Couchstories Nr.3

d
as ist ein Reiseruhebett. Gebaut hat es
mein Grossvater in seiner Schreinerei in
Rüedisbach, wohl als Beitrag zu seiner
Aussteuer. Es reiste als Küchenstuhl durchs Bieler
Seeland, ruhte in Wohn- und Arbeitszimmern im
oberen Emmental und steht heute wieder an
seinem Geburtsort. Im hohen Alter pflegte
meine Grossmutter auf diesem Kanapee ihren
Mittagsschlaf zu machen und abends sass
sie auf diesem und trank eine Tasse Milchkaffee.
Übrigens, meine Grossmutter wollte
ihren Milchkaffee immer sehr heiss. Als
Barista weiss ich heute: die Milch sollte
nicht wärmer als 65 Grad sein, damit der
Milch zucker sein Aroma voll entfalten kann
und die Milch den Kaffee nicht verbrennt.
Meine Grossmutter hätte das als Mumpitz
empfunden.
Am Anfang unserer Leidenschaft für Kaffee
sassen wir, Daniel und ich, nicht zusammen auf
einem Sofa. Vielmehr sass Daniel auf dem Boden
eines Tukuls in Äthiopien und ich in der Entwicklungsabteilung
einer Institution für Erwachsenenbildung.
In Äthiopien hat Daniel in der Entwicklungszusammenarbeit
Solaranlagen gebaut und
Kaffeebauern kennengelernt. Er entdeckte, wie vielfältig
Kaffee sein kann und was in einer oft achtlos
getrunkenen Tasse Kaffee eigentlich alles steckt. Eine
Kaffeezeremonie in Äthiopien dauert Stunden. Genug
Zeit also um die Hektik des Projektes abzuschütteln
und sich auf das Getränk zu freuen. Daniels Neugier
erwachte und mit Rohkaffee im Gepäck flog er zurück
in die Schweiz.
«Nach eher abenteuerlichen
Röstexperimenten in unserer
Küche wusste bald keiner
von uns mehr genau, wessen
Idee es eigentlich gewesen
war, sich intensiv mit diesen
Bohnen auseinanderzusetzen.»
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