FaxAbruf - und Handelskammer Nord Westfalen

28 wirtschaftsspiegel 1 · 2001
DISCOUNTBROKER
Vom Münsterland an
die Börsen der Welt
Die Zeiten sind zwar vorerst vorbei, in der Börsenkurse
nur eine Richtung kannten – nämlich die nach oben.
Die Lust am Spekulieren scheint dennoch ungebrochen.
Insbesondere die Möglichkeit, vom heimischen PC aus
Wertpapiere zu ordern und zu verkaufen, reizt Anleger.
Dax und Neuer Markt beflügeln manche Kursfantasie,
und davon profitieren auch Unternehmen in der Region.
Im Internet-Zeitalter führt der Zugang
zu den Märkten nicht unbedingt über
die Finanzmetropolen. Der Weg vom
Münsterland zu den Börsen der Welt ist
kurz. Beispiel „Ernsting Enterprises“ in
Rheine: Seit Mitte Juni ist das Unternehmen
unter www.diskountbroker.de im
Netz vertreten. Jungunternehmer David
Ernsting (26) beschäftigt sich seit sechs
Jahren mit Aktien. „Jeder Anleger
braucht eine persönliche Strategie“,
weiß er. Wieviel Geld möchte er für welchen
Zeitraum investieren, welche Risiken
ist er bereit einzugehen? Discountbroker
bieten ihren Kunden zwar via Internet
schnellen Zugang zu den Finanzmärkten,
aber keine persönliche Bera-
Auf der Suche nach dem passenden Discountbroker sind David
Ernsting (2. v. r.) und sein Team Privatanlegern behilflich. Foto: Hertel
tung. Zudem spezialisieren sich viele Institute
auf bestimmte Zielgruppen, z. B.
auf den langfristig orientierten oder auf
den risikofreudigen Anleger. „Es gibt
deshalb nicht den besten Discountbroker
schlechthin“, betont Ernsting.
Discountbroker im Test
Um Stärken und Schwächen der einzelnen
Discountbroker für jeden Anlegertyp
zu analysieren, eröffnete Ernsting
im Internet ein Informationsportal. Unter
www.diskountbroker.de prüft er mit
einem fest angestellten Redakteur und
zwei freien Mitarbeitern derzeit 17 Onlinebroker
nach verschiedenen Kriterien.
„Die Benutzerfreundlichkeit zum
Beispiel ist für Anfänger
sehr wichtig“,
sagt er. Dagegen
interessieren
sich Großanleger
eher für den Einlagenschutz.
Die Gebührenunterscheiden
sich zum
Teil drastisch – sie
können laut Ernsting
bei mehreren
kurzfristigen Investitionen
im Quartal
zwischen
knapp über 1000
bis zu 5700 DM
schwanken. Ande-
rerseits versorgen
teurere Anbieter
ihre Kunden oft mit Finanzanalysen
oder umfangreichen Informationsangeboten
– es kommt eben immer darauf
an, was der Anleger will. Bei diskountbroker.de
kann er unter der Rubrik
„Testdepots“ nachklicken, welches Institut
für ihn als Klein- oder langfristigen
Großanleger am günstigsten ist.
Gewinn durch Werbung
Das Angebot zieht: 300 000-mal wurden
die Seiten von diskountbroker.de im
September aufgerufen, 400 000-mal im
Oktober. Gewinne will Ernsting durch
Werbung einfahren. „Ein Info-Portal im
Internet kann nur bestehen, wenn es
frei ist“, begründet er. Zusätzlich vertreibt
das junge Start-up Literatur zum
Thema Börse und Finanzsoftware.
Bloomberg-TV sowie Focus, Handelsblatt
und andere Magazine berichteten
bereits über diskountbroker.de, auch die
Resonanz der Broker selbst zeigt, dass
das Angebot ernst genommen wird.
„Mit einigen Magazinen haben wir Partnerschaften
vereinbart und tauschen Informationen
aus“, erklärt Ernsting.
Wichtigster Partner ist die Deutsche
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz
(DSW). Sie wacht darüber, dass diskountbroker.de
neutral urteilt. „Wir sind völlig
unabhängig. Würden wir eine Bank
bevorzugen, wären wir schnell weg vom
Markt“, betont er.
Das erste Info-Portal steht mit diskountbroker.de,
ein weiteres folgt in Kürze.
Ernsting, der noch drei IT-Experten und
eine freie Grafikerin beschäftigt, hat bereits
während seines Studiums an einer
Privatakademie Computer verkauft. Die
Selbstständigkeit liegt dem Kommunikations-
und Medienwirt: „Jetzt
herrscht noch Aufbruchsstimmung im
Internet. In ein paar Jahren sind die Nischen
von den Großen besetzt.“
Tobias Hertel