B&C_JAHRESBERICHT_2015_web
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
B & C | JAHRBUCH <strong>2015</strong><br />
HAUSVERSTAND<br />
UND<br />
VON<br />
HERBERT ORTNER<br />
BAUCHGEFÜHL<br />
Welche Veränderungen bringt die Digitalisierung für betriebliche Organisationsformen<br />
und die Führungsarbeit in Industrieunternehmen? Sind höchstmögliche<br />
Standardisierung und Zentralisierung die Antwort auf die Herausforderungen des<br />
Komplexitätsmanagements? „Ja und nein“, meint Herbert Ortner, Vorstandsvorsitzender<br />
des Kranherstellers PALFINGER.<br />
Ich werde oft gefragt, was ich von<br />
„Industrie 4.0“ halte, wie ich mit dem<br />
Thema „Big Data“ umgehe, welche<br />
Chancen aus meiner Sicht das „Internet<br />
der Dinge“ bietet, ob bei PALFINGER<br />
vollautomatisierte Industrieroboter<br />
zum Einsatz kommen und welche<br />
Produktkomponenten bei uns bereits<br />
von 3D-Druckern erzeugt werden.<br />
Das sind alles sehr spannende Fragen,<br />
die ich höchst interessant finde und<br />
über die ich gerne diskutiere. Allerdings:<br />
Erwarten Sie bitte keine spektakulären<br />
Geschichten von mir. Ich<br />
arbeite in einem Industrieunternehmen,<br />
für das permanentes Optimieren und<br />
Digitalisieren von Fertigungsprozessen<br />
seit jeher Teil der Wertschöpfungsstrategie<br />
ist. Dabei geht es nicht um<br />
Sensationen und „Big Bang“-Ereignisse,<br />
sondern um die solide, rasche und<br />
kontinuierliche Weiterentwicklung von<br />
Produkten, Services und Prozessen im<br />
Sinne des Kundennutzens. Digitalisierung<br />
und industrieller Fortschritt sind<br />
da nichts Besonderes, sondern etwas<br />
Selbstverständliches. Neu ist nur das<br />
Tempo, mit dem die Digitalisierung<br />
jetzt in die Industriewelt einbricht.<br />
MEILENSTEINE<br />
FÜR UNSERE KUNDEN<br />
So bemerkenswert ich die Möglichkeiten<br />
des Einsatzes von Robotern in<br />
der industriellen Fertigung finde und<br />
so sehr mich das Geschäftsmodell von<br />
Vorzeigeunternehmen wie Tesla beeindruckt<br />
– am faszinierendsten finde<br />
ich immer noch die Entwicklungen,<br />
die in unserem eigenen Unternehmen<br />
möglich sind. 2014 haben wir zum<br />
Beispiel einen Kran vorgestellt, der<br />
sich automatisch – praktisch per<br />
Knopfdruck auf die Fernsteuerung<br />
– in Bewegung setzt und wieder<br />
zusammenfaltet. Früher musste man<br />
dafür mindestens sechs oder sieben<br />
Stellhebel von Hand betätigen.<br />
Das mag – von außen betrachtet – nicht<br />
in die Kategorie „highly sophisticated“<br />
fallen, aber es war ein technologischer<br />
Meilenstein, den wir zum Nutzen<br />
unserer Kunden erreicht haben. Mit<br />
diesem automatisierten Kran können<br />
wir die Sicherheit in der Bedienung<br />
und die Produktivität um ein Vielfaches<br />
erhöhen. Das ist in einem<br />
Umfeld, in dem unter teils extremen<br />
Bedingungen gearbeitet wird und<br />
wo der Arbeitnehmerschutz höchste<br />
Priorität hat, nicht unerheblich.<br />
Damit will ich auch klarmachen, dass<br />
wir bei PALFINGER in der Ausstattung<br />
unserer Produkte mit digitalen<br />
Services und deren Vernetzung mit<br />
Plattformen mehr Potenzial sehen als<br />
in der Digitalisierung der Produktion<br />
unter dem Stichwort „Industrie 4.0“.<br />
17