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02/2017

Fritz + Fränzi

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Dossier<br />

Aufwachen ein.» Im Alphazustand<br />

wird der Balken, welcher linke und<br />

rechte Gehirnhälfte verbindet,<br />

durchlässiger für Informationen.<br />

Die linke Gehirnhälfte ist laut Wissenschaft<br />

eher zuständig für die<br />

logischen, sich wiederholenden Prozesse<br />

und beherrscht die Konzentration<br />

aufs Detail, die rechte hat<br />

eine überschauende Funktion. Der<br />

Alphazustand lässt uns von den spezifischen<br />

Arbeitsweisen beider Ge ­<br />

hirnhälften profitieren. Stressreduziertes<br />

Lernen soll Schülern helfen,<br />

sich in diesen Zu stand zu versetzen.<br />

«Die meisten Schüler atmen<br />

falsch»<br />

Zum Beispiel mit Entspannungsmusik.<br />

Dabei legen die Schüler den<br />

Kopf auf den Tisch, die Lehrerin gibt<br />

An weisungen zur Atmung, nimmt<br />

die Klasse mit auf eine Fantasiereise,<br />

erzählt vom Meeresrauschen am<br />

Strand. Diese Übung sei vor Prüfungen<br />

sinnvoll, sagt Meier, aber es empfehle<br />

sich auch, in der Schule den<br />

Tag damit zu beginnen. Selbst die<br />

Quirligsten kämen so zur Ruhe.<br />

«Die meisten Schüler atmen<br />

falsch», weiss er auch. Verbreitet sei<br />

der Irrglaube, tiefes Einatmen trage<br />

zur Entspannung bei. «Das Gegenteil<br />

ist der Fall», sagt Meier, beim<br />

Herunterfahren gehe es um tiefes<br />

Ausatmen. Das will gelernt sein.<br />

Meier plädiert dafür, Entspannungstechniken<br />

in den Alltag einzubauen,<br />

denn sie gelingen nur durch Üben.<br />

Etwa innerliches Rückwärtszählen:<br />

Neulinge fangen bei 30 an, Geübte<br />

bei 15, um sich zu beruhigen.<br />

Mit dem Daumen in der Luft eine<br />

Acht nachzeichnen, von links nach<br />

rechts, dann umgekehrt – auch das<br />

ist eine von Meiers Kurzübungen,<br />

welche die Konzentration auf eine<br />

einzige Sache und so die Entspannung<br />

fördern. «Vor Prüfungen helfen<br />

sie, gelassener an die Sache zu<br />

gehen», sagt Meier. Er habe seine<br />

Schüler stets ermutigt, sich beim<br />

Test ein paar Minuten für Entspannungstechniken<br />

zu nehmen. «Das<br />

ist keine verlorene Zeit, es zahlt sich<br />

zehnfach aus, wenn man so gar nicht<br />

erst ins Haspeln gerät.»<br />

SRL vermittelt auch Techniken,<br />

Gelerntes besser abrufen zu können;<br />

etwa mithilfe von Visualisierungen.<br />

Ein Beispiel: Lehrpersonen lassen<br />

Schüler zu Prüfungsthemen Mindmaps<br />

erstellen und fordern sie am<br />

Prüfungstag auf, sich diese in Erinnerung<br />

zu rufen. So holen die Schüler<br />

gedanklich wieder hervor, was sie<br />

sich bereits einmal notiert haben.<br />

Das sei ein wirksamer Trick, um<br />

Blackouts vorzubeugen, sagt Meier.<br />

Eine weitere Baustelle im Kampf<br />

gegen Stress und Nervosität ist die<br />

emotionale Negativspirale, in die<br />

Schüler vor einem Test oft geraten.<br />

«Erwachsene kennen das auch», sagt<br />

Meier, «wir malen uns am Morgen<br />

aus, wie schlecht das Gespräch mit<br />

dem Vorgesetzten laufen wird, und<br />

stellen am Abend erleichtert fest,<br />

dass alles halb so wild war. Diese<br />

Erkenntnis sollten wir verinnerlichen<br />

– und beim nächsten Mal als<br />

Wegweiser abrufen.»<br />

Vom Leistungssport lernen<br />

Wer sich das Versagen einrede, müsse<br />

damit rechnen, dass es auch eintrete.<br />

«Umgekehrt», sagt Meier, «lässt<br />

sich Erfolg durch positives Denken<br />

ein Stück weit programmieren.» Der<br />

Lernforscher arbeitet dafür mit Affirmationen,<br />

positiven Bildern und<br />

Glaubenssätzen, die Schülern helfen,<br />

mit mehr Zuversicht an die Prüfungssituation<br />

heranzutreten.<br />

Diese Art mentales Training sei<br />

im Leistungssport gang und gäbe,<br />

sagt Meier. So spielten etwa Skispringer<br />

ihren Absprung zunächst<br />

in Gedanken durch, und Messgeräte<br />

hätten ergeben, dass diese Visualisierungen<br />

körperlich spürbar seien:<br />

Die Muskeln führten exakt die Be ­<br />

wegungen aus, die sie später beim<br />

Absprung vollzögen. «Was im Sport<br />

üblich ist», findet Meier, «sollte endlich<br />

auch in der Schule ankommen.»<br />

Mehr Infos auf: www.e-f-l.net<br />

Im nächsten Heft:<br />

Richtig streiten<br />

Bilder: Caterina Sansone / plainpicture, iStockphoto<br />

Hausaufgaben, Handykonsum, Drogen: Was bringt<br />

Eltern in Rage? Worüber streiten sie mit ihren<br />

Kindern? Und wie streitet man richtig? Drei Familien<br />

berichten. Und der Experte weiss Rat, wie sich<br />

Konflikte vermeiden lassen. In der März-Ausgabe.<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

Februar <strong>2017</strong>29

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