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Biographien Wuhrsträssler (PDF, 3.6 MB) - Stiftung Trudi Demut und ...

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Friedrich Kuhn<br />

Maler, Bildhauer <strong>und</strong> Zeichner<br />

* 5. 10. 1926 Gretzenbach (SO)<br />

+ 6. 9. 1972 Zürich<br />

Atelier an der Wuhrstrasse 1958-1972<br />

Die ersten Lebensjahre verbrachte Friedrich Kuhn im solothurnischen<br />

Gretzenbach. Sein Vater, Fritz Kuhn, war Holz-<br />

<strong>und</strong> Steinbildhauer. 1933 zog die Familie nach Zürich, wo<br />

Friedrich die Schulen besuchte.<br />

In seinen Zwanzigerjahren unternahm Friedrich Kuhn Reisen<br />

nach Marokko, Algerien, Tunesien, Spanien, Schweden,<br />

Norwegen <strong>und</strong> Grönland. Er lebte eine Zeitlang in der<br />

Provence <strong>und</strong> dann im Tessin <strong>und</strong> beschäftigte sich mit Antiquitäten-<br />

<strong>und</strong> Kupferhandel.<br />

Die Anfänge als Künstler sind nicht sicher rekonstruierbar.<br />

Eine Grafikerlehre, die in einem der Lebensläufe erwähnt<br />

ist, könnte eine Legende sein. Ebenfalls eine „Reise zu den<br />

Eskimos“.<br />

Mitte der 1950er Jahre wurde er jedenfalls in Zürich sesshaft<br />

<strong>und</strong> arbeitete als Künstler. Er trat auf als „Bürgerschreck“,<br />

<strong>und</strong> seine Gestalt wurde zu einem Szenemittelpunkt.<br />

Als Künstler konnte er auf eine verschworene Schar<br />

Bew<strong>und</strong>erer, Komplizen <strong>und</strong> Sammler zählen.<br />

Einer abgehobenen Kunstdiskussion pflegte er sich zu entziehen<br />

mit dem bekannt gewordenen flapsigen Spruch:<br />

„Kunscht isch umsunscht“.<br />

Kuhn starb 1972 an einer langjährigen Vergiftung der Leber<br />

durch übermässigen Alkoholkonsum.<br />

Interpretationen:<br />

Kuhns revoltierende Kunst erhielt den Namen „Die Schule<br />

der Kleinen Zürcher Wahnwelt“. So taufte sie der Schriftsteller<br />

Paul Nizon in einem Aufsatz 1968, wobei er nebst<br />

Kuhn auch Varlin zu dieser irrationalen Gegenwelt zählte.<br />

Kuhns Werk wird dominiert von einer anarchischen Malerei,<br />

die zwischen Figuration <strong>und</strong> Abstraktion spielt, aber auch<br />

Zitate aus der modernen Massenkultur <strong>und</strong> Anspielungen<br />

auf die aufkeimende Popkultur enthält.<br />

Leben <strong>und</strong> Werk <strong>und</strong> die Legenden um die Person bilden<br />

eine Einheit, die kaum aufzubrechen ist. In der ersten eigenständigen<br />

Werkreihe, die um 1954 beginnt, herrschen<br />

folgerichtig die Motive des Clowns <strong>und</strong> Gauklers, des Tingeltangels<br />

<strong>und</strong> des Puppentheaters vor.<br />

Ab 1957 entsteht eine Gruppe von Gemälden, die von Paul<br />

Nizon als „verwilderte Möbel“ bezeichnet wurden. Elemente<br />

wie Sockel, Konsolen, Gesimse, Zierleisten sind zu ornamentalen<br />

Gebilden komponiert, sowohl als Persiflage auf<br />

das bürgerliche Interieur wie als Verherrlichung des Krimskrams.<br />

1964 setzt das Palmenmotiv ein. Die Palme, die ein eingängiges<br />

<strong>und</strong> formal einfaches Motiv ist, wird von Kuhn vielfach<br />

abgewandelt <strong>und</strong> gleichsam als sein Markenzeichen<br />

verwendet. Kuhns Palmen stehen dabei für die modernen<br />

Flucht- <strong>und</strong> Traumwelten, für Fernweh <strong>und</strong> die Sehnsucht<br />

nach exotischen Inseln.<br />

Zitat:<br />

«Seine Kraft ist, dass er die Hefe der Phantasie in das dünkelhaft<br />

Stagnierende schmuggelt.»<br />

(Paul Nizon, 1993)<br />

Quellentexte:<br />

– Kunsthaus Zug / Museum Baviera (Hrsg.), Friedrich Kuhn,<br />

Zürich1993<br />

– Bice Curiger / Caroline Kesser / Louis Jent, Friedrich Kuhn<br />

1926–1972. Der Maler als Outlaw, Verlag Scheidegger &<br />

Spiess, Zürich 2008<br />

– www.sikart.ch / Schweizerisches Institut für<br />

Kunstwissenschaft

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