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Ferienmagazin Deutschland 2017

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Luther überall<br />

Der 31. Oktober 1517, der Tag, an dem<br />

Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen<br />

gegen den Missbrauch des Ablasshandels<br />

und somit auch gegen die katholische<br />

Kirche verfasste, symbolisiert bis heute<br />

den Beginn der Reformation. <strong>2017</strong> jährt<br />

sich dieses Ereignis zum 500. Mal. Grund<br />

genug, das Reformationsjubiläum zu feiern<br />

– und das geschieht in vielen Orten und<br />

Regionen <strong>Deutschland</strong>s ausgiebig<br />

Luthers Geburtshaus, Eisleben<br />

Martin Luther – Leben und Wirken<br />

Martin Luther wurde am 10. November<br />

1483 als Sohn des Bauern, Mineneigners und<br />

späteren Ratsherrn Hans Luder und dessen<br />

Ehefrau Margarete als zweites von neun Kindern<br />

in Eisleben geboren. Er studierte in Erfurt,<br />

wie im Mittelalter üblich, zunächst die<br />

„sieben freien Künste“ (septem artes liberales),<br />

anschließend Jura. Bald darauf veränderte<br />

ein Naturereignis Luthers Leben grundlegend.<br />

Am 2. Juli 1505 wurde der junge<br />

Student nach einem Besuch bei den Eltern<br />

auf dem Heimweg nach Erfurt von einem<br />

heftigen Gewitter überrascht. In Todesangst<br />

rief er die Heilige Anna um Hilfe an und gelobte,<br />

Mönch zu werden. Zwei Wochen später<br />

trat er dem Orden der Augustiner-Eremiten<br />

in Erfurt bei. Als Bruder Martin führte er<br />

ein strenges Mönchsleben. 1507 wurde er<br />

zum Priester geweiht. Er studierte an der neu<br />

gegründeten Universität in Wittenberg Theologie.<br />

1512 erwarb er seinen Doktortitel und<br />

übernahm als Nachfolger von Generalvikar<br />

Johann von Staupitz (Luthers Beichtvater und<br />

enger Freund) den Lehrstuhl der „Lectura in<br />

Biblia“ (Bibelauslegung) an der Wittenberger<br />

Universität, den er bis zu seinem Lebensende<br />

behielt.<br />

Irgendwann in den folgenden Jahren entdeckte<br />

Luther das „Prinzip der Gerechtigkeit<br />

Gottes“. Fortan vertrat Luther die Auffassung,<br />

Gottes ewige Gerechtigkeit sei ein Gnadengeschenk,<br />

das dem Menschen nur durch den<br />

Glauben an Jesus Christus gegeben werde.<br />

Damit wandte er sich gegen die Praxis des<br />

Collegium-maius, Studienort Luthers in Erfurt<br />

Dominikanermönchs Johannes Tetzel, der seit<br />

1515 im Auftrag des Kardinals Albrecht von<br />

Brandenburg den so genannten Petersablass<br />

vertrieb: Mit dem Erwerb von „Ablassbriefen“<br />

sollten sich die Menschen von ihren Sündenstrafen,<br />

ja sogar von ihren Sünden selbst<br />

loskaufen können. Luther sah sich zum Handeln<br />

verpflichtet, kritisierte öffentlich die Predigten<br />

und Geschäftspraktiken Tetzels.<br />

Schließlich nagelte er, so sagt es die Legende,<br />

am 31. Oktober 1517 seine berühmten<br />

95 Thesen an die Tür der Wittenberger<br />

Schlosskirche.<br />

Seine Artikel, ursprünglich für eine akademische<br />

Auseinandersetzung verfasst, verbreiteten<br />

sich durch den Buchdruck wie ein Lauffeuer<br />

in ganz <strong>Deutschland</strong>. Die römisch-katholische<br />

Kirche leitete im Juni 1518 gegen<br />

Martin Luther eine Voruntersuchung ein – der<br />

Vorwurf: Ketzerei. Bei einem Verhör<br />

durch den päpstlichen Gesandten<br />

Kardinal Kajetan in Augsburg,<br />

weigerte sich Luther erstmals,<br />

seine Schriften zu widerrufen.<br />

Einige Monate später zweifelte<br />

er bei einer Disputation an der<br />

Leipziger Universität die Unfehlbarkeit<br />

des Papstes und der Konzile<br />

an. Seine Schriften, die sich<br />

rasch verbreiteten, zogen am 15.<br />

Juni 1520 die päpstliche Bannandrohungsbulle<br />

nach sich. Luther<br />

verbrannte sie in Wittenberg öffentlich.<br />

Daraufhin wurde er am 3.<br />

Januar 1521 exkommuniziert.<br />

Nachdem er im Mai desselben Jahres auf<br />

dem Wormser Reichstag dem deutschen Kaiser<br />

Karl V. den Widerruf seiner Schriften verweigerte,<br />

wurde die Reichsacht über Luther<br />

verhängt.<br />

Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise,<br />

der um Luthers Leben fürchtete, ließ ihn auf<br />

dem Rückweg von Worms nach Wittenberg<br />

entführen und auf die Wartburg bringen. Dort<br />

hielt sich Luther zehn Monate unter dem Namen<br />

„Junker Jörg“ versteckt und übersetzte<br />

das Neue Testament ins Deutsche.<br />

Schon im März 1522 kehrte Luther nach<br />

Wittenberg zurück, wo er mit einer mehrtägigen<br />

Predigtreihe die Unruhen und den Bildersturm<br />

in der Stadt beendete. Im Oktober<br />

1524 beendete er sein Leben als Mönch.<br />

Acht Monate später, am 13. Juni 1525, heiratete<br />

er die ehemalige Nonne Katharina von<br />

Bora, mit der er sechs Kinder bekam. Seine<br />

letzte Reise führte Martin Luther zurück in seine<br />

Geburtsstadt Eisleben. Dort starb er am<br />

18. Februar 1546. Drei Tage später wurde<br />

der Reformator in der Wittenberger Schlosskirche<br />

beigesetzt.<br />

Drei mal Luther – drei mal Hammer<br />

Aus Anlass des Jubiläums beherrscht das<br />

Thema „500 Jahre Reformation“ dieses Jahr<br />

die kulturellen Veranstaltungskalender in zahlreichen<br />

Städten und Ferienregionen zwischen<br />

Rostock an der Ostsee und Rothenburg ob<br />

der Tauber.<br />

Herausragend sind dabei drei Nationale<br />

Sonderausstellungen in Berlin sowie in den<br />

Lutherstädten Eisenach und Wittenberg, mit<br />

denen Bund und Länder in einem einmaligen<br />

Projekt „Die volle Wucht der Reformation“<br />

dokumentieren (www.3xhammer.de). Mit jeweils<br />

eigenen inhaltlichen Schwerpunkten bereiten<br />

die drei sich ergänzenden und aufeinander<br />

aufbauenden Ausstellungen das Thema<br />

Reformation in all seinen Facetten und<br />

Ausprägungen auf.<br />

„Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus<br />

in der Welt“ ist der Titel der Ausstellung<br />

des Deutschen Historischen Museums im<br />

Martin-Gropius-Bau in Berlin (12.4.-<br />

5.11.<strong>2017</strong>). Im Mittelpunkt stehen hier die<br />

globale Vielfalt und Wirkungsgeschichte,<br />

aber auch die Konfliktpotenziale des Protestantismus<br />

zwischen den Kulturen. Sie erzählt<br />

mit herausragenden Exponaten, die vielfach<br />

Wartbug-Stiftung Eisenach<br />

www.wartburg.de<br />

Bannandrohungsbulle<br />

gegen Martin Luther<br />

500 Jahre Reformation<br />

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