Taxi Times Special 2016 - Kauf
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ELEKTROTAXIS<br />
ELEKTROTAXIS<br />
Der Zoe, dessen Wortlaut<br />
eine Assoziation<br />
zu Zero (Emissionen)<br />
herstellt, steht auf der<br />
gleichen Platt form<br />
wie der Renault Clio<br />
und ist somit nur mit<br />
einer gewissen Kompromissfähigkeit<br />
als <strong>Taxi</strong> einzusetzen. Eine Besonderheit des Franzosen:<br />
Die Batterie ist nur zu mieten, nicht zu kau fen. Dies<br />
ermöglicht einen geringe ren Einstiegspreis. Wenn die<br />
Ladekapazität auf weniger als 75 Prozent des Nennwerts<br />
sinkt, wird der Akku kostenlos bei Renault<br />
ausgetauscht. Das aktuelle Modell wurde im<br />
Frühjahr 2015 zuletzt gelauncht. Die nach<br />
NEFZ-Zyklus angegebene Reichweite beträgt<br />
240 Kilometer, was angesichts einer Akkukapazität<br />
von „nur“ 22 kWh erstaunt.<br />
Dazu eine weitere Besonderheit:<br />
Renault selbst gibt auch „tatsächliche<br />
Reichweiten“ an, und zwar<br />
ca. 170 Kilometer „bei milden<br />
Außentemperaturen“<br />
und ca. 115 Kilometer<br />
„bei kalten Außentemperaturen“.<br />
Seine Höchstgeschwindigkeit<br />
beträgt<br />
135 km/h. Für die Fernfahrt<br />
zum Flughafen<br />
müssen Unternehmer<br />
und Fahrgast auf jeden<br />
Fall einen zeitlichen<br />
Puffer einplanen.<br />
RENAULT ZOE – EHRLICH<br />
BEI DER REICHWEITE<br />
ELEKTROAUTOS<br />
ALS TAXI<br />
Wir zeigen aktuelle Modelle<br />
im Vergleich. Nur zwei von ihnen<br />
können überhaupt als <strong>Taxi</strong><br />
in Deutschland zugelassen<br />
werden.<br />
Von Robert Biegert, Jürgen Hartmann<br />
und Wilfried Hochfeld<br />
VW E-GOLF – ERFAHRUNG AUS<br />
DER ÖLKRISE<br />
Volkswagen hat bereits in den 70er-Jahren – während der<br />
Ölkrise – mit Elektroautos experimentiert. Mit den schweren<br />
Bleiakkus ist aus diesen „CitySTROMern“ nichts geworden.<br />
Elektromobilität ist für VW also kein Neuland. Auch<br />
nicht beim e-Golf. Das ist ein normaler Golf, bei dem ein<br />
paar Komponenten ausgetauscht wurden. Der „Modulare<br />
Quer baukasten“ macht’s möglich. An die Stelle von Verbrenner<br />
und Tank kamen E-Motor, Akku und Steuerelektronik.<br />
Fertig ist der e-Golf für einen Anschaffungspreis von<br />
35 000 Euro. Das Getriebe hat man dringelassen, obwohl<br />
der E-Motor keines braucht. Es hat nur<br />
einen Gang. Auf diese Art kommt<br />
der e-Golf auf ein zulässiges<br />
Gesamtge wicht von<br />
knapp zwei Tonnen.<br />
Das merkt<br />
man vor allem<br />
beim Bremsen.<br />
In Sachen<br />
BMW I3 UND I8 – EINFACH NICHT GEEIGNET<br />
Platz angebot<br />
und Leistung<br />
spielt er in der gleichen<br />
Liga wie der Nissan<br />
Leaf. Bei der Reichweite<br />
(Normwert: 190 Kilometer)<br />
musste er sich von<br />
der jüngsten Generation<br />
des Japa ners überflügeln<br />
las sen. Der Motor<br />
leistet 115 PS, die<br />
Akkukapazi tät beträgt<br />
35,8 kWh. Die Aufladung<br />
an der norma len Steck dose<br />
dau ert 13 Stunden. Die<br />
Möglich keit zum Schnellladen<br />
kostet extra.<br />
NISSAN E-NV200 UND LEAF –<br />
DIE EICHFÄHIGEN<br />
Nissan ist so etwas wie der Marktführer unter<br />
den Elektro-<strong>Taxi</strong>s. Der e-NV200 bietet als<br />
Hoch dachkombi sehr viel Platz für<br />
Passagiere und einen riesigen Kofferraum.<br />
Das spricht zunächst<br />
einmal sehr für seine <strong>Taxi</strong>tauglichkeit.<br />
Die Größe und das Mehrgewicht<br />
im Vergleich zum Leaf<br />
haben aller dings ihren Preis. Der<br />
e-NV200 wird nur mit dem 24-kWh-<br />
Akku angeboten – das reicht hier nur für eine Normreichweite von<br />
170 Kilometern.<br />
Der Leaf – auf dem Markt seit 2010 – ist das meistverkaufte Elektro auto<br />
der Welt. In den ersten beiden Generationen wurde der 109 PS starke<br />
Motor von einem 24-kWh-Akku mit Energie versorgt, inzwischen gibt<br />
es den Leaf in den höheren Ausstattungsvarianten mit einer Batteriekapa<br />
zität von 30 kWh. Die Normreichweite steigt damit auf 250 Kilo meter.<br />
Hier gilt aber – wie bei allen Elektroautos: Die Reichweite in der<br />
Praxis hängt noch stärker als bei Verbrennungsmotoren von den äußeren<br />
Umständen und von der Fahrweise ab. Wenn man eine realistische Vorstellung<br />
von der Reichweite haben will, sollte man bei allen<br />
Modellen ca. 25 Prozent vom Normwert abziehen.<br />
Nissan bie tet beide Modelle mit einem <strong>Taxi</strong>paket<br />
an – und erfüllt damit die Norm für eine<br />
Konformi tätsbewertung beim Eichamt.<br />
TESLA<br />
FAZIT<br />
Vom perfekten Elektro -<strong>Taxi</strong> sind<br />
wir derzeit noch weit entfernt. Hohe<br />
Anschaffungspreise (Tesla), unbefriedigende<br />
Reichweiten und eine noch nicht<br />
weit genug ausgebaute Ladeinfrastruktur<br />
schrecken noch zu sehr ab. Das neue<br />
Eichgesetz, das nur noch solche <strong>Taxi</strong>s<br />
zulässt, die über ein werkseitiges<br />
<strong>Taxi</strong>paket verfügen, verbietet<br />
sogar die Anschaffung der<br />
meisten Modelle.<br />
KIA SOUL EV<br />
Den Kia Soul gibt es schon seit 2008 – als<br />
Ben ziner und Diesel. Im letzten Jahr kam er<br />
als E-Version auf den europäischen Markt. In<br />
eine gängige Fahrzeugkategorie will er nicht<br />
so recht passen. Für einen Kleinwagen ist er<br />
zu groß, für einen Minivan zu klein. Größenmäßig<br />
und von seinem Äußeren her entspricht<br />
er am ehesten dem Skoda Roomster. Sein<br />
110-PS-Elektromotor schafft 145 km/h Spitzengeschwindigkeit.<br />
Sein 277 Kilogramm schwerer<br />
Akku reicht für 212 Kilometer. Er kostet<br />
knapp 31000 Euro. An einer Schuko steckdose<br />
dauert eine Komplettladung bis zu 14 Stunden.<br />
Ähnlich wie ein deutscher Wettbewerber lässt<br />
sich der Soul EV für richtiges Schnellladen<br />
(mit 50 kW) upgraden. Beim Soul geht das<br />
ohne Aufpreis. Damit ist eine 80-Prozent-<br />
Ladung in einer halben Stunde möglich. Wenn<br />
jetzt bald die nötige Schnelllade infrastruktur<br />
geschaffen wird, kann der „süd koreanische<br />
Würfel“ im Schicht betrieb eingesetzt werden.<br />
Der Kia Soul ist ein Gegenentwurf zum „runderen“<br />
Leaf, vom Platzangebot her allerdings<br />
durchaus vergleich bar. Seine ziemlich<br />
komplette Ausstattung bei anständigen<br />
Fahrleistungen macht den<br />
Koreaner zu einem ech ten<br />
Schnäppchen gegen über<br />
deutschen E-Autos.<br />
Die abgesoftete Hintergrundfarbe dieses Beitrags ist kein Feh ler<br />
unserer Grafikerin, sondern soll visuell verdeutlichen, dass<br />
etliche Strommodelle mit den Anforderungen an ein <strong>Taxi</strong> nicht in<br />
Einklang zu bringen sind. Ein typisches Beispiel dafür ist BMW.<br />
Nach dem Sportwagen i8 zu schielen, hat von vornherein keinen<br />
Sinn. Abgesehen davon, dass im Vergleich zu diesem Sportwagen<br />
sogar der Tesla ein Schnäppchen ist, fehlt dem i8<br />
mindestens eine Tür auf der rechten Seite, um den<br />
Vorschriften der BOKraft wenigstens den Buchstaben<br />
nach Ge nüge zu tun.<br />
Beim i3 handelt es sich zumin dest auf dem<br />
Papier um einen Fünftürer. In<br />
der Praxis allerdings<br />
wären die hinteren<br />
Einstiegsluken keinem Fahrgast zuzumuten, weshalb BMW sie<br />
gleich so konzipiert hat, dass sie nur gemeinsam mit den Vordertüren<br />
aufgehen. Auch der Kofferraum unter der Motorhaube<br />
verdient kaum seinen Namen. Die Antriebstechnik steckt im<br />
Unterboden. Deshalb ist der i3 so SUV-mäßig hoch.<br />
Der i3, der von Autozeitschriften so gerne als tech nischer<br />
Leckerbissen mit hohem ökologischen Anspruch<br />
beschrieben wird, ist einfach kein <strong>Taxi</strong>. BMW will<br />
sowieso keine <strong>Taxi</strong>s verkaufen. Vor vielen Jahren schon<br />
hat der bayerische Autohersteller sein Engagement<br />
im <strong>Taxi</strong>gewerbe ein gestellt.<br />
Die Begründung: Wir<br />
passen nicht zum Image.<br />
FOTOS: BMW, Kia. Nissan, Renault, Tesla, VW<br />
Reichweitensorgen wie<br />
alle an deren vorgestellten<br />
Elektro autos bereitet das Model S von Tesla nicht. Ein Beispiel:<br />
Beim derzeit einzigen Tesla-<strong>Taxi</strong> in München reicht eine Akkuladung<br />
auch nach 160 000 Kilometern noch für eine Reichweite<br />
von 360 Kilometern. Das heißt: Die Batteriekapazität<br />
liegt jetzt noch bei 85 Prozent im Vergleich zum Neuzustand.<br />
Außerdem stehen Tesla-Fahrern entlang vieler Fernstraßen<br />
her stellereigene „Supercharger“ kostenlos zur Verfügung,<br />
wenn’s während einer Langstreckenfahrt mal nötig wird,<br />
innerhalb von 20 Minuten Strom für 200 Kilometer „nachzutanken“.<br />
Die größten Nachteile dieses Modells für <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
sind der enorm hohe Anschaffungspreis und die<br />
Unwäg barkeiten, was den Restwert beim Weiterverkauf angeht.<br />
Ähnliches dürfte für das Model X gelten, dass in diesem<br />
Sommer auf deutschen Straßen auftauchen wird.<br />
Mit dem jüngst vorgestell ten Model 3<br />
besetzt Tesla in Zukunft auch die<br />
Mittel klasse. Bis zur Auslieferung<br />
der ersten Exemplare<br />
in Deutschland<br />
dürfte es allerdings<br />
2018<br />
werden.<br />
18 SEPTEMBER / <strong>2016</strong> TAXI<br />
TAXI SEPTEMBER / <strong>2016</strong><br />
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