br />

Die Revision bezüglich des Spielpro-<br />

testes ist nicht begründet. Die Vor-<br />

instanz hat das Spiel zu Recht neu<br />

angesetzt. Bei seiner Entscheidung<br />

wollte nach Überzeugung des<br />

Gerichts der amtierende Schiedsrichter<br />

ein verwarnungswürdiges Vergehen<br />

ahnden und ging davon aus,<br />

dass die gelb/rote Karte auch bei<br />

Jugendspielen Anwendung findet.<br />

Gemäß § 18 Jugend0 SHFV ist die<br />

gelb/rote Karte nicht zulässig, die<br />

persönlichen Strafen sind Verwarnung,<br />

der Feldverweis auf Zeit und<br />

der Feldverweis auf Dauer. Der SR<br />

hätte bei dem von ihm festgestellten<br />

Sachverhalt lediglich eine Zeitstrafe<br />

von 5 Minuten aussprechen dürfen.<br />

Es steht mithin auch zur Überzeugung<br />

des Verbandsgerichts fest, dass<br />

der Schiedsrichter einen Verstoß<br />

gegen die Bestimmung der Jugendordnung,<br />

die insoweit Spielbestimmungen<br />

sind, begangen hat<br />

und modifiziert seinen bisherigen<br />

Standpunkt. Dieser Verstoß wird<br />

auch nicht dadurch geheilt, dass<br />

der SR in seiner Vernehmung am<br />

14. September 2004 ausgesagt<br />

hat, er hatte den Spieler durch<br />

Zeigen der roten Karte vom Spiel<br />

ausschließen wollen. Ein Regelverstoß<br />

liegt dann vor, wenn der SR<br />

auf einen von ihm falsch festgestellten<br />

Sachverhalt (nicht angreifbare<br />

Tatsachenentscheidung) die<br />

Fußballregeln falsch anwendet.<br />

Dieser Regelverstoß betrifft auch<br />

die persönliche Strafe. Die Bestimmung<br />

der Jugendordnung schließt<br />

die vom SR gewählte Strafe aus.<br />

Gem. § 31 Rechts0 ist neben dem<br />

nachgewiesenen Verstoß gegen<br />

die Fußballregeln oder der Spielbe-<br />

stimmungen erforderlich, dass<br />

dieser Verstoß mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

von spielentscheidender<br />

Bedeutung für den Protestführer<br />

war. Ein B-Jugendspiel dauert 2x40<br />

Minuten, der Vorfall ereignete sich<br />

unwidersprochen in der 60. Minute,<br />

so dass der vom Feld verwiesene<br />

Spieler, hätte er eine Zeitstrafe von<br />

fünf Minuten bekommen, noch 15<br />

Minuten hätte mitwirken können.<br />

Das Verbandsgericht sieht diese<br />

Zeitdauer als spielentscheidend an,<br />

zumal der Leistungsunterschied<br />

der beiden Mannschaften nicht<br />

groß war.<br />

Das Spiel ist zu wiederholen.<br />

Das Urteil ist endgültig.<br />

gez. Volker Marten<br />

Vorsitzender des Verbandsgerichts

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