Couchstories Nr.3

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28 Ulrike Wittmann & Heinz Hofer-Wittmann – www.wittmann.at
herr Hofer-Wittmann: Bei jeder Firma gibt es Milestones. Für Wittmann war es, als wir damals die Josef Hoffmann Rechte erworben haben. Eigentlich war es ein Zufall, wie wir dazu gekommen sind. Professor Spalt wurde von der Witwe von Josef Hoffmann angesprochen. Sie hat ihn gefragt, ob er jemanden kennt, der die Möbel auflegen möchte. Zuvor hatte sich die renommierte italienische Firma Cassina um die Rechte beworben, aber die Witwe hat ein österreichisches Unternehmen mit höchster handwerklicher Qualitätsarbeit bevorzugt. So sind wir zu dieser Kollektion gekommen, die Wittmann international bekannt machte und auch heute noch sehr beliebt ist. Im Grunde war es einfach ein glücklicher Zufall. Später haben die Amerikaner aber auch die Japaner die Möbel entdeckt. «Oftmals sind es die kleinen Zufälle, die richtungsweisend für die Zukunft sind» Frau Wittmann: Ich habe die Witwe leider nicht kennengelernt. Das passierte in den späten 60er Jahren und zu der Zeit war ich noch zu jung und gar nicht in die geschäftlichen Geschehnisse involviert, obwohl ich und meine fünf Schwestern natürlich quasi in den Werkstätten aufgewachsen sind. Unser Wohnhaus war immer sehr verbunden mit der Werkstätte, das war fast wie eins. Die Mitarbeiter haben gespielt mit uns in der Pause, aber zu solch wichtigen Terminen, wie mit Carla Hoffmann hat unser Vater uns nicht mitgenommen. Ich war da ja erst 13 Jahre alt. Aber das war damals schon ein sehr wichtiges Ereignis, wie auch Professor Spalt eine sehr wchtige Rolle für die Firma spielte, nicht nur indem er den Kontakt herstellte, sondern weil er die Richtung mitgeprägt hat, nämlich in die Richtung von Qualität und Design. Als Handwerksbetrieb war die Qualität immer schon wichtig, aber das Design war natürlich damals nicht so im Fokus. Man war ja auch auf diesem Gebiet nicht speziell ausgebildet und auf dem Land betrachtete man die Dinge damals aus einem anderen Blickwinkel. Johannes Spalt, der eben von Wien gekommen ist und gut vernetzt war mit Wiener Architekten, hat einen neuen Spirit in den Betrieb gebracht. Herr Hofer-Wittmann: In den Nachkriegsjahren gab es natürlich einen großen Möbelbedarf, Design war jedoch nicht so gefragt. Es bedurfte doch einiger Investitionen und entsprechend intensiver Auseinandersetzung mit den Möbeln. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch Kunden, die ihre ganze Ausstattung, angefangen von den Möbeln bis hin zum Besteck und den Gläsern entwerfen liessen. Das ist heute natürlich fast nicht mehr bezahlbar. Frau Wittmann: Das waren nur einige wohlhabende Familien in Wien, die dieses Grossbürgertum noch gelebt haben. Diese Familien haben, wenn auch vielleicht unbeabsichtigt, damals schon investiert in gutes Design, welches nun durch die Vermarktung der Lizenzrechte auch für die breitere Masse erschwinglich ist. 29
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