02/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
«Sie können sich gut anpassen.» Die<br />
obere Frontreihe sei kein Problem,<br />
bei der unteren Frontreihe könne es<br />
vorkommen, dass ein Kind lisple.<br />
«Bei einer Spange setzen wir deshalb<br />
manchmal einen Ersatzzahn ein.»<br />
Sind Milchzähne jedoch verschoben,<br />
muss man sofort zum Zahnarzt,<br />
damit der Zahn an seine Position<br />
zurückgeschoben werden kann,<br />
so Hubertus van Waes. «Dies ist nur<br />
gleichentags möglich.» Hat ein Kind<br />
starke Schmerzen oder kann nicht<br />
mehr beissen, gilt das ebenfalls.<br />
Zahnunfälle seien immer der Versicherung<br />
zu melden, betont van<br />
Waes, denn Folgeschäden sehe man<br />
oft erst Jahre später. «Die obligatorische<br />
Grundversicherung deckt bei<br />
Kindern die entstehenden Kosten.»<br />
Kinder und Jugendliche<br />
gut überwachen<br />
Zahnverletzungen selber bluten<br />
kaum. Wird aber die Zunge oder die<br />
Lippe verletzt, blutet es stark. Die<br />
Wunden müssen mit Kompressen<br />
oder sauberen Tüchern bedeckt und<br />
komprimiert werden. Brüche der<br />
Mittelgesichtsknochen sind laut Professor<br />
Martin Rücker, Direktor der<br />
Klinik für Mund-, Kiefer- und<br />
Gesichtschirurgie am Universitätsspital<br />
Zürich, bei Kindern selten.<br />
«Die Knochenhaut ist dicker und der<br />
Knochen noch weicher.» Beim Sturz<br />
aufs Kinn, was häufig bei Velo-, Roller-<br />
oder Rollschuhunfällen passiere,<br />
könne aber durchaus zum Beispiel<br />
der Gelenkfortsatz des Unterkiefers<br />
brechen.<br />
Abhängig vom Bruchverlauf<br />
kommt eine konservative – in erster<br />
Linie mit weichem Essen entlastende<br />
– oder eine operative Behandlung<br />
in Frage. Endoskopisch unterstützte<br />
Techniken erlauben hier Operationen<br />
ohne äusserlich sichtbare Narben.<br />
«Je früher ein solcher Bruch<br />
operativ versorgt wird, desto besser»,<br />
sagt Martin Rücker.<br />
Der leitende Arzt der Klinik,<br />
Harald Essig, erklärt, dass sie in diesem<br />
Bereich mit computerassistierter<br />
Chirurgie arbeiteten. So könne<br />
er die Operation simulieren und<br />
Implantate massanfertigen. «Fehlt<br />
ein Zahn, kann er zunächst provisorisch<br />
und dann nach Abschluss des<br />
Wachstums definitiv ersetzt werden<br />
– also bei Mädchen allerfrühestens<br />
mit etwa 16 Jahren, bei Jungen zwei<br />
Jahre später.» Kieferchirurg Rücker<br />
empfiehlt, alle Kinder mit Verletzungen<br />
im Mundbereich auch hinsichtlich<br />
eines Schädel-Hirn-Traumas<br />
zu überwachen und je nach<br />
Sturz abzuklären, ob die Halswirbelsäule<br />
verletzt sei. Und: «Bei offenen<br />
Wunden braucht es eine Impfung<br />
gegen Wundstarrkrampf.»<br />
Wo Gefahren lauern<br />
Als Risikosportarten nennt Rücker<br />
zuerst Fussball. «Es ist eine häufige<br />
Sportart, man bekommt schnell einmal<br />
einen Ellbogen ins Gesicht.»<br />
Ebenfalls weit oben rangieren Pferdeunfälle.<br />
Harald Essig erklärt:<br />
«Wenn Pferde den Kopf schnell drehen,<br />
kann dies sehr heftig sein.»<br />
Risikobehaftet sind auch Eishockey,<br />
Boxen, Mountainbiken oder «aggressive»<br />
Mannschftssportarten wie<br />
Rugby. «Bei diesen Sportarten tragen<br />
heute aber alle einen Schutz», sagt<br />
Harald Essig. «Idealerweise wird<br />
dieser individuell von einem Spezialisten<br />
angepasst.»<br />
Doch Zahnarzt van Waes und die<br />
beiden Kiefer chirurgen relativieren<br />
diese Gefahren, denn die meisten<br />
Zahnunfälle passieren im normalen<br />
Alltag.<br />
Petra Seeburger<br />
ist Intensivpflegefachfrau, Journalistin und<br />
Kommunikationsspezialistin. Sie arbeitet<br />
seit über 30 Jahren im Gesundheitswesen.<br />
Herausgeschlagene Zähne<br />
muss man in Milch oder<br />
Speichel transportieren.<br />
Was zu tun ist …<br />
… bei Unfällen mit bleibenden Zähnen<br />
Abgebrochene Zähne: Je mehr abgebrochen ist,<br />
desto dringender die Behandlung.<br />
Gelockerte Zähne: Behandlung dringend, der<br />
Zahn muss eventuell fixiert werden.<br />
Verschobene Zähne: Behandlung dringend, der<br />
Zahn sollte an seinen Platz gerückt werden.<br />
Hineingeschlagene Zähne: Dringende<br />
Behandlung, den Zahn an seine Position<br />
zurückbringen.<br />
Herausgeschlagene Zähne: Sofort zum Zahnarzt!<br />
Dort wenn möglich Zahn replantieren. Zahn am<br />
besten in einer Zahnrettungsbox in Milch oder<br />
Speichel transportieren. Zahn bei sichtbarer<br />
Verschmutzung kurz unter fliessendem Wasser<br />
abspülen, auf keinen Fall abreiben.<br />
… bei Unfällen mit Milchzähnen<br />
Abgebrochene Zähne: Innert Tagen zum Zahnarzt.<br />
Gelockerte Zähne: Behandlung ist nicht dringend.<br />
Verschobene Zähne: Möglichst sofort zum<br />
Zahnarzt, damit der Zahn wieder an seinen Platz<br />
gedrückt werden kann.<br />
Herausgeschlagene Zähne: Ausgeschlagene<br />
Milchzähne werden nicht replantiert, innert Tagen<br />
zum Zahnarzt gehen.<br />
Hineingeschlagene Zähne: Behandlung ist selten<br />
nötig, aber Zahnarzt informieren wegen hohem<br />
Folgeschäden-Risiko für bleibenden Zahn!<br />
… in jedem Fall<br />
Jeden Zahnunfall sofort dem Zahnarzt melden.<br />
– Was ist passiert, wann, wie, wo?<br />
– Alter des Kindes?<br />
– Milch- oder bleibende Zähne betroffen?<br />
Zahnunfälle immer der Versicherung melden!<br />
Auch Bagatellunfälle können Komplikationen<br />
nach sich ziehen.<br />
Quelle und weitere Informationen:<br />
www.dent.uzh.ch > Für Patienten > Downloads ><br />
Merkblätter – Schulzahnpflege – Kinder ><br />
Zahnunfälle<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
Februar <strong>2017</strong>63