2016-07-00
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401 AB Archiv des Badewesens <strong>07</strong>/<strong>2016</strong> | Gesundheit und Wellness · Sauna<br />
j Aufguss-Weltmeister Rob Keijzer in Aktion<br />
im SaunaLand der Obermain-Therme in Bad<br />
Staffelstein<br />
Bei den psychologischen Mechanismen<br />
ist die subjektive Bewertung (hedonische<br />
Valenz) eines Geruches zu beachten,<br />
seine Intensität sowie individuelle<br />
und kulturelle Einflüsse. Auch die<br />
sprachliche Bedeutung (Semantik), basierend<br />
auf kontextabhängigen Gedächtnisinhalten<br />
und konditionierten<br />
Reaktionen, spielt eine Rolle bei der<br />
Bewertung der Geruchsqualität und<br />
den erzielbaren Wirkungen. Der Placebo-Effekt<br />
geht einher mit der Erwartungshaltung,<br />
die den Geruch auf Plausibiliät<br />
prüft sowie seine Wirksamkeit<br />
durch individuelle und äußere Einflüsse.<br />
Allen Aspekten gemeinsam: die fehlende<br />
Substanzspezifität, kein linearer<br />
Zusammenhang mit der Geruchsintensität<br />
und die kognitive Kontrolle.<br />
Die als Teil der Naturheilkunde verstandene,<br />
inhalativ und transdermal<br />
zur Anwendung kommende Aromatherapie<br />
weist darüber hinaus therapeutische<br />
Effekte durch Riechstoffmoleküle<br />
auf, (quasi-)pharmakologische Effekte,<br />
die abhängig von Konzentration<br />
und Dauer der eingesetzten natürlichen<br />
Duftstoffe sind. In einem Interview<br />
mit „Sauna & Bäderpraxis“ (Ausgabe<br />
2/2<strong>00</strong>9, S. 21) hatte Dr. Heuberger<br />
bereits darauf hingewiesen, dass<br />
der Duft den Aufguss zwar atmosphärisch<br />
bereichern, dabei jedoch nicht<br />
die Hauptrolle spielen sollte. Der Duft<br />
muss „passen“ und sachgerecht dosiert<br />
sein. Zu beachten in diesem Zusammenhang<br />
sind außerdem die Qualität<br />
und Reinheit der verwendeten Duftstoffe<br />
sowie ihre sachgerechte Lagerung.<br />
Die wichtige Rolle der Psyche<br />
„Allergenes Potenzial von Duftstoffen“.<br />
Diese Thematik stellte Prof. Dr.<br />
med. Axel Schnuch, Arzt für Dermatologie<br />
und Allergologie, Leiter des Informationsverbundes<br />
Dermatologischer<br />
Kliniken (IVDK), Institut an der Universität<br />
Göttingen, in den Mittelpunkt<br />
seiner Ausführungen. Generell kann<br />
festgestellt werden, dass häufige Allergene<br />
(z. B. Isoeugenol) selten eingesetzt<br />
werden, was auf ein hohes Risiko<br />
hindeutet. Hingegen werden seltene<br />
Allergene (z. B. Limonen) häufig eingesetzt,<br />
woraus ein (sehr) geringes Risiko<br />
resultiert. Das Risiko einer Sensibilisierung<br />
wird bestimmt durch die<br />
dem Stoff eigene Sensibilisierungspotenz<br />
sowie durch die Expositionsmenge<br />
und -dauer.<br />
Allergene treten an vielen Stellen auf.<br />
Dadurch kann es beispielsweise zu einer<br />
Duftkontaktallergie (Haut) oder –<br />
selten – zu subjektiv wahrnehmbaren<br />
und molekularbiologisch nachweisbaren<br />
Reizreaktionen kommen, nicht aber<br />
allergischen Reaktionen der Atemwege<br />
auf Duftstoffe in der Raumluft. Allergene<br />
wie nicht allergene Duftstoffe<br />
in hoher Konzentration führen nicht<br />
zu einer Funktionseinschränkung der<br />
Atemwege. Bei sachgerechter Handhabung<br />
sollten die eingesetzten Duftstoffe<br />
in der Sauna für den Gast kein Problem<br />
darstellen, wobei natürliche Duftstoffe<br />
hier keinerlei „Vorteile“ gegenüber<br />
synthetischen besitzen. Aber die<br />
Psyche kann – je nach Erwartungshaltung<br />
und Bewertung – unterschiedlich<br />
darauf reagieren, positiv oder negativ.<br />
Das Risiko einer Sensibilisierung für<br />
eine Hautallergie ist beim Aufgusspersonal<br />
aus dermatologischer Sicht nicht<br />
ganz auszuschließen, sofern man lange<br />
Tätigkeitszeiträume unterstellt und<br />
eine genetische Prädisposition gegeben<br />
ist: „Einer verträgt es, der andere<br />
nicht.“<br />
Dem Robert-Koch-Institut in Berlin zufolge<br />
– laut der Titelgeschichte „Allergien“<br />
der „Apotheken-Umschau“ (Ausgabe<br />
April <strong>2016</strong>) – sind 30 % aller Deutschen<br />
Allergiker. Dies sagt allerdings<br />
nicht sehr viel aus, denn in dieser Gesamtzahl<br />
werden ganz unterschiedliche<br />
Allergien zusammengefasst: Atemwegsallergien<br />
(Heuschnupfen und Asthma),<br />
Nahrungsmittelallergien, Medikamentenallergien,<br />
Neurodermitis und<br />
eben die Kontaktallergien. Allerdings<br />
scheint die „Allergie-Epidemie“ derzeit<br />
zu stagnieren, wobei sich die gefühlten<br />
Unverträglichkeiten aber mehr<br />
denn je ausbreiten, „größtenteils eine<br />
Folge der Psychologie von Markt und<br />
Medien“. Die oberste Regel bei einer<br />
Allergie lautet immer noch: den Auslöser<br />
nach Möglichkeit meiden.<br />
Gesundheit<br />
und Wellness