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Medizin & Geschichte<br />
Cholera ist nach wie vor weltweit <strong>aktiv</strong><br />
Erkrankung erfordert in Deutschland Quarantänemaßnahmen<br />
Robert Koch (dritter von rechts) auf seiner<br />
Cholera-Forschungsexpedition in Ägypten im<br />
Jahre 1884, ein Jahr nachdem er V. cholerae<br />
identifizierte.<br />
Foto: Wikipedia<br />
Die Cholera, eine durch Vibrio cholerae<br />
Bakterien hervorgerufene Durchfallerkrankung,<br />
ist bereits seit dem 5. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
vor Christi bekannt, damals<br />
dokumentiert im indischen Gangestal.<br />
Sie tritt auch heute noch auf, verursacht<br />
durch verunreinigtes Trinkwasser. Unbehandelt<br />
kann sie immer noch tödlich<br />
enden, da der Körper täglich viele Liter<br />
Wasser verliert <strong>und</strong> somit austrocknet.<br />
Ein Nierenversagen kann die Folge<br />
sein. Eine verstärkte Flüssigkeitszufuhr,<br />
auch durch Infusionen, sowie eine<br />
begleitende Antibiotika-Gabe sind zur<br />
Behandlung notwendig. Die Verbreitung<br />
bis Europa begann erst im 19.Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Die ersten bekannten Fälle in<br />
Deutschland traten 1831/32 auf. Das<br />
og. Bakterium wurde bereits im Jahr<br />
1854 durch den italienischen Arzt Filippo<br />
Pacini entdeckt, dies wurde aber durch<br />
die medizinische Fachwelt weitgehend<br />
ignoriert, denn die Vorstellung, dass Mikroorganismen<br />
Krankheiten auslösen<br />
sollten, schien absurd. Damals schrieb<br />
man „Miasmen“, aufsteigenden Dämpfen<br />
aus dem Boden, die Ursachen zu.<br />
1854 erbrachte der englische Arzt John<br />
Snow den Nachweis, dass die Choleraepidemie<br />
in London, Stadtteil Soho,<br />
mit verunreinigtem Wasser in Zusammenhang<br />
stand.<br />
Die gleiche Beobachtung machte Robert<br />
Koch in Indien 1883. Hier stellte er fest,<br />
dass in kleinen Dörfern, die an Teichen<br />
lagen, gleichzeitig das Trinkwasser zum<br />
Baden, Wäschewaschen <strong>und</strong> Trinken<br />
genutzt wurde. Die an den Teichen gelegenen<br />
Latrinen bestärkten ihn in seinem<br />
Cholerabakterien im Elektronenmikroskop.<br />
Foto: Wikipedia<br />
Verdacht. Bereits ein Jahr später konnte<br />
Koch das Cholera-Bakterium isolieren,<br />
<strong>und</strong> dieses Mal hatte die Fachwelt keine<br />
Zweifel mehr. Die letzte große Epidemie<br />
gab es 1893 in Hamburg, möglicherweise<br />
eingeschleppt durch russische<br />
Auswanderer, die nach antisemitischen<br />
Pogromen durch die Stadt kamen. Koch<br />
wurde nach Hamburg geschickt <strong>und</strong> soll<br />
den Satz geäußert haben “Ich vergesse,<br />
dass ich in Europa bin!“ Ein Großteil der<br />
Bevölkerung lebte in unvorstellbarem<br />
Schmutz <strong>und</strong> Armut.<br />
Die Krankheit ist nach wie vor weltweit<br />
<strong>aktiv</strong>. Hier nur einige Beispiele aus<br />
den letzten zehn Jahren: 2008 im Irak,<br />
Simbabwe <strong>und</strong> Südafrika, im Oktober<br />
20<strong>10</strong> nach der Erdbebenkatastrophe in<br />
Haiti (2012 erneut), im Juni 2011 verzeichnete<br />
die Ukraine 14 Fälle, Kuba<br />
2012/2013, in Sierra Leone ebenfalls<br />
2012 <strong>und</strong> 2013 Mexiko. In Deutschland<br />
wurde zuletzt 2013 ein einzelner Fall gemeldet.<br />
In der Regel infiziert man sich<br />
auf Auslandsreisen vor allem in Südostasien,<br />
Afrika <strong>und</strong> Südamerika. Daher<br />
sind Hygieneschutzmaßnahmen empfehlenswert,<br />
wie z.B. niemals unbehandeltes<br />
Wasser trinken, dieses auch nicht<br />
zum Zähneputzen benutzen, Obst <strong>und</strong><br />
Gemüse nur geschält oder gekocht verzehren,<br />
Hände waschen lieber einmal<br />
zu viel als zu wenig.<br />
Eine Cholera-Impfung ist heute möglich,<br />
hierbei handelt es sich um eine<br />
Schluckimpfung mit etwa 2-jähriger Wirkung,<br />
danach sollte aufgefrischt werden.<br />
Diese Impfung bietet allerdings nur eine<br />
neunzigprozentige Sicherheit gegen einen<br />
der zwei bekannten Erreger.<br />
Die Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig<br />
<strong>und</strong> erfordert bei den Betroffenen<br />
Quarantänemaßnahmen (Isolierung).<br />
Ihre Redaktion<br />
6 I ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>aktiv</strong> I November/Dezember 2016 Sonderveröffentlichung