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Biographien Wuhrsträssler (PDF, 3.6 MB) - Stiftung Trudi Demut und ...

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Valeria Stefané<br />

Malerin <strong>und</strong> Illustratorin<br />

* 24. 04. 1948 Milano (Italien)<br />

Atelier an der Wuhrstrasse<br />

Valeria Stefané wurde in Mailand geboren <strong>und</strong> verbrachte<br />

dort ihre Jugend <strong>und</strong> Schulzeit. In der Adoleszenz gewann<br />

sie an einem gesamtmailändischen Jugend-Kunstwettbewerb<br />

den ersten Preis, worauf der Maler Ernesto Treccani<br />

ihren Eltern vorschlug, sie auszubilden. Diese stellten sich<br />

aber entschieden dagegen; auf ihren Wunsch absolvierte<br />

sie die Handelsschule.<br />

Ende der 1960er lernte sie in Sanremo den Schweizer Rainer<br />

Klausmann, damals Fotograf <strong>und</strong> später Kameramann,<br />

kennen. Sie heiratete ihn <strong>und</strong> zog in die Schweiz, wo sie zunächst<br />

einer Erwerbstätigkeit in einem Reisebüro nachging.<br />

In den 1980er Jahren bekam Klausmann eine Wohnung im<br />

Künstler-Genossenschaftshaus an der Wuhrstrasse, nachdem<br />

der Vorstand entschieden hatte, dass Film auch zur<br />

Kunst gehöre.<br />

In den frühen 1980er Jahren bildete Valeria Stefané sich zur<br />

Modezeichnerin aus <strong>und</strong> arbeitete in der Folge freischaffend<br />

als solche, sowie als Stoffmuster-Entwerferin. Immer<br />

häufiger befasste sie sich auch mit dem Illustrieren von Texten.<br />

Ende der 1980er Jahre bildete sie sich an der Schule<br />

für Gestaltung in „Manuelle Drucktechnik“ (Radierung,<br />

Kaltnadel, Aquatinta) aus <strong>und</strong> machte so den Schritt zu freier<br />

Künstlertätigkeit. Der Vorstand bewilligte ihr daraufhin<br />

ein Dachatelier an der Wuhrstrasse. Hier führte sie einen<br />

Auftrag aus, den sie aufgr<strong>und</strong> ihrer Illustrationsarbeiten bekommen<br />

hatte: die Erstellung einer Reihe grossformatiger<br />

Stoffpaneele mit Umsetzungen von gotischen Miniaturen<br />

(Codex-Manesse-Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum)<br />

<strong>und</strong> von romanischen Deckenmalereien (Museum<br />

in Zillis). Parallel entstand eine Fülle von Radierungen. Mit<br />

einer Anzahl davon, veranstaltete sie vier Ausstellungen,<br />

eine in Kreuzlingen <strong>und</strong> drei in Mallorca (u.a. 2000 Kulturzentrum<br />

Sa Nostra in Palma de Mallorca). Mit Mallorca ist<br />

sie verb<strong>und</strong>en, weil sie dort zeitweise lebt.<br />

In den 1990er Jahren ging sie zu grösseren Formaten über<br />

<strong>und</strong> verwendete verschiedene Bildträger <strong>und</strong> Farbstoffe.<br />

Ausserdem entstand eine Serie grossformatiger Lomographien,<br />

2006 bezog sie an der Wuhrstrasse ein Grossatelier.<br />

Interpretation:<br />

In Valeria Stefanes Arbeit spielt das Thema des „potentiellen<br />

Bildes“ eine zentrale Rolle. Dass Wolken, Feuchtigkeitsflecken,<br />

geäderte Steine <strong>und</strong> faltige Stoffe zum Hineinprojizieren<br />

von Figuren <strong>und</strong> Geschehnissen einladen, wusste<br />

schon die Renaissance; sie nutzte das Phänomen für die<br />

Stärkung künstlerischer Erfindungskraft. Mit figurierenden<br />

Landschaftsmotiven <strong>und</strong> mit unscharf-pastoser Pinselführung<br />

wurde aber auch die fantasia des Betrachters mobilisiert.<br />

Im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde dann die Beteiligung des Betrachters<br />

an der Bild-Konstitution zu einem Hauptkriterium<br />

für die Wahrheitsfähigkeit von Kunst. Valeria Stefané arbeitet<br />

in dieser Tradition, aber auf bewusst-reflektierte Weise.<br />

Schon mit einer frühen Illustrationsarbeit hat sie Lewis Carolls<br />

„Alice im W<strong>und</strong>erland“ eine Hommage erwiesen, jener<br />

protosurrealistische Erzählung, in welcher die Figuren in<br />

ständiger Metamorphose begriffen sind. Um Metamorphosen<br />

geht es auch in ihren späteren Werken, die sich oft<br />

im Grenzbereich von Gegenständlichem <strong>und</strong> Abstraktem<br />

bewegen.<br />

Eine weitere Gr<strong>und</strong>vorstellung ihrer Arbeit ist, dass Kunst<br />

immer ein Übersetzen ist. Im Gegensatz zur klassischen<br />

Moderne koppelt sie das „potentielle Bild“ nicht an den expressiven<br />

Pinselstrich - sie bricht den Mythos unmittelbarursprünglichen<br />

Schöpfertums ebenso hartnäckig wie den<br />

von einem Malen „nach der Natur“. Einerseits resultieren<br />

ihre Arbeiten nicht aus einer direkten Auseinandersetzung<br />

mit der „Realität“, sondern meist aus der Transformation<br />

bestehender Bilder (wissenschaftliche Illustrationen, Lexikon-Bilder<br />

usf.). Andererseits liebt sie es, das Resultat der<br />

Umformung abzudrucken, oft in Form eines einmaligen Abklatsches.<br />

Quellentext:<br />

– Valeria Stefané

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