Biographien Wuhrsträssler (PDF, 3.6 MB) - Stiftung Trudi Demut und ...
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Tildy Grob-Wengér<br />
Bildhauerin, Malerin <strong>und</strong> Grafikerin<br />
* 31. 07. 1914 Winterthur<br />
+ 04. 05. 2012 Zürich<br />
Atelier <strong>und</strong> Wohnung an der Wuhrstrasse<br />
Aufgewachsen in Winterthur, in bürgerlichen Familienverhältnissen<br />
ohne grossartige künstlerische Vergangenheit.<br />
Hinter dem Haus ihrer Familie gab es ein Atelier, in welchem<br />
ein Bildhauer <strong>und</strong> Maler arbeitete. Rückblickend bezeichnete<br />
Tildy dies als den Ort des „Schlüsselerlebnisses“<br />
der zukünftigen Kunstschaffenden. Hier wurde das Interesse<br />
der jungen Tildy für künstlerische Auseinandersetzung<br />
geweckt.<br />
Der Vater war nicht begeistert von der Berufswahl seiner<br />
Tochter. Nur dank der Unterstützung ihrer Mutter konnte sie<br />
sich durchsetzen <strong>und</strong> nach Abschluss der Höheren Töchterschule<br />
nach Hamburg an die Akademie der Künste gehen.<br />
Zurück aus Deutschland unterrichtete sie Zeichnen an Privatschulen,<br />
machte Illustrationen als Broterwerb. Aber eigentlich<br />
war sie in erster Linie Bildhauerin <strong>und</strong> als solche<br />
arbeitete sie auch die nächsten Jahre. Eines Tages hat sich<br />
die Künstlerin in der Librairie Française in Zürich vorgestellt<br />
um sich für eine Ausstellung zu bewerben. Hier war der<br />
Treffpunkt der Künstler <strong>und</strong> Poeten. Auf dem Gebiet der Literatur<br />
<strong>und</strong> Originalgrafik hatte sich die Librairie einen international<br />
bekannten Namen gemacht. Ein Blick in das Livre<br />
d‘Or, dem Gästebuch führt zurück in jene Zeit, als Künstler<br />
wie Miro, Picasso, Lohse, Varlin, Sartre, Michel Simon <strong>und</strong><br />
Giacometti hier ihre Werke signierten. Der Inhaber, Henri<br />
Wengér, den sie später heiratete, verhalf ihr zu einem Aufenthalt<br />
im Atelier „La Courriere“ in Paris. Hier lernte sie<br />
Kupferdruck von der Pike auf. Berühmte Künstler wie Duffy,<br />
Chagall, Max Ernst etc. verkehrten hier <strong>und</strong> sie lernte sie<br />
persönlich kennen. Die Atmosphäre war off sehr familiär.<br />
1976 gewann Tildy Wenger mit ihren grafischen Arbeiten<br />
den Prix Picasso <strong>und</strong> später noch etliche andere Auszeichnungen.<br />
Sie schafft sich einen Namen als Graveurin <strong>und</strong><br />
wurde an diverse internationale Grafik-Biennalen eingeladen.<br />
Stipendien der Stadt Zürich nach New York <strong>und</strong> Paris<br />
folgten. Sie führte eine partnerschaftliche Ehe mit Henri<br />
Wenger, der künstlerisch interessiert, wie auch selbst begabt<br />
war <strong>und</strong> sie deshalb unterstützte in ihrer Arbeit.<br />
Die regelmässigen Studienreisen nach Spanien, Marokko<br />
etc, waren für Tildy eine selbstverständliche Sache, auch<br />
nach der Heirat. Sie ging während einigen Jahre immer wieder<br />
für eine gewisse Zeit nach Ibiza. Hier fand sie einen<br />
schönen Raum zum Arbeiten. In der Schiffswerft durfte sie<br />
die Maschinen benutzen. In Ibiza erarbeitete sie vor allem<br />
Holzskulpturen. Vorbilder waren in der Zeit Giacometti <strong>und</strong><br />
Henry Moore für sie.<br />
Als ihr Mann starb, führte sie die „Librairie“ während sieben<br />
Jahren weiter, bis sie eines Tages merkte, dass für ihre eigene<br />
künstlerische Arbeit neben dem Geschäft keine Zeit<br />
übrigblieb.<br />
Sie wohnte über 40 Jahren im Künstler-Atelierhaus an der<br />
Wuhrstrasse in Zürich. Ein idealer Ort um Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten<br />
zu verbinden. Der Blick auf riesige alle Bäume, das<br />
Atelier im obersten Stock hell <strong>und</strong> luftig. Ihre neueren Arbeiten<br />
waren zart <strong>und</strong> kraftvoll zugleich, oft in Acryl oder<br />
Mischtechnik gemacht. Imaginäre Landschaften, farblich<br />
zurückhaltende Kompositionen, wenig Figürliches im Vergleich<br />
zu früheren Arbeiten, die von der Sicht einer Bildhauerin<br />
geprägt waren. Sie ist nie stehengeblieben, probierte<br />
stets Neues aus <strong>und</strong> schaffte es sich immer wieder weiter<br />
zu entwickeln.<br />
Tildy Grob-Wengér verstarb diesen Mai im Alter von 98<br />
Jahren.<br />
Quellentexte:<br />
– Auszug aus der EWC Biografiearbeit<br />
von Christine Egger, Altstätten