02/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Stiftung Elternsein<br />
Ein gefährliches Vorbild für Populisten<br />
Ellen Ringier über US-Präsident Donald Trump und die Folgen seiner Politik.<br />
Bild: Vera Hartmann / 13 Photo<br />
Dr. Ellen Ringier präsidiert<br />
die Stiftung Elternsein.<br />
Sie ist Mutter zweier Töchter.<br />
Hätte ich Kinder im «erziehungsfähigen<br />
Alter» (meine sind bald 24 und 26 Jahre<br />
alt), glauben Sie mir, ich hätte die grösste<br />
Mühe, ihnen zu erklären, warum ein<br />
Mann, der nicht nur alle gängigen Regeln<br />
eines friedlichen Zusammenlebens mit<br />
Bedacht verletzt, sondern dem freien Handel,<br />
dem freien Personenverkehr eine<br />
Ende machen will, Präsident des mächtigsten<br />
Landes der Welt werden konnte!<br />
Donald Trump hat Frauen, Behinderte,<br />
Mexikaner, Muslime und Journalisten beleidigt und ist<br />
dennoch oder gerade deswegen Präsident der USA<br />
geworden! Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er mit<br />
diesen Pauschalverunglimpfungen, mit dem Schüren<br />
von Ängsten, mit der Emotionalisierung eines jeden<br />
Sachverhalts, mit reinem Populismus ungestraft davonkommen,<br />
geschweige denn gewählt würde!<br />
Populistisch, so die Definition, ist eine Politik, die<br />
mit scheinbar einfachen Lösungen die Gunst der Bevölkerung<br />
zu gewinnen versucht. Dabei stützt sich der<br />
Populismus auf Ressentiments, häufig auf Fremdenfeindlichkeit.<br />
Eine der beliebten politischen Forderungen<br />
von Populisten lautet: Um Arbeitslosigkeit abzuwehren,<br />
dürfen keine Ausländer mehr ins Land oder<br />
sind Ausländer aus dem Land auszuweisen. Damit lassen<br />
sich alle die Menschen mobilisieren, die – aus welchen<br />
Gründen auch immer – um ihre Arbeit fürchten.<br />
Dabei spielt es dem Populisten keine Rolle, dass die<br />
Wirtschaft ohne Ausländer zusammenbrechen würde …<br />
«Grenze zu, Ausländer raus = Arbeitsplatzsicherung<br />
des Inländers!» Als ob es Globalisierung, Digitalisierung<br />
und andere Entwicklungen nicht gäbe, die für die<br />
Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht werden können!<br />
«Willkürlich ausgewählte Feindbilder für aktuelle<br />
Situationen und gesellschaftliche Probleme verantwortlich<br />
zu machen, verschafft ein stellvertretendes Ventil<br />
und sorgt für politisch gewollte Radikalisierungen. Die<br />
Folgen sind Hass, Gewalt und Vernichtung», so zu lesen<br />
in einer Kolumne eines Freundes aus Österreich.<br />
In Europa stehen in diesem Jahr wichtige Wahlen an,<br />
und es machen sich in zahlreichen Ländern Populisten<br />
ans Werk, die ihrem Volk mit radikal einfachen Lösun-<br />
gen auf Kosten von Minderheiten, wie Grenzschliessungen,<br />
Feindbilder zum Abschuss freigeben. Bloss keine<br />
differenzierten Angebote, die der Gesellschaft etwas<br />
abverlangen könnten! Die Erziehungsmaxime, dass man<br />
etwas leisten muss, um etwas zu bekommen («Es gibt<br />
nichts Gutes, ausser man tut es!»), kommt mir angesichts<br />
mancher grossmundiger Wahlversprechen reichlich<br />
antiquiert vor …<br />
Unsere jungen Erwachsenen werden im angebrochenen<br />
Jahr in wichtigen, richtungsweisenden politischen<br />
Fragen zur Urne gerufen.Werden sie sich dann daran<br />
erinnern,<br />
• dass unser Wohlstand auf offenen Grenzen beruht und<br />
dass eine wachsende Wirtschaft auf freien Personenund<br />
Warenverkehr angewiesen ist,<br />
• dass unsere Vorfahren jahrhundertelang für die Freiheiten<br />
von heute gekämpft haben, dass Hektoliter von<br />
Blut junger Männer auf den Schlachtfeldern Europas<br />
vergossen wurden, um religiöse und politische Diktate<br />
zu beseitigen,<br />
• dass die multilateralen Verträge, mithin die garantierte<br />
Handels-, die Niederlassungsfreiheit unserem Kontinent<br />
mit einigen wenigen Ausnahmen immerhin 70<br />
Jahre Frieden gebracht haben und vor allem<br />
• dass das Schüren von Emotionen und Angst, den<br />
schlechtesten Ratgebern überhaupt, zu Hass und<br />
Gewalt und in letzter Konsequenz gar zu Vernichtung<br />
führen kann?<br />
Haben wir Eltern, die wir eine Generation des ungebrochenen<br />
Konsums sind, unsere Jugend auf härtere Zeiten,<br />
wie sie unsere Eltern und Grosseltern kannten, vorbereitet?<br />
Oder wird die junge Generation, auf einen ungebrochenen<br />
Konsum fixiert, zwangsweise den Versprechen<br />
der Populisten erliegen müssen?<br />
STIFTUNG ELTERNSEIN<br />
«Eltern werden ist nicht schwer,<br />
Eltern sein dagegen sehr.» Frei nach Wilhelm Busch<br />
Oft fühlen sich Eltern alleingelassen in ihren Unsicherheiten,<br />
Fragen, Sorgen. Hier setzt die Stiftung Elternsein an. Sie<br />
richtet sich an Eltern von schulpflichtigen Kindern und<br />
Jugendlichen. Sie fördert den Dialog zwischen Eltern,<br />
Kindern, Lehrern und die Vernetzung der eltern- und<br />
erziehungsrelevanten Organisationen in der deutschsprachigen<br />
Schweiz. Die Stiftung Elternsein gibt das Schweizer<br />
ElternMagazin Fritz+Fränzi heraus. www.elternsein.ch<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
Februar <strong>2017</strong>49