Couchstories Nr.3
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mein Name ist Rahel und mir<br />
macht es Freude einen Raum<br />
zu verändern und ihn zum<br />
Leben zu erwecken, so dass er wohnlich wird.<br />
Schon früh hatte mich das Handwerkliche in den<br />
Bann gezogen. Ich wollte nichts lieber tun. Als Kind<br />
spielte ich gerne im Dreck, mochte es aber nicht,<br />
wenn meine Hände verklebt damit waren, da wurde<br />
ich richtig kribbelig. Also musste immer irgendwo<br />
Wasser zur Verfügung stehen. Es war interessant zu<br />
entdecken, was man aus den verschiedensten Materialien<br />
herstellen kann und zu experimentieren, auch<br />
wenn manches nicht so herauskam, wie ich es wollte.<br />
«Ich sehe meine Welt oftmals<br />
ein bisschen zu bunt<br />
und sorgenlos.»<br />
Oft ist mein Handeln schneller als mein Denken. Meine<br />
Intuition ist scheinbar unabhängig und eine ungebändigte<br />
Neugierde treibt mich an. Ich konnte es nie abwarten, zu<br />
sehen, wie das Ergebnis aussehen würde. Selten hatte<br />
ich im Voraus eine visuelle Vorstellung davon, aber<br />
das hat den Resultaten einen zusätzlichen Glanz verliehen.<br />
«Volle Kanone mit dem Kopf durch die<br />
Wand», sagten die, die mich am besten kannten.<br />
Mein Zimmer wurde zum Showroom, ich veränderte<br />
es immer wieder, um zu sehen, wie die<br />
Anordnung den Raum veränderte und wie ich<br />
den grösstmöglichen Platz einsparen konnte.<br />
Da die meisten Möbel ziemlich schwer<br />
waren, hörte man mich durch das ganze<br />
Haus poltern. Meinem Vater wurde bewusst, dass ich mir<br />
einen handwerklichen Beruf suchen muss. So bin ich<br />
dann auf Innendekorateurin gestossen oder besser gesagt<br />
auf das Geschäft Steffen Raumkonzepte aufmerksam<br />
ge worden. Wie bei allem, was neu ist, war ich bei meinem<br />
ersten Arbeitstag sehr aufgeregt. Ich wusste nicht, was<br />
auf mich zukommen würde. Im Pflegeheim Wiedlisbach<br />
durfte ich Linoleum verlegen und machte da schon<br />
meine ersten Überstunden. Da dieser Betrieb wie eine<br />
grosse Familie ist, verlor ich bald meine anfängliche<br />
Scheu und habe mich gut eingelebt.<br />
Um den Zusammenhalt des Teams zu fördern, trinken<br />
wir oft ein «Fürabebier» zusammen und ab und zu<br />
stellen wir auch ein Menu auf die Beine. Es kam<br />
schon vor, dass wir ein oder zwei Biere zu viel<br />
hatten, aber so entstehen eben die witzigsten<br />
Geschichten. Mir zum Beispiel passierte, dass ich<br />
plötzlich begonnen hatte, Herrn Steffen Senior zu<br />
duzen. Ein Arbeitskollege hatte mich darauf<br />
aufmerksam gemacht. Aber entweder hat Herr<br />
Steffen das selber nicht bemerkt oder es nicht<br />
gross zur Kenntnis genommen. Mir jedenfalls<br />
war es am nächsten Arbeitstag peinlich und ich<br />
war sehr erleichtert, dass er mich nie darauf<br />
ansprach. Zu meinem Arbeitskollegen Nicolai<br />
Meyer habe ich ein sehr freundschaftliches<br />
Verhältnis aufgebaut oder besser gesagt eine<br />
väterliche Freundschaft. Auch das hat mir<br />
auch geholfen, mich besser einzuleben. Wir<br />
arbeiteten oft zusammen und der Spass kam<br />
dabei nie zu kurz. Wir waren ein sehr gut<br />
eingespieltes Team und machten unsere Arbeiten<br />
gut und seriös. Ein wenig tollpatschig war ich<br />
manchmal schon. Ich bin auch schon buchstäblich<br />
im Leim gesessen oder habe den Parkettboden mit<br />
einer Trinkflasche unter Wasser gesetzt. Es gab am<br />
Anfang auch kaum eine Woche, in der ich mir nicht in<br />
den Finger geschnitten hatte, aber das gehört eben zum<br />
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