ECHO Karriere 2016
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zeigt, ihr der Nutzen des Lernens nicht unmittelbar<br />
sichtbar ist und die sie fördernde Motivation<br />
und Angebotsstruktur mangelhaft ist. Ein Zustand,<br />
der sowohl für den Wirtschaftsstandort, die demokratiepolitische<br />
Reife der Gesellschaft als auch für<br />
ein gelingendes Zusammenleben aller Bürger eine<br />
ernstzunehmende Entwicklung darstellt.<br />
Wie ließe sich dagegen angehen?<br />
Laut unserer Studie gibt es in der Angebotsstruktur<br />
weiße Flecken bei Basisbildung in Landeck, beim<br />
Pflichtschulabschluss in den Bezirken Lienz, Landeck,<br />
Reutte, Imst und Schwaz. Im Hinblick auf eine<br />
ernstzunehmende Fachkräfteoffensive fehlen Vorbereitungskurse<br />
auf Lehrabschlussprüfungen im technischen<br />
Bereich in Imst, Landeck, Reutte, Kitzbühel.<br />
Es fehlen somit lokale und regionale Lernzugänge.<br />
Im Zentralraum Innsbruck und Umgebung und in<br />
Kufstein ist die Versorgung ausreichend. Das Weiterbildungsangebot<br />
der 254 Anbieter in Tirol entsteht<br />
auf Basis der institutionellen und betriebswirtschaftlichen<br />
Ziele. Es fehlt eine „Dachstrategie“ des Landes<br />
Tirol nach Zielgruppen und Regionen. Es gibt<br />
derzeit auch keine Zusammenführung verschiedener<br />
Erwachsenenbildungseinrichtungen un ter einem<br />
Gesamtjahresthema. Das Land Tirol könnte etwa in<br />
Kooperation mit dem Verein Erwachsenenbildung<br />
Tirol in Ein- oder Zweijahresabständen Bildungsschwerpunkte<br />
definieren, ob nun in Ausrichtung<br />
nach Schlüsselkompetenzen oder in bestimmten<br />
Fachbereichen wie Gesundheit und Ernährung, IT<br />
oder Materialwissenschaften. Auch Forschungsthemen<br />
der Hochschulen in Tirol, wo diese eine Exzellenz<br />
haben, könnten als Schwerpunkt für die Weiterbildung<br />
gesetzt werden.<br />
Wo sehen Sie die Hürden bei der Entwicklung einer gemeinsamen<br />
Vorgangsweise?<br />
Die Weiterbildungsanbieter agieren in den Bezirken<br />
konkurrenzorientiert und wenig abgestimmt.<br />
Die Tiroler Regionen sind unterschiedlich mit Bildungsangeboten<br />
versorgt. Doppelgleisigkeiten, wo<br />
Kosten bei den Sozialpartnern, beziehungsweise<br />
deren Bildungseinrichtungen entstanden, wurden<br />
jahrelang aufrechterhalten. Ziel muss eine verstärkte<br />
Kooperation und Vernetzung der regionalen Tiroler<br />
Erwachsenenbildungsanbieter sein. Ich schlage<br />
die Entwicklung einer Modellregion vor, um durch<br />
eine bessere Abstimmung die Bildungsteilnahme<br />
in den Regionen zu erhöhen. Tirol benötigt einen<br />
Zielkatalog für die allgemeine und berufliche Weiterbildung<br />
und eine kohärente Strategie. Außerdem<br />
ist die Informationsbasis über die Finanzierung der<br />
Erwin Zangerl regt die Schaffung eines Beirats für Lebenslanges Lernen in Tirol an.<br />
Weiterbildung in Tirol wenig transparent: Mittel für<br />
Projekte, Infrastruktur, Individualförderungen und<br />
Subventionen für den öffentlichen Bildungsauftrag<br />
werden in der Öffentlichkeitsarbeit ständig vermischt<br />
und addiert. Eine weitere Hürde für die Entwicklung<br />
einer systematischen Strategie hängt damit zusammen,<br />
dass es keinen Ort der Begegnung gibt, an<br />
dem sich die öffentliche Verwaltung im konstruktiven<br />
Dialog mit den Sozialpartnern hinsichtlich der Planung<br />
der strategischen Zielsetzungen konfrontieren<br />
könnte, um die jeweiligen Maßnahmenbereiche zu<br />
vereinbaren. Ein Lösungsansatz wäre die Installierung<br />
eines Beirats beziehungsweise Rats für Lebenslanges<br />
Lernen.<br />
Nur 21 Prozent der jungen Erwachsenen haben in Österreich<br />
einen höheren Abschluss erreicht als ihre Eltern.<br />
Dies ist einer der niedrigsten Werte der OECD-Länder.<br />
Wie könnte man das verbessern?<br />
Mitverantwortlich für diese Situation ist die fehlende<br />
Studienförderung gerade für Kinder in Arbeitnehmerfamilien.<br />
Hier muss das Budget vom Bund<br />
erhöht und die Einkommensberechnungen arbeitnehmerfreundlicher<br />
gestaltet werden. Der Forderung<br />
der AK Tirol, das Höchstalter bei Förderungen hinaufzusetzen,<br />
wurde bei den Schülern Folge geleistet.<br />
Bei den Stipendien wurde unsere Forderung noch<br />
nicht umgesetzt, obwohl die persönlichen finanziellen<br />
Verpflichtungen für viele Studieninteressierte<br />
eine unüberwindbare Hürde sind. Gerade für sie ist<br />
der Ausbau der Fachhochschulen mit ihrem umfangreichen<br />
berufsbegleitenden Studienangebot von<br />
großem Interesse.<br />
Interview: Marian Kröll<br />
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